Begeisterung: Frank Zappa hat sich geirrt! Der Jazz ist nicht tot – und er riecht auch nicht schlecht. Dies beweist Ron Carter mit seinem neuen Album, das er mit der WDR-Bigband eingespielt hat. Auf „My Personal Songbook“ kultiviert das Ausnahmetalent aus Michigan die besten Momente zeitlos guten Jazz‘. Schon der Opener „Eight“ zeigt wohin die Reise geht – zu der lebendigen Tradition großer moderner Orchester in den fünfziger und sechziger Jahren.
Ron Carter ist eine Musik-Legende – und das nicht erst seit gestern. International bekannt wurde er 1961 durch das Jahrhundertwerk „Out of he cool“ von Gil Evans und 1968 im zweiten Quintett der Jazz-Säulenheiligen Miles Davis. Gespielt hat der amerikanische Bassist und Cellist mit nahezu allen Großen des internationalen Jazz. Die Palette reicht von Wes Montgomery und Antônio Carlos Jobim über Quincy Jones und Stan Getz bis zu Herbie Hancock und Billy Cobham – und, und und ….
Von „Ah, Rio“ bis „Waiting For The Beep“ präsentiert der mittlerweile 78-jährige Musiker zeitlosen Modern Jazz ohne große Schnörkel: perlende Pianoläufe und kontrollierte Bläsersoli in einem absolut timingsicheren rhythmischen Korsett. Wunderbar stimmige Arrangements, in denen die Solisten von Johan Hörlen (as) über Olivier Peters (ts) bis Wim Both ( tp) genügend Freiheiten haben, sich musikalisch auszubreiten. Grandios!
Und über all dem liegen die federnden – mal konzertant, mal funkig wirkenden – Bassläufe dieses Ausnahmetalents. Mit über 2500 Aufnahmen schrieb Carter nicht nur Jazzgeschichte sondern auch ein gutes Stück Musikgeschichte. Sogar HipHop-Acts samplen immer wieder seine Bassläufe.
Eingespielt hat Carter auf „My Personal Songbook“ ausschließlich Eigenkompositionen – aber nur solche Stücke die in seiner musikalischen Vita eine herausragende Rolle spielten. „Rceipt, please“ nahm er 1972 mit Jim Hall auf. „Doom Mood“ spielte er als „Mood“ mit Davis ein, dann „mehrere Male als „Doom“. „Little Waltz“ erschien 1969 erstmals auf „Uptown Conversation“ (mit Herbie Hancock) und dann auch in mehreren anderen Besetzungen. Orchestertauglich arrangiert hat diese – mittlerweile zu Standards gewordenen – Titel der WDR-Chef-Dirigent Richard DeRosa,
Der Jazzbassist Stanley Clarke sagte einmal über Carter: „Man stelle sich vor, es gäbe keinen Ron Carter, dann gäbe es so viel weniger Kunst auf dieser Welt.“ Recht hat er.
Willy Theobald
Fotos: PR/WDR/Ines Kaiser (2)
Label/Vertrieb: Label: In & Out/Inakustik