Alle Beiträge von Sven Sorgenfrey

Marius Neset: Birds

Marius Neset: BirdsKaum hat sich der norwegische Saxofonator Marius Neset ins Rampenlicht gestellt, schon genügt ihm das klassische Saxofonquartett nicht mehr. Auf seinem neuen Album reicht das Besetzungs-Spektrum vom exotischen Flöten-Saxofon-Percussion-Trio („Spring Dance“) bis zur Big-Band-Besetzung. Gelegentlich werden tontechnische Extravaganzen zu Hilfe genommen (wie etwa Einspielungen von gesprochener Spache in „Boxing“ oder verfremdende Soundeffekte in „Reprise“), die aber immer dramaturgisch begründet, geschmackvoll und dezent eingesetzt werden. Marius Neset: Birds weiterlesen

Der AboutJazz.de-Fragebogen – 15 Fragen an …

Verehrung für eine bestimmte Musik geht oft einher mit der Bewunderung ihrer Schöpfer. Dieses Phänomen ist auch dem Jazz nicht ganz fremd. Durch die Musik selbst glaubt man, den Künstler zu erahnen. Es ist aber notwendigerweise dabei immer Projektion mit im Spiel.

Unser neues Standardformat “15 Fragen an …” soll die Persönlichkeit des antwortenden Musikers aufblitzen lassen. Im besten Fall, ist die Lektüre erhellend, kurzweilig und regt zum Denken an.

So ein bester Fall ist der Fragebogen von Dieter Ilg, der unsere Serie startet:
15 Fragen an Dieter Ilg.
15 Fragen an Nils Landgren

José James im Hamburger Stage Club

José JamesJosé James ist entspannt, tiefenentspannt. Die Busladungen von Touristen, die nebenan zur Tarzan-Aufführung in das Musical-Theater „Neue Flora“ strömen, brauchen ihn nicht weiter zu interessieren. Der Jazzsänger hängt vor Konzertbeginn lieber backstage vor dem Kaminfeuer ab. Die Band spielt noch ein Instrumental, da macht er sich langsam gen Bühne auf. Dann legen die fünf Musiker mit dem lockeren HipHop-Groove von „Trouble“ los, ein Song von James‘ neuem Album No Beginning No End, das im Januar sein Debüt für Blue Note bedeutete. José James im Hamburger Stage Club weiterlesen

Dieter Ilg: Parsifal

Dieter Ilg: ParsifalZwei Jahre nach seiner grandiosen Adaption von Verdis „Otello“ hat sich Dieter Ilg mit seinem Trio über „Parsifal“ hergemacht, das frömmelnde letzte musikdramatische Werk von Richard Wagner, dessen 200. Geburtstag wir in diesem Jahr kaum entgehen können. Wie nicht anders zu erwarten schöpft Dieter Ilg daraus nicht etwa einen verquasten Bühnenweihfestjazz, sondern er geht die Suche nach dem Heiligen Gral völlig unverkrampft und heiter an. Er befreit Wagners Motive von Schwulst, Pathos, Schwere und romantischem Kitsch, reduziert die der Oper Dieter Ilg: Parsifal weiterlesen

Youn Sun Nah: Lento

Youn Sun Nah - LentoDie Südkoreanerin Youn Sun Nah gehört zu den Fleißigsten in der Branche. In den vergangenen Jahren legte sie Album auf Album vor, tourte durch Europa und Asien, fischte Preise mit dem Schleppnetz ab. Mit ihrem neuen Album zeigt sie nun erneut ihre Variabilität, ihre Klasse. Der CD-Titel „Lento“ – langsam – stimmt darauf ein: Der Reiz der neuen Veröffentlichung liegt fernab enervierender, treibender Sounds. Vielmehr überzeugt die Sängerin mit ruhigen, einfühlsamen Youn Sun Nah: Lento weiterlesen

Beady Belle: Cricklewood Broadway

Beady Belle Cricklewood BroadwayDie toughe Lady auf dem Cover lässt straighten elektronischen Jazz erwarten. Dabei bewegt sich die norwegische Sängerin Beate S. Lech mit ihren Kollegen auf dem sechsten Album von Beady Bell stärker in Soul- und Funk-Gefilden als jemals zuvor auf vorangegangenen Veröffentlichungen“. Wo „Belvedere“ oder „At Welding Bridge“ leichtgängige Jazzarrangements mit einer Prise Country verbreiteten, blitzen hier nun Latin-Einsprengsel und R`n`B-Tüpfelchen oder Reggae-Lines neben Beady Belle: Cricklewood Broadway weiterlesen

Kenny Wheeler: Mirrors

Kenny Wheeler - MirrorsOh, how very British, indeed! In „Mirrors“, einer Suite für Chor, Solostimme und Klaviertrio, vertont Kenny Wheeler erstmals Texte aus dem Kreis der britischen Hausgötter Stevie Smith, Lewis Carroll und William Butler Yeats. Die Besetzung bietet die Jazz-Garde der Insel auf: Nikki Iles (Piano). Mark Lockheart (Sax), Steve Watts (Bass) und James Maddren (Drums) plus der renommierte Chor London Vocal Projekt unter der Leitung von Pete Churchill. Als Solistin stößt Wheelers langjährige Mitmusikerin Norma Winstone hinzu, die ehrwürdige Patin Kenny Wheeler: Mirrors weiterlesen

Emile Parisien Quartet: Chien Guêpe

Emile Parisien Quartet - Chien GuepeDas Quartett um den Saxofonisten Emile Parisien beackert ausschließlich eine musikalische Region, in welche die meisten Musiker nur in besonders freien Momenten vordringen, die sie dann aber oft schüchtern wieder verlassen. Dies ist aber genau der Bereich, in denen die Franzosen lustvoll ausschweifende Expeditionen unternehmen.
Vieles in ihren Kompositionen ist genau kalkuliert und festgelegt: der Ablauf der Geschichte, die Dramaturgie, Emile Parisien Quartet: Chien Guêpe weiterlesen

Maria Baptist Trio: Gate 29

="Maria15 Jahre alt war Maria Baptist, als sie heimlich Platten von Keith Jarrett hörte. Jazz, das hieß Freiheit für die Ost-Berlinerin, und der geniale Eigenbrötler vermittelte ihr zumindest musikalisch die Wege in diese so ganz andere und neue Welt. Wer der 41-jährigen Pianistin und ihren Mitstreitern Carola Grey (Schlagzeug) und Ralph Grässler (Bass) jetzt durch ihre elf neuen Songs folgt, dem wird rasch klar, dass die Komponistin und Arrangeurin nach dem Fall der Mauer weit herumgekommen ist Maria Baptist Trio: Gate 29 weiterlesen

Malene Mortensen: You Go To My Head

Malene Mortensen - You Go To My HeadSkandinavien bietet den Jazzfreunden ständig Neues – die dänische Sängerin Malene Mortensen hat allerdings in deren Herzen schon länger einen Platz. Ihr sechstes Album „you go to my head“ soll diesen Platz verteidigen. Zwar ist es weniger gefällig als ihr Erfolgsalbum „Agony & Ecstasy“, beeindruckt jedoch durch konzeptionelle Geschlossenheit. Mortensen mixt Jazz-Standards und eigene Stücke – in bester Manier mit ihrer fabelhaften Live-Band, mit der sie zuletzt europaweit über 150 Malene Mortensen: You Go To My Head weiterlesen

Dave Stapleton: Flight

="DaveDer britische Komponist und Pianist Dave Stapleton wagt ein ambitioniertes Projekt: ein klassisches Streich- und ein Jazzquartett mit ihren ureigenen Ausdrucksformen konzeptionell zusammenzubinden. Die Streicher spielen eklektische post-spätromantische Musik, die Jazzer bedienen sich einer breiten Stilpalette ihres Fachs. Dabei suchen die Kompositionen den Ausgleich zwischen allen denkbaren emotionalen und musikalischen Extremen. Ein wunderbarer Ansatz! Damit gelingt es Dave Stapleton: Flight weiterlesen

msmw: In Case The World Changes Its Mind (live)

msmw - liveDa ist am Anfang dieses Publikumsgeräusch. Der besteht nicht aus höflichem Klatschen und zwei, drei Pfiffen in staubtrockener Akustik – wie man das eben von Jazzkonzerten kennt, zu denen sich die Musiker und nur unwesentlich mehr Zuhörer versammeln. Nein, es ist ein Publikumsjubel wie bei einem Rockkonzert. Es sind also eine Menge Fans und offenbar nicht die klassischen Jazzliebhaber, die mit Ende 60, als vollbärtige Oberstudienräte breitrippcordbehost und pullundert von msmw: In Case The World Changes Its Mind (live) weiterlesen

China Moses & Raphael Lemonnier: Crazy Blues

China Moses - Crazy BluesSo richtig was Neues haben die amerikanische Sängerin China Moses und der französische Pianist Raphaël Lemonnier nicht  ausgeheckt. Aber das ist in diesem Fall ziemlich egal: Zwölf  frisch interpretierte Songs machen das zweite Album der Tochter von Dee Dee Bridgewater und dem Allzwecktalent aus Nimes zu einer exquisiten Musik-Wundertüte. Die Bandbreite reicht von Standards wie „Cherry Wine“ über Discohymnen von Donna Summers „Hot Stuff“ und den Janis-Joplin-Klassiker China Moses & Raphael Lemonnier: Crazy Blues weiterlesen

Joe Lovano/Us Five: Cross Culture

Joe Lovano - Cross CultureVermutlich könnte der Mann auch den abgenudelsten Schlager anstimmen und würde dem Stück doch noch ein, nämlich sein ganz eigenes Leben einblasen. Wir erinnern uns, dass Joe Lovano vor gut einem Jahrzehnt einmal ein Album mit Stücken von Enrico Caruso aufnahm und am Ende sein Tenorsaxophon den Populär-Klassikern einen fast schon magischen Ausdruck verpasst hatte. Diesmal bewegt sich der 60-Jährige zwar mit „Cross Culture“ in den traditionellen Sphären des Jazz – und Joe Lovano/Us Five: Cross Culture weiterlesen

Oregon: Family Tree

Oregon - Family TreeWohl dem, der auf einen solchen musikalischen Stammbaum zurückblicken kann wie diese US-Jazzer. Nicht nur, dass die vier Herren mittlerweile seit über 40 Jahren das Genre prägen, sie haben sich auch stets zu ihren Wurzeln bekannt: Und die liegen im Klassik- und Folkbereich. Was von Anfang an neben einer Verschmelzung auch eine Offenheit gegenüber anderen Kulturen mit sich brachte – auf diesem Album verbinden sich sensible Kammermusiken mit swingenden Improvisationen und Oregon: Family Tree weiterlesen