Manouche ist ein Begriff, der wohl nicht häufig mit dem Jazz zusammengebracht wird. Manouche nennen sich die in Südfrankreich und angrenzenden Regionen lebenden Sinti. Die Guttenberger Brothers aus Stuttgart bringen nun die musikalischen Wurzeln ihres Volkes mit in den Jazz – sie machen eben Jazz Manouche. Das erste Album von Knebo und Mano Guttenberger sowie Branko Arnsek heißt „One“ und soll wohl ihr Anfang auf genau diesem Feld sein – wie so häufig beim Manouche passiert das „en famille“.
Was die drei zusammen mit den Gastmusikern Stefan Koschitzki (sax), Christoph Raff (dr) und Frank Eberle (p) zu Gehör bringen, klingt relaxt und swingt. Und ist versehen mit diesem echt lebenshungrigen Touch. Manchmal hat es auch was von klassischem Barjazz – Sinatra scheint da ein wenig durchzutröpfeln. Pop ist irgendwie auch dabei. Auf jeden Fall: Gefühle werden hörbar, Stimmungen schwingen mit. Entspannung macht sich breit.
Ungewohnt ist im ersten Moment, dass deutsche Texte zu solcher Musik gehören. Und: Erst spät meine ich, etwas erkennen zu können, das an Musikgut der Manouche erinnert. Ist aber nicht schlimm. Es klingt gut. Auch ein paar Cover in Englisch passen prima da rein. Es bleibt relaxt, dazu trägt die Stimme von Knebo bei. Und beim Song von Roger Cicero (Zu zweit) muss man schon überlegen, ob hier nicht das Original zu hören ist, so sehr scheint es zu den Guttenberger Brothers zu gehören.
Gipsy Swing Style wird die Guttenberger-Mischung auf dem CD-Umschlag genannt. Was durchblitzt, lässt die Gedanken fließen: Ein Frühlingstag, an dem die Gitarre fröhliches Hüpfen über sattgrüne Wiesen vor Augen führt; Flöte und Klavier tupfen Punkte auf jeden Sonnenstrahl. Oder ein lebhaftes Zwiegespräch unter Freunden. Oder … Ach Sie werden es ja hören. Manchmal fragt man sich, ob und wie viel Inspiration der in Deutschland wohl bekannteste Sinti-Musiker Django Reinhardt beigesteuert hat. Einer seiner Titel – Artellerie Lourdes – ist auf jeden Fall auch auf dieser CD dabei. Passt.
Hier und da fehlt der CD noch ein kleiner Glanzpunkt, etwas Schimmer auf den rosigen Wangen. Aber das wollen wir nicht bemäkeln. Auf jeden Fall eine hörenswerte Scheibe.
Sabine Meinert
Foto: 59 Music/PR
Video