Es ist alles so leicht – und dennoch stark und strahlend. Das bleibt, wenn der letzte Ton der neuen CD von Torun Eriksen verklungen ist. Und die Frage, ob das nun tatsächlich Jazz war. Das ist aber eigentlich egal. Die Sängerin präsentiert mit der neuen Veröffentlichung, was ihr wichtig ist – Intensität, Klarheit, Originalität gepaart mit Leichtigkeit und unaufgeregtem Charme. Torun Eriksen: Visits weiterlesen
Michael Wollny Trio: Weltentraum
Da spielt einer. Mit sich und seiner Hörerschaft, mit Zeit und Raum – und natürlich den beiden Kollegen. Sein Leben – eine Klangbibliothek, Michael Wollny nimmt sich hier ein Stück aus dem 14. Jahrhundert, dort von Wolfgang Rihm und lässt dann die Musik erst einmal passieren. Lässt sich inspirieren und nimmt Stimmungen auf und zerpflückt sie: Seien es nun bekannte Themen wie aus dem Volkslied „Das Mühlrad“ oder von Pink, Motive von Hindemith oder Berg. Hier ein paar Jazzakkorde, dort ein paar Freestyle-Elemente, doch über weite Strecken auch eine schon fast vertraut-wohlige Zugänglichkeit. Michael Wollny Trio: Weltentraum weiterlesen
Stefan Gwildis im Interview: „Materielle Güter werden nie der Weisheit letzter Schluss sein“
Mr. Soul? Nun, spätestens seit Stefan Gwildis gemeinsam mit der NDR Bigband „Das mit dem Glücklichsein“ angepackt und auf dem gleichnamigen Album eingespielt hat, lässt sich der charismatische Mann mit dem rauen, schwarzen Stimmschmelz nicht mehr auf dieses Genre eingrenzen: Der Hamburger hat einfach den Jazz in all seinen Facetten in der Reibeisen-Kehle. Aktuell sind das Weltklasse-Ensemble und der 55-Jährige mit den eingedeutschten Klassikern von Cole Porter bis Jamie Cullum auf Tour durch die Republik – und der unverschämt gut aussehende Mann setzt dabei mitnichten allein auf Jazz-Liebhaberinnen: „Das sind ja keineswegs nur Frauen bei mir im Publikum – ich bin ja nicht Howard Carpendale“, schmunzelt der Soulbrother. Christoph Forsthoff hat mit Stefan Gwildis über Jazz, Heinz Erhardt und das Glück gesprochen. Stefan Gwildis im Interview: „Materielle Güter werden nie der Weisheit letzter Schluss sein“ weiterlesen
Dave Holland: Prism
Hebt der Fusion-Jazz erneut sein schmutziges Haupt? Versucht er sich sogar mit Freejazz-Versatzstücken in unsere durch aktuelle Popproduktionen stark in Mitleidenschaft gezogenen Gehörgänge zu fräsen? Oder will schon wieder ein unter Geldmangel leidender Musikhalodri in den angeblich siebten Himmel des zeitlos schlechten Jazz aufsteigen? Nein – das neue Album des Bassisten Dave Holland ist bestenfalls Cloud Nine – macht aber keinesfalls süchtig. Dave Holland: Prism weiterlesen
Avishai Cohen: Almah
Kurs… Vergangenheit: War Avishai Cohen auf seinem letzten Album noch auf allen „Seven Seas“ unterwegs, schlägt der Kontrabassist jetzt den Weg zurück zu seiner frühesten Inspirationsquelle ein – der Klassik. Nun ist Retro ja immer mal wieder angesagt und grundsätzlich nichts gegen eine wohl tönende Oboe oder gar ein dialogisierendes Streichquartett zu sagen, doch hier verlieren sich die Kompositionen des Israeli immer wieder in allzu harmonischer Melodienseligkeit. Da atmet der Jazzfreund auf, wenn bisweilen hebräische Einflüsse zumindest einmal für Avishai Cohen: Almah weiterlesen
Robert Glasper Experiment: Black Radio 2
Das Cover deutet es an und der Albumname sagt es ebenfalls: „Black Radio 2“ ist ein Werk mit vielen Facetten und erhebt Anspruch auf Geltung in vielen Zusammenhängen. Es tritt die Nachfolge seines überaus erfolgreichen Vorgängers an, will aber mehr sein als nur ein Sequel. Es kennt viele Stilrichtungen und hat doch durchgehend einen eigenen Stil. Die CD hat viele Facetten und ist doch aus einem Guss.
Glasper scheint dem Jazz den Rücken gekehrt zu haben. Es lohnt sich dennoch, ihm zuzuhören. Denn seine Musik hat eine Botschaft, ist authentisch. Dieser Robert Glasper Experiment: Black Radio 2 weiterlesen
Unterbiberger Hofmusik: Stern über Biburg
Man konnte es gerade wieder in meiner zuständigen Dorfkapelle beobachten: Weihnachtsfeierlichkeiten und Musik gehen nicht immer eine harmonische Verbindung ein. Sei es, dass das Orgelvorspiel zum festlichen Gottesdienst eher an Hitlers Luftkrieg erinnert als der Einstimmung auf die Heilige Nacht dient, sei es, dass der Männerchor selbst bei „Stille Nacht“ noch „Wir fahren gegen Engelland“ durchklingen lässt: Nur manchmal streift bei solchen Anlässen das musikalisch Gemeinte tatsächlich das Musikalische. Auch die Weihnachts-CDs, die die Musikindustrie im Übermaß pünktlich zum kollektiven Konsumrausch raushaut, machen da keine Ausnahme. Sie scheinen ihre Existenz nur dem schönen Brauch des Schrottwichtelns zu verdanken. Aber es gibt auch seltene Ausnahmen. Unterbiberger Hofmusik: Stern über Biburg weiterlesen
Pe Werner: „Dies ist der meist missverstandene Liebessong“
Theater, Konzertsaal oder Kleinkunstbühne, Sinfonieorchester, Rockband oder Bigband: Es gibt nur wenige Künstler, die vielfältiger aufgestellt sind als Pe Werner. Da überrascht es schon, dass ausgerechnet diese Alleskönnerin nun mit „Ne Prise Zimt“ ein Weihnachtsalbum herausgebracht hat – auf dem es indes dank der hr-Bigband herrlich swingt, klingt und groovt. Ohne dass die 53-jährige Wahl-Kölnerin darüber die zarten Jazzballadentöne vergessen hätte: Die gehören nun einmal zum Fest dazu. Letzteres feiert sie übrigens „ganz klassisch wie alle anderen auch“ im Kreis ihrer Familie im Odenwald: „Essen, essen, essen – Geschenke, Geschenke, Geschenke…“ Doch zuvor hat Christoph Forsthoff noch mit Pe Werner über Zimtgebäck, Glück und das große Kribbeln gesprochen. Pe Werner: „Dies ist der meist missverstandene Liebessong“ weiterlesen
Klazz Brothers & Cuba Perucssion: Classic meets Cuba II
Zurück zu den Wurzeln – oder auch: Warum nicht den größten Erfolg nochmal wiederholen? Ob letzteres so einfach ist, wird der Verkauf des Albums „Classic meets Cuba II“ zeigen, dass ersteres auch nach mehr als einem Jahrzehnt noch zu einer ebenso bezwingenden wie zwanglosen Synthese führen kann, lassen die Klazz Brothers und Cuba Percussion einmal mehr hören. Ihr Rezept hat dabei über die Jahre nichts an Frische verloren: Unverwüstliche Klassik-Hits von Dvorak, Bach oder Rachmaninow werden mit kubanischen Rhythmen Klazz Brothers & Cuba Perucssion: Classic meets Cuba II weiterlesen
Eric Clapton: Crossroads Guitar Festival 2013
Wenn der Meister ruft, dann kommen seine Kollegen gern. Nach 2004, 2007 und 2010 lud E.C. am 12. und 13. April dieses Jahres erneut zum Crossroads Eric Clapton Guitar Festival in den Madison Square Garden in New York City. Mit dabei u.a.: Albert Lee, Buddy Guy, Keith Richards, Taj Mahal, Robert Cray und B.B. King. Ein beeindruckendes Aufgebot. Clapton hat das Konzept selbst einmal so beschrieben: Freunde und Zeitgenossen treffen sich, bringen ihre Gitarren mit, haben Spaß auf der Bühne, zahlendes Publikum begeistert sich daran – und das alles Eric Clapton: Crossroads Guitar Festival 2013 weiterlesen
Ute Lemper: Forever – The Love Poems of Pablo Neruda
Südamerika fasziniert sie. Nach den Tangos des argentinischen Meisters Astor Piazolla fasst „Cabaret“-Star Ute Lemper nun Gedichte des chilenischen Literatur-Nobelpreisträgers Pablo Neruda in Töne. Zwölf Liebesgedichte in Englisch, Spanisch und Französisch bringt sie auf ihrer neuen Scheibe heraus – inspirierende Texte, schwärmt sie. Vertont hat sie Komponist und Arrangeur Marcelo Nisinman, der mit dem Bandoneon den Texten auch ihr typisch südamerikanisches Klanggewand verpasst. Mit ihm arbeitete Lemper bereits vor Jahren für ein Tango-Projekt. Auf der CD brilliert Ute Lemper: Forever – The Love Poems of Pablo Neruda weiterlesen
Kenny Garrett: Pushing The World Away
Manchmal muss man den Alltag, die Anforderungen von allen Seiten aus dem Weg räumen, um zum Wesentlichen vorzudringen. Kenny Garrett hat sich für sein aktuelles Album „Pushing The World Away“ die notwendige Zeit genommen, um seinen Reifungsprozess als Komponist und Bandleader fortzusetzen. Er gibt den Stücken Raum, sich zu entwickeln, und führt sich und seine Mitmusiker klug und behutsam durch fein ausgedachte Dramaturgien. Dabei achtet Garrett darauf, dass alle Beteiligten ihren ausbalancierten Platz im musikalischen Geschehen haben. Gleichzeitig Kenny Garrett: Pushing The World Away weiterlesen
Abdullah Ibrahim: Mukashi
Vom jugendlichen Ungestüm seiner Bebop-Phase in den frühen Fünfzigerjahren hat sich der mittlerweile 79-jährige Komponist und Pianist Ibrahim Abdullah schon lange entfernt. „Damals“, so erzählte er, „riefen die Leute die Polizei, um mich vom Üben abzuhalten; sie kamen mit Pistolen“. Das neue Album von Ibrahim – bürgerlich Adolph Johannes Brand, der bis zu seinem Übertritt zum Islam als Dollar Brand Platten veröffentlichte – ist eine Art Rückschau: Der Titel lautet „Mukashi“ – das ist japanisch und bedeutet so viel wie Abdullah Ibrahim: Mukashi weiterlesen
Siggi Loch: „Ich höre mir nichts auf dem iPod an!“
Als Junge hat Siggi Loch seinem Vater die Caprifischer auf dem Akkordeon vorgespielt – heute gehört der Wahlberliner zu den Granden der Musikbranche. Nachdem der gebürtige Pommer in den ersten 30 Jahren seines Berufslebens für fast alle großen Musiklabels in führender Position tätig war und Stars wie Yes, Al Jarreau, Marius Müller-Westernhagen oder Katja Ebstein ihre Karriere nicht zuletzt seinem Manager-Geschick verdanken, widmet sich der schlanke Mann nun seit über zwei Jahrzehnten seiner eigentlichen Liebe: dem Jazz. Sein eigenes Label ACT hat dabei nicht nur Weltkarrieren wie die Nils Landgrens, Rigmor Gustafssons oder des Trios e.s.t. und seines 2008 tödlich verunglückten Pianisten Esbjörn Svensson befördert, sondern auch den Jazz mit dem Pop versöhnt. Christoph Forsthoff hat mit Siggi Loch gesprochen. Siggi Loch: „Ich höre mir nichts auf dem iPod an!“ weiterlesen
Viktoria Tolstoy & Jacob Karlzon: A Moment of Now
Pausen, hat Viktoria Tolstoy uns im Interview erzählt, Pausen seien für ihren Jazzgesang viel wichtiger als die Noten. Für den Zuhörer, um die oftmals seidenweichen, perlenden Klänge der Schwedin in ihrer ganzen Schönheit zu empfinden – für die 39-Jährige, um in sich hineinzuhorchen, wie der Song wohl weitergehen könnte. Was dann mal laut und aggressiv, mal sanft und verhalten klingen kann. „Alles eine Frage des Temperaments und des Moments“, meint die blonde Sängerin und ihre blauen Augen blitzen.
Und eben dieser Viktoria Tolstoy & Jacob Karlzon: A Moment of Now weiterlesen
