Magnus Öström: Searching For Jupiter

Das zweite Album Magnus Öströms nach dem Verlust von Esbjörn Svensson, in dessen Trio er trommelte und mit dem er seit seinem neunten Lebensjahr spielte, trägt den programmatischen Titel „Searching For Jupiter“. Man kann fast greifen: Es ist nach all der Zeit eine noch immer emotional wechselvolle Suche Öströms nach einem neuen Gravitationszentrum, nach einem Anker, nach Normalität.
Rhythmische Pattern stehen im Vordergrund, Schlagzeug, Bass und Klavier arbeiten kraftvoll an einem dichten Geflecht. Die elektrische Gitarre darf mit sphärischen Klängen gelegentlich ausbrechen, weite Räume öffnen. Öström öffnet seinen Jazzrock in die Richtung eines mitunter krachenden Progressive Rock.
Das Album beginnt mit „The Moon (And The Air It Moves)“, einem sehr reduzierten Präludium. Ein Stück aus Klang, bewegt und seltsam statisch zugleich. Die Nummer zwei, „Dancing At The Dutchtreat“ ist ein rockig-folkloristisches Upbeatstück, ein Statement: Schluss mit Trauer, es geht nach vorn! Der nächste Titel, „Mary Jane Doesn’t Live Here Anymore“ fällt zurück in grüblerische Melancholie. Das Titelstück umschreibt die Verfassung Öströms: Es dauert lang, bis es sich zwischenzeitig aus seinen kreisförmigen Grundmotiv löst, sich öffnet, sich losreißt. – So geht die Suche weiter und Endet mit einiger Mühe fast optimistisch in „The End of Eternity“.
Öström bleibt vorerst im sicheren Terrain des Rhythmisch-Motivischen haften, seine vertraute Welt, in der er gefahrlos agieren und herumprobieren kann. Für die Rückeroberung des Melodiösen findet er Ansätze, aber es scheint, dass er sich noch nicht traut, diesen Weg weiterzugehen. Es ist ein wenig beklemmend, Magnus Öströms bei seinem schonungslosen Umgang mit seiner Trauer und seinem Ringen um einen Neubeginn zuzuhören. Aber so ist es wohl immer, wenn Sublimierung im Spiel ist. Der Zuhörer mag sich trösten: Es haben beide Seiten etwas davon.
Sven Sorgenfrey

Label: ACT