Henning Wolter Trio: Undercover Job

Henning Wolter Trio - Undercover JobSind das nur die heimlichen Träume eines vereinsamten Barpianisten, der gerne mal den Titelsong eines James-Bond-Films komponieren würde? Oder ist das richtiger Krimi-Jazz? So wie bei legendären Soundtracks von „Der Spion der aus der Kälte kam“ (Sol Kaplan) bis zu „Fahrstuhl zum Schaffott“ (Miles Davis). Oder zumindest Fake Jazz wie bei den Lounge Lizzards? Keine Ahnung – auf jeden Fall hat dieses Konzeptalbum relativ wenig mit Suspense-Soundtracks der Schwarzen Serie, der Nouvelle Vague oder ähnlichem zu tun. Deshalb wirkt die zur CD-Veröffentlichung gesponnene Story über Agenten, Undercoverjobs und mysteriöse Schätze reichlich aufgesetzt und bestenfalls als Lockvogel für Journalisten – auch wenn das Cover (bis auf den merkwürdigen Braunton) ganz nett aussieht. Aber wie auch immer: Die Musik ist gut. Der 49- jährige Pianist und Bandleader Henning Wolter spielt einen mal perlenden mal durch wütende Blockakkorde angeheizten Stilmix mit Modernjazz-Appeal. Ab und an erinnert er sogar an den frühen Dave Brubeck. Ein Hang zu klassischen Harmonieverbindungen ist immer spürbar. Wolter laviert sich mit manchmal halsbrecherisch wirkenden aber nie aus dem Taktgerüst fallenden Läufen wie ein munterer Gebirgsbach durch die gefällig dahinplätschernden Kompositionen. Trotzdem setzt er durch musikalische Widerhaken immer wieder Zäsuren und liefert mit seinen beiden Mitstreitern an Bass und Schlagzeug die passende Untermalung für sämtliche Traditionsevents vom Fünf-Uhr-Tee bis zur Cocktailparty.
Willy Theobald

Label: Sunny Moon

Video zur CD (Youtube)

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