Schlagwort-Archive: Bass

Kinga Glyk: Dream

Eine 20-Jährige als neues Jazzwunder? Schon erstaunlich, wie Kinga Glyk allenthalben gefeiert wird – doch wer die Augen schließt und sich ihrem dritten (!) Album hingibt, hört schnell warum: Die polnische Bassistin versteht es Geschichten zu erzählen. Virtuos und doch zugleich leicht und unaufdringlich. Hat sich das Beste aus Jazzrock, Fusion und Modern Jazz vergangener Jahrzehnte abgelauscht und voller Spaß, Groove und Power mit eigenen Ideen versehen. Wahrlich ein Traum aus der Tiefe der Saiten!

Dieter Ilg Trio: B-A-C-H

Am Ende könnte Bach der erste Jazzer gewesen sein: Den Eindruck hinterlässt Dieter Ilg auf seinem neuen Album. Nicht nur, dass der Kontrabassist das berühmte „Air“ des barocken Übervaters wunderbar melodisch zu gestalten weiß, vor allem verpasst das Trio den bekannten Klassikern durch feine, geistreiche Improvisationen neue Gewänder. Nutzt Melodien und Impulse des Leipzigers für ebenso sanfte wie überraschende Variationen. Bach war und ist eben Anfang und Ende aller Musik.

Hendrika Entzian Quartet: Turnus

Der Kontrabass steht selbst im Jazz-Orbit nicht immer im Rampenlicht. Esperanza Spalding hat begonnen, das zu ändern. Ihrem Beispiel folgt die 30-jährige Hendrika Entzian und hat dabei genügend Selbstbewusstsein, um ihrem eigenen Quartett vorzustehen und es mit Eigenkompositionen auszustatten. Auf dem Debütalbum des Hendrika Entzian Quartets Hendrika Entzian Quartet: Turnus weiterlesen

Ron Carter & WDR Big Band: My Personal Songbook

Begeisterung: Frank Zappa hat sich geirrt! Der Jazz ist nicht tot – und er riecht auch nicht schlecht. Dies beweist Ron Carter mit seinem neuen Album, das er mit der WDR-Bigband eingespielt hat. Auf „My Personal Songbook“ kultiviert das Ausnahmetalent aus Michigan die besten Momente zeitlos guten Jazz‘. Schon der Opener „Eight“ zeigt wohin die Reise geht Ron Carter & WDR Big Band: My Personal Songbook weiterlesen

Massoud Godemann & Gerd Bauder: Togetherness

Hartnäckigkeit. Vielleicht würde mancher auch von Penetranz sprechen, aber es ist einfach die Liebe zur Musik im Allgemeinen und zum Jazz im Besonderen, die Massoud Godemann antreibt. Ganz gleich, ob es nun um Aufmerksamkeit bei Journalisten für sein jüngstes Album geht oder um die Schärfung des Bewusstseins beim Publikum, dass auch eine halbakustische Gitarre weit mehr als nur virtuos zu gniedeln vermag. Massoud Godemann & Gerd Bauder: Togetherness weiterlesen

Dave Holland: Prism

Dave Holland Prism CoverHebt der Fusion-Jazz erneut sein schmutziges Haupt? Versucht er sich sogar mit Freejazz-Versatzstücken in unsere durch aktuelle Popproduktionen stark in Mitleidenschaft gezogenen Gehörgänge zu fräsen? Oder will schon wieder ein unter Geldmangel leidender Musikhalodri in den angeblich siebten Himmel des zeitlos schlechten Jazz aufsteigen? Nein – das neue Album des Bassisten Dave Holland ist bestenfalls Cloud Nine – macht aber keinesfalls süchtig. Dave Holland: Prism weiterlesen

Avishai Cohen: Almah

Cover Avishai CohenKurs… Vergangenheit: War Avishai Cohen auf seinem letzten Album noch auf allen „Seven Seas“ unterwegs, schlägt der Kontrabassist jetzt den Weg zurück zu seiner frühesten Inspirationsquelle ein – der Klassik. Nun ist Retro ja immer mal wieder angesagt und grundsätzlich nichts gegen eine wohl tönende Oboe oder gar ein dialogisierendes Streichquartett zu sagen, doch hier verlieren sich die Kompositionen des Israeli immer wieder in allzu harmonischer Melodienseligkeit. Da atmet der Jazzfreund auf, wenn bisweilen hebräische Einflüsse zumindest einmal für Avishai Cohen: Almah weiterlesen

Dieter Ilg: Parsifal

Dieter Ilg: ParsifalZwei Jahre nach seiner grandiosen Adaption von Verdis „Otello“ hat sich Dieter Ilg mit seinem Trio über „Parsifal“ hergemacht, das frömmelnde letzte musikdramatische Werk von Richard Wagner, dessen 200. Geburtstag wir in diesem Jahr kaum entgehen können. Wie nicht anders zu erwarten schöpft Dieter Ilg daraus nicht etwa einen verquasten Bühnenweihfestjazz, sondern er geht die Suche nach dem Heiligen Gral völlig unverkrampft und heiter an. Er befreit Wagners Motive von Schwulst, Pathos, Schwere und romantischem Kitsch, reduziert die der Oper Dieter Ilg: Parsifal weiterlesen

Avishai Cohen: Duende

Avishai Cohen - DuendeEs muss eine musikalische Liebe auf den ersten Klang gewesen sein, als der Bassist Avishai Cohen den Pianisten Nitai Hershkovits in einem kleinen Café in Tel Aviv zum ersten Mal spielen hörte. Und die schützt er nach Kräften: Kein weiteres Instrument soll die Zweisamkeit stören. In der Tat hört man selten ein Duo, das so im Einklang bis in die feinsten harmonischen und rhythmischen Feinheiten hinein musiziert (Chick Corea und Gary Burton können eine ähnliche Nähe erreichen). Ob sie Avishai Cohen: Duende weiterlesen

Esperanza Spalding: Radio Music Society

Esperanza Spalding - Radio Music SocietyDas viel gelobte und Grammy-gekrönte Vorgängeralbum „Chamber Music Society“ sollte ein Pendant bekommen. Nun liegt „Radio Music Society“ vor: ein Mix aus Coverversionen und Eigenem, im bunten Gewand aus Pop, Funk, Soul, Big Band und Jazz. Spalding selbst überzeugt als Bassistin und Sängerin mit solidem Handwerk und Esprit, ergänzt von zahlreichen, durchaus namhaften Gastmusikern. Das Ergebnis klingt frisch und natürlich, spielerisch leicht, zuweilen kokett, immer aber relaxt. Spalding Esperanza Spalding: Radio Music Society weiterlesen

Dieter Ilg Trio: Otello live at Schloss Elmau

Dieter Ilg Trio - Otelo Live At Schloss ElmauIrgendwann reichte es Dieter Ilg nicht mehr, einfach nur einer der besten Bassisten dieses Planeten zu sein. Ein Projekt musste her, das tief aus dem Herzen kommt und einfach alles beinhaltet. In der Oper „Otello“ fand Verdi-Fan Ilg den Stoff, aus dem er sein Experiment speisen konnte. Denn einige Harmonien in Verdis Musik, ihre Dramatik und ihr ständiges Variieren bieten hervorragende Anknüpfungspunkte für eine Neuinterpretation aus der Sicht eines Jazzers. Mit Rainer Böhm (Klavier) und Patrice Héral (Schlagzeug) startete Ilg seinen Othello als Studioprojekt. Nun – nach zwei Jahren Konzerten mit der Adaption, gibt es eine Liveversion. Die Stücke haben abermals gewonnen: Ungeheuer dicht ist das Zusammenspiel, in jedem Moment gibt es Neues zu erlauschen – nicht nur für Kenner der Verdi-Oper. Sven Sorgenfrey (27.11.2011)

Label: ACT