Das Fachblatt „Jazzthetik“ schwärmte: Der Organist „Andi Kissenbeck swingt wie die Hölle“. Korrekt! Auf dem neuen Club-Boogaloo-Album „Monsoon Dance“ finden sich jede Menge Songs die sofort in die Beine gehen. Hier ist der Name Programm: Während der Boogaloo-Ära Ende der sechziger Jahre waren viele Jazztempel auch Tanztempel. Andi Kissenbeck’s Club Boogaloo: Monsoon Dance weiterlesen
Alle Beiträge von Willy Theobald
Allan Harris: Black Bar Juke Box
Ist das Bastard-Musik? Klar! Das ist kein reinrassiger Jazz und auch kein wirklicher Blues. Dafür hat Allan Harris zu viele Popelemente eingebaut. Der schwarze Sänger und Gitarrist aus Brooklyn nennt nicht umsonst den Vater des weißen Ohrenschmalzes, Tony Bennett, als sein wichtigstes Vorbild. Allan Harris: Black Bar Juke Box weiterlesen
Tom Gaebel: So Good To Be Me
Als ich Tom Gaebel zum ersten Mal hörte, war ich schwer beeindruckt: Der singt ja wie Sinatra – ist aber nicht Sinatra. Soweit, so gut. Aber was soll ich mit Sinatra-Songs von Gaebel wenn ich jede Menge Sinatra-Platten habe? Okay, live ist das etwas anderes: Sinatra ist tot – Gaebel lebt. Tom Gaebel: So Good To Be Me weiterlesen
Gogo Penguin: V2.0
Gut – pubertierende iPhone-Aktivisten sind nicht unbedingt die besten Musikkritiker. Aber spätestens als mein 13-jähriger Sohn sagte „Papa, was hörst Du da eigentlich für eine langweilige Musik. Das kann doch am Klavier jeder“ dämmerte es mir: Meine Zweifel, Gogo Penguins Album V2.0 in die Tonne zu treten, sind unbegründet. Gogo Penguin: V2.0 weiterlesen
Slowly Rolling Camera: Slowly Rolling Camera
Irgendwie denkt man sofort an Portishead oder Massive Attack – aber der Vergleich hinkt. Slowly Rolling Camera passen lediglich in die gleiche Schublade. Doch diese, ebenfalls britische, Formation klingt ganz anders: Eine bislang nie gehörte Allianz aus Kommerz, Können und Kunst. Hier wirkt nichts angestrengt sondern auch in den avantgardistischsten Passagen spielerisch. Falls Musik noch eine Zukunft hat – hier ist sie!!!! Slowly Rolling Camera: Slowly Rolling Camera weiterlesen
Diazpora: Step Up
Diese CD ist wirklich Klasse! „Step Up“ , die siebte Langrille der Hamburger Formation Diazpora überzeugt mit einer munteren Mischung aus stampfenden Funkrhythmen, souligem R&B und auch wunderschönen Cocktailjazzballaden („Risin‘ High“). Man spürt fast den Schweiß, der einem den Rücken hinunter läuft, wenn die pumpenden Rhythmen von „Fake Off“ oder „Timbuktu“ aus den Lautsprechern knallen.
Phronesis: Life To Everything
Dürfen die das? Eine britisch-skandinavische Jazzband, die sich einen altgriechischen Namen zulegt? Phronesis – was auf gut deutsch Klugheit heißt – kann eigentlich nur auf zwei Dinge hinweisen: Gnadenloses Selbstbewusstsein oder hemmungslose Dummheit. Hier trifft Punkt eins zu! Laut dem griechischen Allzweckphilosophen Platon ist Klugheit die „Vermittlerin zwischen göttlicher Weltordnung und menschlicher Selbstverwirklichung“. Im Falle des 2005 gegründeten Trios aus London kann man dem nur zustimmen: Phronesis sind drei Ausnahmetalente, deren musikalische Inspiration aus einer anderen Welt zu stammen scheint – dem Universum der Jazzgötter. Phronesis: Life To Everything weiterlesen
Soul Jazz Alliance: True Paradise
Soul-Jazz gehört zu den konsumerabelsten Abteilungen der Jazzhistorie. Ohrwürmer von Joe Zawinuls unverwüstlichem „Mery, Mercy, Mercy“ bis Ben Tuckers „Comin` Home Baby“ werden immer wieder neu eingespielt oder gesampelt und erreichen regelmäßig hohe Chartpositionen – sogar von Rappern und HipHoppern. Soul Alliance – eine versierte Formation handwerklich solider Routiniers um den Alt-Saxophonisten Vincent Herring – versucht sich dankenswerter Weise nicht an den Evergreens des Genres, sondern liefert überwiegend eigenes Material. Soul Jazz Alliance: True Paradise weiterlesen
Dave Holland: Prism
Hebt der Fusion-Jazz erneut sein schmutziges Haupt? Versucht er sich sogar mit Freejazz-Versatzstücken in unsere durch aktuelle Popproduktionen stark in Mitleidenschaft gezogenen Gehörgänge zu fräsen? Oder will schon wieder ein unter Geldmangel leidender Musikhalodri in den angeblich siebten Himmel des zeitlos schlechten Jazz aufsteigen? Nein – das neue Album des Bassisten Dave Holland ist bestenfalls Cloud Nine – macht aber keinesfalls süchtig. Dave Holland: Prism weiterlesen
Abdullah Ibrahim: Mukashi
Vom jugendlichen Ungestüm seiner Bebop-Phase in den frühen Fünfzigerjahren hat sich der mittlerweile 79-jährige Komponist und Pianist Ibrahim Abdullah schon lange entfernt. „Damals“, so erzählte er, „riefen die Leute die Polizei, um mich vom Üben abzuhalten; sie kamen mit Pistolen“. Das neue Album von Ibrahim – bürgerlich Adolph Johannes Brand, der bis zu seinem Übertritt zum Islam als Dollar Brand Platten veröffentlichte – ist eine Art Rückschau: Der Titel lautet „Mukashi“ – das ist japanisch und bedeutet so viel wie Abdullah Ibrahim: Mukashi weiterlesen
The Impossible Gentlemen: Internationally Recognized Aliens
Ist der 72-jährige Bassist Steve Swallow ein neuer Stanley Clarke? Sound und Technik des Openers „Heute Loiter“ erinnern an Clarks 70er-Jahre-Smash-Hit “School Days”. Aber das ist nur der Einstieg. Weiter geht es auf „Internationally Recognised Aliens“ – dem zweiten Album der amerikanisch-englischen Supergroup The Impossible Gentlemen – mit einer entspannten Pauschalreise durch die Fusion-Jazz-Geschichte.
Gitarrist Mike Walker scheut sich nicht vor eingängigen Versatzstücken, die auch bei Hardrockbands überzeugen. Das gelingt ihm jedoch auf einem Niveau, das nur wenige Popklampfer erreichen. Der 50-jährige Engländer spielte The Impossible Gentlemen: Internationally Recognized Aliens weiterlesen
Poogie Bell Band: Suga Top
Los geht`s mit fetten Grooves und hammerharten Haudrauf-Rhythmen, die an Billy Cobhams Berserker-Fusionjazz aus der „Spectrum“-Ära erinnern. Doch schon nach wenigen Takten rutscht das Arrangement in die wohltemperierte Sphäre fein ziselierten Salonfunks. Dann folgt netter Souljazz dem die Sängerin Mey und der Multinstrumentalist Preach Freedom (was für ein Name) relaxten Loungecharakter – in einigen Fällen fast schon Fahrstuhlmusikflair – einhauchen. Ein Song wie „Uncle Roy“ mit dem immergrünen Refrain Poogie Bell Band: Suga Top weiterlesen
Henning Wolter Trio: Undercover Job
Sind das nur die heimlichen Träume eines vereinsamten Barpianisten, der gerne mal den Titelsong eines James-Bond-Films komponieren würde? Oder ist das richtiger Krimi-Jazz? So wie bei legendären Soundtracks von „Der Spion der aus der Kälte kam“ (Sol Kaplan) bis zu „Fahrstuhl zum Schaffott“ (Miles Davis). Oder zumindest Fake Jazz wie bei den Lounge Lizzards? Keine Ahnung – auf jeden Fall hat dieses Konzeptalbum relativ wenig mit Suspense-Soundtracks der Schwarzen Serie, der Nouvelle Vague oder ähnlichem zu tun. Deshalb wirkt die zur Henning Wolter Trio: Undercover Job weiterlesen
Simon Spiess Trio: After All
Als Opener huschen elegische – fast episch – dahinschwebende Saxophonklänge aus den Lautsprechern. Dann übernimmt die Gitarre, drängelt sich widerborstig durch das Harmoniegestrüpp. Bei zwei Stücken schlüpft die Sängerin Julia Pellegrini mit sprunghaft gehauchten Phrasierungen in die Leadfunktion und versieht die Songs mit einem träumerisch entrückten Latintouch. Ein Talent scheint auch der impulsiv-virtuose Schlagzeuger Daniel Mudrack zu sein. Das Trio um den jungen Schweizer Saxophonisten Simon Spiess hat wirklich Simon Spiess Trio: After All weiterlesen