Archiv der Kategorie: CD-Tipps

The Impossible Gentlemen: Internationally Recognized Aliens

Ist der 72-jährige Bassist Steve Swallow ein neuer Stanley Clarke? Sound und Technik des Openers „Heute Loiter“ erinnern an Clarks 70er-Jahre-Smash-Hit “School Days”. Aber das ist nur der Einstieg. Weiter geht es auf „Internationally Recognised Aliens“ – dem zweiten Album der amerikanisch-englischen Supergroup The Impossible Gentlemen – mit einer entspannten Pauschalreise durch die Fusion-Jazz-Geschichte.
Gitarrist Mike Walker scheut sich nicht vor eingängigen Versatzstücken, die auch bei Hardrockbands überzeugen. Das gelingt ihm jedoch auf einem Niveau, das nur wenige Popklampfer erreichen. Der 50-jährige Engländer spielte The Impossible Gentlemen: Internationally Recognized Aliens weiterlesen

Magnus Öström: Searching For Jupiter

Das zweite Album Magnus Öströms nach dem Verlust von Esbjörn Svensson, in dessen Trio er trommelte und mit dem er seit seinem neunten Lebensjahr spielte, trägt den programmatischen Titel „Searching For Jupiter“. Man kann fast greifen: Es ist nach all der Zeit eine noch immer emotional wechselvolle Suche Öströms nach einem neuen Gravitationszentrum, nach einem Anker, nach Normalität.
Rhythmische Pattern stehen im Vordergrund, Schlagzeug, Bass und Klavier arbeiten kraftvoll Magnus Öström: Searching For Jupiter weiterlesen

Fjarill: Tiden

Fjarill: TidenManchmal im Leben passt es einfach. Menschlich, musikalisch, atmosphärisch. „Ainos Gesang hat damals etwas ganz tief in mir berührt“, erinnert sich Hanmari Spiegel an ihre erste Begegnung mit der schwedischen Sängerin und Pianistin. „Da klang eine Ehrlichkeit und Klarheit durch, die ich aus meiner südafrikanischen Heimat kannte und liebte.“ Und als kurz darauf für einen Weihnachtsbasar ein paar Musiker gesucht wurden, ward aus dem Fan und der Künstlerin urplötzlich ein Duo. „Das hat richtig Spaß gemacht, wir haben einfach improvisiert, und doch Fjarill: Tiden weiterlesen

Trio Elf: Amsterdam (live)

Trio Elf - Amsterdam (Cover)Klaviertrios sind oft ziemlich delikate Gebilde. Die kleine Besetzung erfordert nicht nur äußerste Präzision und Präsenz von den Musikern, sie legt ihnen auch eine kammermusikalische Intimität nahe. Das Trio Elf bricht fröhlich mit dieser Tradition. Die Drei experimentieren mit Klängen elektronischen Verfremdungen, mit Formen und Rhythmik.
Dabei aber hängen sie die Zuhörer nicht ab. Ganz im Gegenteil: Furios springen sie durch die Genres, grasen alle möglichen und unmöglichen Inspirationsquellen ab. Drum and Bass ist viel dabei. Zwischendurch aber Trio Elf: Amsterdam (live) weiterlesen

Gregory Porter: Liquid Spirit

Gregory Porter - Liquid Spirit (CD Cover)Die Sehnsucht nach dem Erlöser treibt ja schon immer die buntesten Blüten. Dazu gehört auch, dass die Musikgemeinde stets auf der Suche zu sein scheint nach der neuesten „Soulhoffnung“. Mit diesem Etikett wird gerade Gregory Porter durch die Promomühle getrieben, ein hühnenhafter Mann, der mysteriöserweise erst vor drei Jahren mit 39 aus dem Nichts auftauchte, stets seine Ohren bedeckt (keiner weiß warum), jede Menge Charisma besitzt und mit seinem kräftigen Bariton als Reinkarnation von Barry White aufgebaut wird. Gregory Porter: Liquid Spirit weiterlesen

Dombert’s Urban Jazz: 16/8

Dombert's Urban Jazz 16/8Städtische Kultur gilt landläufig als Voraussetzung von Jazzmusik. Wovon also grenzt sich „Urban Jazz“ ab? Gibt es pastoralen, maritimen oder alpinen Jazz? In post-postmodernen Zeiten will man das nicht ganz ausschließen. Die Frage aber, warum Andreas Dombert seine Band so nennt, ergibt sich beim Hören von selbst, denn diese Musik klingt einfach nach Großstadt. Und sie spiegelt einige Kernaspekte der Lebenswirklichkeit von Metropolen wider.
Das Konzept dieser Combo ist der Kontrast von Peter Sandners teils hörspielartigen Dombert’s Urban Jazz: 16/8 weiterlesen

George Benson: Inspiration: A Tribute To Nat King Cole

George Benson: A Tribute to Nat King ColeNat King Cole ist fast 50 Jahre nach seinem Tod immer noch eine Verneigung wert – fand nach seiner Tochter Natalie auch George Benson. Wie der Titel sagt, empfindet er Inspiration, wenn er den großen Crooner hört. Ehrfurchtsvoll ist die Hommage aber nur zum Teil. Gitarrist und Sänger George Benson versucht, seinen eigenen Weg, seine persönliche Form der Annäherung zu finden. Und gleichzeitig, Pop und Jazz zu verbinden. Mit großem Orchester legt Benson los – ein bisschen Pomp muss sein. 42 Mann bietet er auf und setzt mit den Sängerinnen George Benson: Inspiration: A Tribute To Nat King Cole weiterlesen

Natalie Cole: En español

Natalie Cole: En EspañolDas Cover verspricht rassige Rumba und feurigen Flamenco. Doch Natalie Cole lässt es auf ihrem neuen Album etwas ruhiger angehen. Nichtsdestotrotz gibt es Latino-Feeling zuhauf. Beliebte Klassiker hat Natalie Cole sich ausgesucht. Einige machte bereits ihr Vater berühmt und bekannt. Andere gehören – hörbar – zu ihren persönlichen Lieblingsmelodien. Und weil so vieles die 63-Jährige an die Songs bindet, ist die Scheibe so eingängig geworden.
Cole entführt in die Vergangenheit und macht doch deutlich, wie zeitlos die Songs sind. Altes und Natalie Cole: En español weiterlesen

Inga Rumpf: White Horses

Inga Rumpf - "White Horses"Vinyl ist ja Glaubenssache. Manchmal aber lohnt es sich sogar für überzeugte Anhänger digitaler Klangträger, den alten Plattenspieler abzustauben und eine Scheibe aufzulegen. Ganz besonders, wenn eine Künstlerin wie Inga Rumpf sich verewigt – und zwar diesmal nur auf schwarzen Vinylscheiben.
Die 67-Jährige hat sich ins Hamburger Studio von Joja Wendt begeben und Bluesiges vor ein paar handverlesenen Gästen eingespielt – mit Herzblut, einladender Intimität und Esprit. Der Live-Mitschnitt wird dominiert Inga Rumpf: White Horses weiterlesen

John Scofield: Überjam Deux

Man könnte John Scofields Werk hören als ein Abarbeiten des Themenfelds, das er in seiner Zusammenarbeit mit Miles Davis abgesteckt hat. Diesmal sind dran: funkiger Groove und Reduktion aufs Wesentliche. Wartete das Album „Überjam“ (2002), auf das sich die aktuelle CD ostentativ bezieht, noch mit indischen Exotismen, reicher elektronischer Soundspielerei sowie Bass & Drum Anklängen auf, ist die Nr. 2 sehr reduziert und gradlinig. John Scofield: Überjam Deux weiterlesen

Maria Christina: The Timeless In You

Im deutschsprachigen Raum sind die Jazz-Talente nicht so dick gesät, dass man auch nur eines verpassen sollte. Im Falle der Österreicherin Maria Christina entginge einem zudem das Erlebnis einer Neuentdeckung. Die junge Musikerin und Komponistin hat sich erste Meriten in Jazz-Wettbewerben erworben und nach Studium in Graz und New York nun ihr erstes Album vorgelegt: moderner Jazz gemixt mit Zeitgenössisch-Klassischem, klar und ungezwungen, fern ausgetretener Klangpfade. Wegen genau dieser Ausrichtung und einiger Maria Christina: The Timeless In You weiterlesen

Torsten Goods: Love Comes to Town

TorstenGoodsLoveComesToTownZugegeben: Diese Scheibe hört sich verdammt gut an. Was natürlich auch daran liegt, dass Torsten Goods nicht nur dem Popjazz von Großmeister (und erklärtem Vorbild) George Benson huldigt, sondern obendrein auch wirklich hübsche Klassiker oder Songs von Adele und U2 gekonnt wiederbelebt. Aber eben auch „nur“ wiederbelebt und nicht neu belebt, so dass der Hörer sich vor allem in wohl vertrauten Stimmungen wiederfindet. Was natürlich schon einiges voraussetzt, will Funksound auch wirklich lässig-flauschig zum Klingen gebracht Torsten Goods: Love Comes to Town weiterlesen

Birgitta Flick Quartet: Yingying

Birgitta Flick Quartet: YingyingUmtriebig ist die junge Frau, die hier mit ihrem Quartett ihr Debut vorlegt. Ursprünglich vom Klavier zum Saxophon gekommen präsentiert Birgitta Flick lyrische, gefühlvolle Eigenkompositionen mit einem Touch Skandinavien in berührendem musikalischem Gewand. Worte braucht´s da nicht, mit relaxten und feinen Tonfolgen, frisch-belebend und gleichzeitig beruhigend zieht uns die junge Musikerin in ihren Bann. Für Freunde schwedischer Klänge wird sich Vertrautes in Kombination mit Modernem auftun, für Klassikliebhaber Birgitta Flick Quartet: Yingying weiterlesen

Goran Kajfes Subtropic Arkestra: The Reason why Vol. I

cover Goran Kajfes„No Games with Names“ hieß eine der eisernen Grundregeln im Stilbuch der Financial Times Deutschland – und an die halten wir uns auch weiterhin. Und ersparen dem Leser damit all jene abgegriffenen klimatischen Musikbeschreibungen, die einem angesichts des „Subtropic Arkestra“ so in den erhitzten Sinn kommen könnten. Schließlich bieten die Band und ihr führender Kopf Goran Kajfes gerade mit ihrem neuen Projekt „The Reason why“ Ansatzpunkte genug für Betrachtungen jenseits heißer Musik: Unternehmen der schwedische Trompeter und sein Ensemble doch eine Reise in die Vergangenheit, als die Grenzen zwischen Jazz und Rock eingerissen wurden. Damals, Goran Kajfes Subtropic Arkestra: The Reason why Vol. I weiterlesen

Poogie Bell Band: Suga Top

Poogie Bell Band: Suga TopLos geht`s mit fetten Grooves und hammerharten Haudrauf-Rhythmen, die an Billy Cobhams Berserker-Fusionjazz aus der „Spectrum“-Ära erinnern. Doch schon nach wenigen Takten rutscht das Arrangement in die wohltemperierte Sphäre fein ziselierten Salonfunks. Dann folgt netter Souljazz dem die Sängerin Mey und der Multinstrumentalist Preach Freedom (was für ein Name) relaxten Loungecharakter – in einigen Fällen fast schon Fahrstuhlmusikflair – einhauchen. Ein Song wie „Uncle Roy“ mit dem immergrünen Refrain Poogie Bell Band: Suga Top weiterlesen