Im deutschsprachigen Raum sind die Jazz-Talente nicht so dick gesät, dass man auch nur eines verpassen sollte. Im Falle der Österreicherin Maria Christina entginge einem zudem das Erlebnis einer Neuentdeckung. Die junge Musikerin und Komponistin hat sich erste Meriten in Jazz-Wettbewerben erworben und nach Studium in Graz und New York nun ihr erstes Album vorgelegt: moderner Jazz gemixt mit Zeitgenössisch-Klassischem, klar und ungezwungen, fern ausgetretener Klangpfade. Wegen genau dieser Ausrichtung und einiger Maria Christina: The Timeless In You weiterlesen
Arne Reimer: American Jazz Heroes
Seit 2010 ist der Fotograf Arne Reimer sechs Mal in die USA gereist, um 50 große alte Helden (vier davon Heldinnen) des Jazz aufzuspüren. Ursprünglich für eine überschaubare Reihe in der Zeitschrift „Jazz Thing“ konzipiert und produziert, entstand daraus ein kiloschwerer, prachtvoller Bildband im LP-Format mit 228 Seiten. Arne Reimer: American Jazz Heroes weiterlesen
Torsten Goods: Love Comes to Town
Zugegeben: Diese Scheibe hört sich verdammt gut an. Was natürlich auch daran liegt, dass Torsten Goods nicht nur dem Popjazz von Großmeister (und erklärtem Vorbild) George Benson huldigt, sondern obendrein auch wirklich hübsche Klassiker oder Songs von Adele und U2 gekonnt wiederbelebt. Aber eben auch „nur“ wiederbelebt und nicht neu belebt, so dass der Hörer sich vor allem in wohl vertrauten Stimmungen wiederfindet. Was natürlich schon einiges voraussetzt, will Funksound auch wirklich lässig-flauschig zum Klingen gebracht Torsten Goods: Love Comes to Town weiterlesen
Birgitta Flick Quartet: Yingying
Umtriebig ist die junge Frau, die hier mit ihrem Quartett ihr Debut vorlegt. Ursprünglich vom Klavier zum Saxophon gekommen präsentiert Birgitta Flick lyrische, gefühlvolle Eigenkompositionen mit einem Touch Skandinavien in berührendem musikalischem Gewand. Worte braucht´s da nicht, mit relaxten und feinen Tonfolgen, frisch-belebend und gleichzeitig beruhigend zieht uns die junge Musikerin in ihren Bann. Für Freunde schwedischer Klänge wird sich Vertrautes in Kombination mit Modernem auftun, für Klassikliebhaber Birgitta Flick Quartet: Yingying weiterlesen
Goran Kajfes Subtropic Arkestra: The Reason why Vol. I
„No Games with Names“ hieß eine der eisernen Grundregeln im Stilbuch der Financial Times Deutschland – und an die halten wir uns auch weiterhin. Und ersparen dem Leser damit all jene abgegriffenen klimatischen Musikbeschreibungen, die einem angesichts des „Subtropic Arkestra“ so in den erhitzten Sinn kommen könnten. Schließlich bieten die Band und ihr führender Kopf Goran Kajfes gerade mit ihrem neuen Projekt „The Reason why“ Ansatzpunkte genug für Betrachtungen jenseits heißer Musik: Unternehmen der schwedische Trompeter und sein Ensemble doch eine Reise in die Vergangenheit, als die Grenzen zwischen Jazz und Rock eingerissen wurden. Damals, Goran Kajfes Subtropic Arkestra: The Reason why Vol. I weiterlesen
Poogie Bell Band: Suga Top
Los geht`s mit fetten Grooves und hammerharten Haudrauf-Rhythmen, die an Billy Cobhams Berserker-Fusionjazz aus der „Spectrum“-Ära erinnern. Doch schon nach wenigen Takten rutscht das Arrangement in die wohltemperierte Sphäre fein ziselierten Salonfunks. Dann folgt netter Souljazz dem die Sängerin Mey und der Multinstrumentalist Preach Freedom (was für ein Name) relaxten Loungecharakter – in einigen Fällen fast schon Fahrstuhlmusikflair – einhauchen. Ein Song wie „Uncle Roy“ mit dem immergrünen Refrain Poogie Bell Band: Suga Top weiterlesen
15 Fragen an Anthony Strong
Wovon haben Sie letzte Nacht geträumt?
Anthony Strong: Ich träume nur selten oder besser gesagt: Ich erinnere mich meistens nicht, was ich
geträumt habe. Also kann ich leider nichts dazu sagen. Aber ich habe Höhenangst. Wenn ich als Kind mal einen Albtraum hatte, dann den, endlos in die Tiefe zu fallen. Meistens bin ich dann aufgewacht, wenn ich am Boden aufgeschlagen bin. Nicht die beste Art, seinen Tag zu beginnen! 15 Fragen an Anthony Strong weiterlesen
Omer Klein: To the Unknown
Tief im klassischen Klavierrepertoire verwurzelt, gehört der Pianist Omer Klein zur Avantgarde der israelischen Jazzmusiker, von denen viele diese spezielle Färbung von Harmonik und Melodik, einen Hang zu Traurigkeit und Selbstinonie und den Verweis auf die Romantik mit ihrem prominentesten Vertreter Avishai Cohen teilen. Der überaus begabte Komponist Klein sucht und findet auf dieser Basis Versuchsanordnungen, die ihn immer neue Gemeinsamkeiten, Gegensätze, und Ableitungen der zitierten Genres, unbekanntes Terrain entdecken lassen. Omer Klein: To the Unknown weiterlesen
15 Fragen an Omer Klein

Wovon haben Sie zuletzt geträumt?
Omer Klein: Es ist lustig, dass Sie fragen, denn ich habe letzte Woche geträumt, dass ich Juror in einer Musik-Casting-Fernsehshow war. Schräg, oder?
Welches Konzert oder Album hat Sie zum Jazz gebracht?
Ella und Oscar.
Wenn Sie eine Zeitreise unternehmen könnten, was wäre Ihr Ziel?
Hitlers und Stalins Eltern stören. 15 Fragen an Omer Klein weiterlesen
Arne Jansen: The Sleep of Reason (Ode to Goya)
Joe Pass hatte eine Gitarre. Die musste elektronisch verstärkt werden. Und dafür benutze er irgendeinen Verstärker, der gerade zur Hand war – er machte sich kaum die Mühe, an dessen Reglern zu drehen. Für seinen Zugang zur Musik passte das perfekt.
Es kann aber auch nicht schaden, sich ein wenig mehr um die klangliche Dimension der Musik zu kümmern. Das tun die allermeisten Stromgitarristen. Wenige so sehr mit Sinn und Verstand wie Arne Jansen. Er erschließt sich die Welt der Musik aus den Sounds, die er seiner Arne Jansen: The Sleep of Reason (Ode to Goya) weiterlesen
Anthony Strong im Hamburger Birdland
„That kind of guy“ hätte man gern zuhause: jung, smart, witzig, charmant. Zumal Anthony Strong das Ganze noch mit ausgesprochen beeindruckender Musikalität toppt. Der 28-Jährige hat gerade sein zweites Album herausgebracht – „Stepping Out“ mit Songs von Kurt Weill bis Stevie Wonder und einigen Eigenkompositionen. Eine unterhaltsame Mischung, gleichsam vertraut und neu.
Strong schöpft bei der Umsetzung der Titel aus einer exzellenten Ausbildung. Und setzt auf seine Erfahrung als Sänger im Musical „Million Dollar Quartet“, in dem er Jerry Lee Lewis spielte.
Mit dem neuen Album nimmt der Brite Anleihen in der Jazzgeschichte, Anthony Strong im Hamburger Birdland weiterlesen
Joshua Redman: Walking Shadows
Wenn man Jazz-Freunde mit einem Streichorchester konfrontiert, geraten nicht wenige von ihnen in Panik und geben ihrem Fluchtreflex nach. Schon Charlie Parker hat sich 1950 viele Sympathien mit „Bird with Strings“ verscherzt. Jazzmusiker indes sind froh, wenn sie im gepflegten Ambiente klassischer Konzerttempel auftreten dürfen – anstatt in stickigen Kellerbars gegen wenig konzentrierte Opfer des Verzehrzwangs gegenanspielen zu müssen. Wenn nun auch noch Joshua Redman symphonisch wird, der bei Vertretern der reinen Lehre Joshua Redman: Walking Shadows weiterlesen
Viktoria Tolstoy: „Unser Zusammenspiel ist wie ein Liebesakt“
Natürlich, die Frage musste ja kommen. Viktoria Tolstoy lacht. „Wir sind einfach gut.“ So einfach ist das mit dem Geheimnis des skandinavischen Jazz’. Rigmor Gustafsson, Silje Nergaard, Rebekka Bakken, Caecilie Norby – die Liste der erfolgreichen Chanteusen aus dem melancholischen Norden ist lang. Und die der männlichen Kollegen noch länger: Nils Landgren, Lars Danielsson, Jan Lundgren, Ulf Wakenius, Bugge Wesseltoft – die dafür aber längst nicht so hübsch sind. Eine Anmerkung, die die blonde Frau mit den langen Beinen und den noch längeren Haaren dann doch ein wenig in Verlegenheit bringt – und sich im Interview mit Christoph Forsthoff um eine seriöse Erklärung bemühen lässt. Viktoria Tolstoy: „Unser Zusammenspiel ist wie ein Liebesakt“ weiterlesen
Soneros de Verdad: Un, Dos, Tres Soneros
Fusion-Musik mag ja nicht jedermanns Sache sein, doch dem Sog des kubanischen Son, jener Mixtur aus den traditionellen Liedern der spanischen Kolonialherren und den Rhythmen afrokubanischer Sklaven, kann sich kaum einer entziehen. Luis Frank Arias, der Meister dieses melancholischen Stils, hat diese gefühlsgeladene Mischung nun noch um Jazz und Timba, Songo- und Danzón-Elemente erweitert – und doch pulsiert in jedem Moment hier das Lebensgefühl seiner (kubanischen) Heimat! Eben genau so, wie man es von diesen „Sängern der Wahrheit“ Soneros de Verdad: Un, Dos, Tres Soneros weiterlesen
Marius Neset: Birds
Kaum hat sich der norwegische Saxofonator Marius Neset ins Rampenlicht gestellt, schon genügt ihm das klassische Saxofonquartett nicht mehr. Auf seinem neuen Album reicht das Besetzungs-Spektrum vom exotischen Flöten-Saxofon-Percussion-Trio („Spring Dance“) bis zur Big-Band-Besetzung. Gelegentlich werden tontechnische Extravaganzen zu Hilfe genommen (wie etwa Einspielungen von gesprochener Spache in „Boxing“ oder verfremdende Soundeffekte in „Reprise“), die aber immer dramaturgisch begründet, geschmackvoll und dezent eingesetzt werden. Marius Neset: Birds weiterlesen


