„Kom hem“: Das versteht auch hierzulande jeder. Und doch mussten die beiden Hamburger Fjarill-Ladies erst in die Ferne reisen, um zu ihren musikalischen Wurzeln zurückzufinden – Aino Löwenmark daheim in Schweden, Hanmari Spiegel in Südafrika. Und auf einmal ist nun die stilistische Freiheit im Kopf wieder da, betört der Elfengesang ebenso wie der zarte Geigenklang und das klare Klavierspiel. Entdecken die Fjarill-„Schmetterlinge“ mit Gastmusikern die Spielräume der Töne neu. Vertraut – und doch ganz anders.
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Unterbiberger Hofmusik: Stern über Biburg
Man konnte es gerade wieder in meiner zuständigen Dorfkapelle beobachten: Weihnachtsfeierlichkeiten und Musik gehen nicht immer eine harmonische Verbindung ein. Sei es, dass das Orgelvorspiel zum festlichen Gottesdienst eher an Hitlers Luftkrieg erinnert als der Einstimmung auf die Heilige Nacht dient, sei es, dass der Männerchor selbst bei „Stille Nacht“ noch „Wir fahren gegen Engelland“ durchklingen lässt: Nur manchmal streift bei solchen Anlässen das musikalisch Gemeinte tatsächlich das Musikalische. Auch die Weihnachts-CDs, die die Musikindustrie im Übermaß pünktlich zum kollektiven Konsumrausch raushaut, machen da keine Ausnahme. Sie scheinen ihre Existenz nur dem schönen Brauch des Schrottwichtelns zu verdanken. Aber es gibt auch seltene Ausnahmen. Unterbiberger Hofmusik: Stern über Biburg weiterlesen
Jasper van’t Hof: Oeuvre
Wenn ein alter Haudegen wie Jasper van’t Hof ein Album „Oeuvre“ nennt, dann schwingt der Topos des musikalischen Vermächtnisses unweigerlich mit. Und das fällt beim Pili-Pili-Mann, dem Wanderer zwischen Jazz, Weltmusik und Dancefloor erstaunlich konservativ aus: In klassischer Quartettbesetzung mit Schlagzeug, E-Bass und Saxofon bleibt der Pionier synthetischer Klänge strikt beim Klavier und führt so vor, dass man sein Werk bitte schön im Kontext des traditionellen Jazz hören soll. Und den Jasper van’t Hof: Oeuvre weiterlesen
Kerberbrothers Alpenfusion: Rising Alps
Aufruhr im Land der lila Kühe: Eine Volksmusikcombo beackert lustvoll die Musikwelt jenseits krachlederner Bierzeltzünftelei. Da wird kräftig zusammengerührt, was man freiwillig nicht zusammen denken mag: romantische Alphornidylle, ein swingender J.S.Bach, gezitherte Ländlerseligkeit, südamerikanische Rhythmen, ein Hackbrett, das sich als Orientale ausgibt, und Jodeln wie in Texas – nur eben authentisch deutsch und das alles immer schön vereint unter dem Mäntelchen von teils Kerberbrothers Alpenfusion: Rising Alps weiterlesen
Rez Abbasi’s Invocation: Suno Suno
Der pakistanische Gitarrist Rez Abbasi geht mit diesem Album zu seinen Wurzeln zurück.
Dabei schöpft er aus der pakistanisch-indischen Qawwali-Musik, mixt Blues und Gospel dazu, ziseliert mit feinem Gespür Jazziges hinein. Vermeintlich Traditionelles geht subtil in Modernes über – fein verwoben, spielerisch, energiegeladen, vibrierend. Abbasis Kompositionen kommen vor allem auch durch seine brillanten Mitstreiter zur Geltung, darunter Rudresh Mahanthappa (Altsaxofon) und Johannes Weidenmüller (Bass). Sie machen nachvollziehbar, was Qawwali auch ist: spirituelle Musik, mit der sich islamische Sufis in Ekstase versetzen. Das prägt dieses aufregende, geheimnisvolle musikalische Jazzabenteuer. Suno ist in Urdu übrigens die Aufforderung zuzuhören: Hier lohnt es sich auf jeden Fall. Deshalb: Suno Suno!
Sabine Meinert (15.1.2012)
Label: Enja
Track „Nusrat“ (Youtube)
Erik Truffaz: Rendez-Vous (Paris – Benares – Mexico)
Rastlos unterwegs in einer Endlosschleife von Konzerten überall auf der Welt globalisiert der Schweizer Trompeter und Elektrojazzer Erik Truffaz seine Schallplattenproduktion: Die vorliegende Drei-CD-Box bündelt drei Projekte aus drei Städten dreier Kontinente. Erste Station, Paris: belanglos-harmloser Simpelpopjazz mit Sly „Ich-kann-eine-Beatbox-imitieren-wie-Bobby-McFerrin“ Johnson. Zweite Station, Mexiko-Stadt: Bei den minimalistischen Ambient-Spielereien mit dem Elektro-Musiker Murcof entwickelt Truffaz aus wenigen Keimzellen imposante musikalische Gebilde.
Dritte Station, Benares: Der mit traditionellen indischen Elementen angereicherte Jazz (zusammen mit Malcolm Braff, Indrani und Apurba Mukherjee) ist zwar nicht neu, aber das spannendste Projekt dieser Box. Sven Sorgenfrey (5.1.2009)
Label: Blue Note/EMI