Miniaturen sind es manchmal nur,
denen sich dieses Trio hingibt – doch das voller (Hinter-)Sinn für
Überraschungen und Kontraste. Statt Schubladen öffnen die japanische Pianistin, Percussionistin Marilyn
Mazur und Bassist Klavs Hovman
immer neue Klang-Türen gen
(Fernen) Osten, zum Zirkus oder in melancholische Sphären. Improvisieren und vertiefen, mal sanft, mal hingebungsvoll, stets aber voller Hingabe und stilistischer
Offenheit. Was sogar noch Raum für ein Flügelhorn lässt.
Schlagwort-Archive: Trio
Dieter Ilg Trio: B-A-C-H
Am Ende könnte Bach der erste Jazzer gewesen sein: Den Eindruck hinterlässt Dieter Ilg auf seinem neuen Album. Nicht nur, dass der Kontrabassist das berühmte „Air“ des barocken Übervaters wunderbar melodisch zu gestalten weiß, vor allem verpasst das Trio den bekannten Klassikern durch feine, geistreiche Improvisationen neue Gewänder. Nutzt Melodien und Impulse des Leipzigers für ebenso sanfte wie überraschende Variationen. Bach war und ist eben Anfang und Ende aller Musik.
Tingvall Trio: Cirklar
Seiner Liebe zur melodischen Seite des Jazz bleibt Martin Tingvall auch auf diesem Album treu. Und so zieht der Schwede Kreise („Cirklar“) der Klangschönheit, lässt mit seinen Mitstreitern Bassist Omar Rodriguez Calvo und Drummer Jürgen Spiegel sein „Karusellen“ durch einen weiten Stilkosmos laufen. Mal sphärisch, mal beschwingt, mal schwermütig, mal schwelgend – stets aber facettenreich. Irgendwie rund und doch im Fluss. Eben wie ein unendlicher Kreislauf betörender Klänge.
Maria Baptist: Poems without Words
Nein, zarte Klangspielereien sind auf diesem Album ihre Sache nicht. Stattdessen setzt Maria Baptist auf Intensität und Rhythmus, groovt entschlossen und packt auch beim Soul zu. Das sorgt für Power, zumal ihr Trio in diesen voll tönenden Gedichten mit Jan von Klewitz durch einen Saxophonisten ergänzt wird, der bei allem edlen Ton zuzupacken weiß. So dass einmal mehr eine ganz persönliche, von dichten Motiven geprägte Note entsteht – jenseits säuselnder Poesiealben.
Omer Klein: Sleepwalkers
Georg Wilhelm Friedrich Hegel gilt als Allzweck-Philosoph und ist deshalb für jeden da! So auch für den Jazzer Omer Klein. Bei seinem neuen Album „Sleepwalkers“ beruft sich der in Israel geborene Pianist auf den 1831 verstorbenen Idealismus-Profi und dessen Zitat „Kunst zeigt sich im Absoluten“. Omer Klein: Sleepwalkers weiterlesen
Michael Wollny: Nachtfahrten
Und nun? Was mache ich jetzt? Soll ich ebenfalls einstimmen in die Lobeshymnen, die unisono über Michael Wollnys neues Album ausgegossen werden? Oder finde ich wenigstens ein paar klitzekleine Mäusekegel mit denen ich meine Fähigkeiten als solider Kritiker und notorischer Nörgler unter Beweis stellen kann? Michael Wollny: Nachtfahrten weiterlesen
Guttenberger Brothers: One
Manouche ist ein Begriff, der wohl nicht häufig mit dem Jazz zusammengebracht wird. Manouche nennen sich die in Südfrankreich und angrenzenden Regionen lebenden Sinti. Die Guttenberger Brothers aus Stuttgart bringen nun die musikalischen Wurzeln ihres Volkes mit in den Jazz – sie machen eben Jazz Manouche. Guttenberger Brothers: One weiterlesen
The Bad Plus Joshua Redman
Muss das Runde eigentlich immer in das Eckige? Die meisten Alben von Joshua Redman gefallen mir: auch seine Live-Auftritte. The Bad Plus, ein Trio aus Minneapolis, mag ich ebenfalls: live wie auf Platte. Äußerst gewöhnungsbedürftig erscheint mir die Kombination dieser beiden unterschiedlichen musikalischen Welten – wenn das Kantige, Eckige von Bad Plus mit dem vollen runden, manchmal auch hektischen Ton von Redman The Bad Plus Joshua Redman weiterlesen
Omer Klein – sehr fein!
Es ist Freitag und in einer Kirche ist Konzert. – Nein, es ist Elbjazz und in der Hamburger Katharinenkirche stellt Jazzpianist Omer Klein Stücke seines neuen Albums „Fearless Friday“ vor. Und das Kirchenschiff leuchtet Omer Klein – sehr fein! weiterlesen
Omer Klein: Fearless Friday
Es sind diese kleinen Brüche und Verschiebungen, die Kleins Musik so ungeheuer reizvoll machen. Zum Beispiel in der Melodie des Titelstücks, die plötzlich verschoben wird, als habe sich der Pianist verspielt. Es gilt Brahms‘ Prinzip der ständigen Variation. Alles (Melodik, Harmonik, Rhythmik) ist einem Omer Klein: Fearless Friday weiterlesen
David Helbock Trio: Aural Colors
Ein paar offene Dissonanzen über grollendem Bass, perkussive Pattern auf dem Flügel mit teils sordinierten Saiten, dann legt das Trio los mit scheinbar luftigem Latin-Fusion-Jazz und einer harmlos anmutenden Melodie. Damit eröffnet David Helbock das Feld, auf dem dieses Album spielt. David Helbock Trio: Aural Colors weiterlesen
Gogo Penguin: V2.0
Gut – pubertierende iPhone-Aktivisten sind nicht unbedingt die besten Musikkritiker. Aber spätestens als mein 13-jähriger Sohn sagte „Papa, was hörst Du da eigentlich für eine langweilige Musik. Das kann doch am Klavier jeder“ dämmerte es mir: Meine Zweifel, Gogo Penguins Album V2.0 in die Tonne zu treten, sind unbegründet. Gogo Penguin: V2.0 weiterlesen
Emler, Tchamitchian und Echampard: Sad and Beautiful
Das Album des ETE-Trios beginnt mit einem Kontrabass-Prélude. Claude Tchamitchian zeigt unaufgeregt, was für ein ausdrucksvolles Melodieinstrument der Bass ist und wo die Reise hingeht: Die Töne der gestrichenen Saiten mäandern zwischen Grundton und Flageolett, fein ausgedachte Melodien werden Emler, Tchamitchian und Echampard: Sad and Beautiful weiterlesen
Larry Goldings, Peter Bernstein, Bill Stewart: Ramshackle Serenade
Larry Goldings, Peter Bernstein und Bill Stewart feilen hochkonzentriert, humorvoll und entspannt an ihrer sehr filigranen kammermusikalischen Kunst des gemeinsamen Musizierens. Stets kristallklar im Klang wie in ihren Gedanken grooven sie wie Hulle und geraten dabei nie je in Gefahr, Schweißperlen auf der Stirn zu bekommen.
Phronesis: Life To Everything
Dürfen die das? Eine britisch-skandinavische Jazzband, die sich einen altgriechischen Namen zulegt? Phronesis – was auf gut deutsch Klugheit heißt – kann eigentlich nur auf zwei Dinge hinweisen: Gnadenloses Selbstbewusstsein oder hemmungslose Dummheit. Hier trifft Punkt eins zu! Laut dem griechischen Allzweckphilosophen Platon ist Klugheit die „Vermittlerin zwischen göttlicher Weltordnung und menschlicher Selbstverwirklichung“. Im Falle des 2005 gegründeten Trios aus London kann man dem nur zustimmen: Phronesis sind drei Ausnahmetalente, deren musikalische Inspiration aus einer anderen Welt zu stammen scheint – dem Universum der Jazzgötter. Phronesis: Life To Everything weiterlesen