Schlag neun sitzt Will Boulware an seinen Keyboards und fängt schon mal an. Bruno Speight und Rodney “Skeet” Curtis, zwei Typen, die lückenlos einen Türrahmen ausfüllen, und Drummer Marcus Parker machen dann auch mal ein bisschen mit. Sutsche! Mit angezogener Handbremse. Dann, so will es das Ritual, kommt Maceos Managerin Natasha Maddison in Jacke und mit Handtasche auf die Bühne, zuppelt Maceos Mikrofon auf ihre Höhe herunter und sagt ihn mit britischem Akzent an, den Godfather of Funk, den „Funkiest Saxophone Player in the World“: Mr! Maceo! Parker! Make it funky! – Maceo Parker live in Hamburg weiterlesen
Stacey Kent: The Changing Lights
Sie kann es einfach. Mit ihrer zarten, mädchenhaften Stimme schleicht sich Stacey Kent ein in trübe Nachmittage, tupft federleicht erheiternd-beruhigende Klänge ins Gemüt. Auf ihrer neuen CD reiht die 45-Jährige sorgfältig ausgewählte Stimmungsbilder aneinander: hell und feinsinnig, sanft beschwörend, schmeichelnd und smart. Erneut entführt Kent ins Brasilianische und packt ein kleines, sinniges Hörpaket aus Bossa-Nova-Klassikern, Samba und einigen Eigenkompositionen, für die sie sich Texte unter anderem vom japanischen Stacey Kent: The Changing Lights weiterlesen
15 Fragen an Lizz Wright
Wovon haben Sie letzte Nacht geträumt?
Lizz Wright: Ich erinnere mich eigentlich nie an die Träume der Nacht. Von daher kann ich nur hoffen, dass ich heute Nacht von prächtigen Pfauen, Orchestern und wunderbaren Abendkleidern träumen werde…
Welches Konzert/welche Platte hat Sie zum Jazz gebracht?
Auf die Frage gibt es viele Antworten. Früh beeinflusst hat mich Marian McPartland und ihre Radiosendung „Piano Jazz“, in der sie mehr als drei Jahrzehnte lang Jazzmusiker präsentiert hat. Eine echte musikalische Entdeckung, ja geradezu eine Schlüsselbegegnung war später dann für mich Betty Carters Album „Inside Betty Carter“ aus dem Jahr 1964. 15 Fragen an Lizz Wright weiterlesen
The Impossible Gentlemen: Internationally Recognized Aliens
Ist der 72-jährige Bassist Steve Swallow ein neuer Stanley Clarke? Sound und Technik des Openers „Heute Loiter“ erinnern an Clarks 70er-Jahre-Smash-Hit “School Days”. Aber das ist nur der Einstieg. Weiter geht es auf „Internationally Recognised Aliens“ – dem zweiten Album der amerikanisch-englischen Supergroup The Impossible Gentlemen – mit einer entspannten Pauschalreise durch die Fusion-Jazz-Geschichte.
Gitarrist Mike Walker scheut sich nicht vor eingängigen Versatzstücken, die auch bei Hardrockbands überzeugen. Das gelingt ihm jedoch auf einem Niveau, das nur wenige Popklampfer erreichen. Der 50-jährige Engländer spielte The Impossible Gentlemen: Internationally Recognized Aliens weiterlesen
Magnus Öström: Searching For Jupiter
Das zweite Album Magnus Öströms nach dem Verlust von Esbjörn Svensson, in dessen Trio er trommelte und mit dem er seit seinem neunten Lebensjahr spielte, trägt den programmatischen Titel „Searching For Jupiter“. Man kann fast greifen: Es ist nach all der Zeit eine noch immer emotional wechselvolle Suche Öströms nach einem neuen Gravitationszentrum, nach einem Anker, nach Normalität.
Rhythmische Pattern stehen im Vordergrund, Schlagzeug, Bass und Klavier arbeiten kraftvoll Magnus Öström: Searching For Jupiter weiterlesen
15 Fragen an Fjarill: Aino Löwenmark und Hanmari Spiegel
Wovon habt Ihr letzte Nacht geträumt?
Aino Löwenmark und Hanmari Spiegel: Es war eine kurze, traumlose Nacht. Normalerweise träumen wir beide nicht so viel. Das ist vielleicht unromantisch, aber wir nutzen die Zeit zum Schlafen, da die Nächte meistens kurz und die Tage lang sind. 15 Fragen an Fjarill: Aino Löwenmark und Hanmari Spiegel weiterlesen
Fjarill: Tiden
Manchmal im Leben passt es einfach. Menschlich, musikalisch, atmosphärisch. „Ainos Gesang hat damals etwas ganz tief in mir berührt“, erinnert sich Hanmari Spiegel an ihre erste Begegnung mit der schwedischen Sängerin und Pianistin. „Da klang eine Ehrlichkeit und Klarheit durch, die ich aus meiner südafrikanischen Heimat kannte und liebte.“ Und als kurz darauf für einen Weihnachtsbasar ein paar Musiker gesucht wurden, ward aus dem Fan und der Künstlerin urplötzlich ein Duo. „Das hat richtig Spaß gemacht, wir haben einfach improvisiert, und doch Fjarill: Tiden weiterlesen
Trio Elf: Amsterdam (live)
Klaviertrios sind oft ziemlich delikate Gebilde. Die kleine Besetzung erfordert nicht nur äußerste Präzision und Präsenz von den Musikern, sie legt ihnen auch eine kammermusikalische Intimität nahe. Das Trio Elf bricht fröhlich mit dieser Tradition. Die Drei experimentieren mit Klängen elektronischen Verfremdungen, mit Formen und Rhythmik.
Dabei aber hängen sie die Zuhörer nicht ab. Ganz im Gegenteil: Furios springen sie durch die Genres, grasen alle möglichen und unmöglichen Inspirationsquellen ab. Drum and Bass ist viel dabei. Zwischendurch aber Trio Elf: Amsterdam (live) weiterlesen
Gregory Porter: Liquid Spirit
Die Sehnsucht nach dem Erlöser treibt ja schon immer die buntesten Blüten. Dazu gehört auch, dass die Musikgemeinde stets auf der Suche zu sein scheint nach der neuesten „Soulhoffnung“. Mit diesem Etikett wird gerade Gregory Porter durch die Promomühle getrieben, ein hühnenhafter Mann, der mysteriöserweise erst vor drei Jahren mit 39 aus dem Nichts auftauchte, stets seine Ohren bedeckt (keiner weiß warum), jede Menge Charisma besitzt und mit seinem kräftigen Bariton als Reinkarnation von Barry White aufgebaut wird. Gregory Porter: Liquid Spirit weiterlesen
„Das ist für uns wie Metal-Musik“ – Fjarill live
Ein warmer Spätsommerabend in Hamburg. Pendler eilen heimwärts, Touristen machen Überstunden und irren mit Papierstraßenkarten am Hafen entlang. Auf der Meile zwischen den Landungbrücken und Övelgönne liegt inmitten von Fischmärkten und Bugsierschiffen direkt am Wasser der Firmensitz des Labels Edel. Von hier aus hat man einen prachtvollen Blick auf die Elbe, Ladekräne und die marode Köhlbrandbrücke. Dumpfes Dröhnen von Schiffmotoren, Möwenschreie und das Kreischen von öldurstigen Seilwinden weht von Süden herüber. Hier also, im nüchternen Foyer neben den Fahrstühlen wollen die schwedischen Sangesfeen ihr neues Album „Tiden“ aus der Taufe heben.
Mit den ersten Klängen versetzen Aino Löwenmark und Hanmari Spiegel das Publikum in ihre verzauberte Welt. Ihre traumschönen Stimmen verwandeln jede Herzensregung in Wohlklang, in den man eintauchen möchte wie in ein Schaumbad. „Das ist für uns wie Metal-Musik“ – Fjarill live weiterlesen
Dombert’s Urban Jazz: 16/8
Städtische Kultur gilt landläufig als Voraussetzung von Jazzmusik. Wovon also grenzt sich „Urban Jazz“ ab? Gibt es pastoralen, maritimen oder alpinen Jazz? In post-postmodernen Zeiten will man das nicht ganz ausschließen. Die Frage aber, warum Andreas Dombert seine Band so nennt, ergibt sich beim Hören von selbst, denn diese Musik klingt einfach nach Großstadt. Und sie spiegelt einige Kernaspekte der Lebenswirklichkeit von Metropolen wider.
Das Konzept dieser Combo ist der Kontrast von Peter Sandners teils hörspielartigen Dombert’s Urban Jazz: 16/8 weiterlesen
George Benson: Inspiration: A Tribute To Nat King Cole
Nat King Cole ist fast 50 Jahre nach seinem Tod immer noch eine Verneigung wert – fand nach seiner Tochter Natalie auch George Benson. Wie der Titel sagt, empfindet er Inspiration, wenn er den großen Crooner hört. Ehrfurchtsvoll ist die Hommage aber nur zum Teil. Gitarrist und Sänger George Benson versucht, seinen eigenen Weg, seine persönliche Form der Annäherung zu finden. Und gleichzeitig, Pop und Jazz zu verbinden. Mit großem Orchester legt Benson los – ein bisschen Pomp muss sein. 42 Mann bietet er auf und setzt mit den Sängerinnen George Benson: Inspiration: A Tribute To Nat King Cole weiterlesen
Natalie Cole: En español
Das Cover verspricht rassige Rumba und feurigen Flamenco. Doch Natalie Cole lässt es auf ihrem neuen Album etwas ruhiger angehen. Nichtsdestotrotz gibt es Latino-Feeling zuhauf. Beliebte Klassiker hat Natalie Cole sich ausgesucht. Einige machte bereits ihr Vater berühmt und bekannt. Andere gehören – hörbar – zu ihren persönlichen Lieblingsmelodien. Und weil so vieles die 63-Jährige an die Songs bindet, ist die Scheibe so eingängig geworden.
Cole entführt in die Vergangenheit und macht doch deutlich, wie zeitlos die Songs sind. Altes und Natalie Cole: En español weiterlesen
Inga Rumpf: White Horses
Vinyl ist ja Glaubenssache. Manchmal aber lohnt es sich sogar für überzeugte Anhänger digitaler Klangträger, den alten Plattenspieler abzustauben und eine Scheibe aufzulegen. Ganz besonders, wenn eine Künstlerin wie Inga Rumpf sich verewigt – und zwar diesmal nur auf schwarzen Vinylscheiben.
Die 67-Jährige hat sich ins Hamburger Studio von Joja Wendt begeben und Bluesiges vor ein paar handverlesenen Gästen eingespielt – mit Herzblut, einladender Intimität und Esprit. Der Live-Mitschnitt wird dominiert Inga Rumpf: White Horses weiterlesen
John Scofield: Überjam Deux
Man könnte John Scofields Werk hören als ein Abarbeiten des Themenfelds, das er in seiner Zusammenarbeit mit Miles Davis abgesteckt hat. Diesmal sind dran: funkiger Groove und Reduktion aufs Wesentliche. Wartete das Album „Überjam“ (2002), auf das sich die aktuelle CD ostentativ bezieht, noch mit indischen Exotismen, reicher elektronischer Soundspielerei sowie Bass & Drum Anklängen auf, ist die Nr. 2 sehr reduziert und gradlinig. John Scofield: Überjam Deux weiterlesen
