Die toughe Lady auf dem Cover lässt straighten elektronischen Jazz erwarten. Dabei bewegt sich die norwegische Sängerin Beate S. Lech mit ihren Kollegen auf dem sechsten Album von Beady Bell stärker in Soul- und Funk-Gefilden als jemals zuvor auf vorangegangenen Veröffentlichungen“. Wo „Belvedere“ oder „At Welding Bridge“ leichtgängige Jazzarrangements mit einer Prise Country verbreiteten, blitzen hier nun Latin-Einsprengsel und R`n`B-Tüpfelchen oder Reggae-Lines neben heimeligen Smooth-Jazz-Mustern im gut hörbaren Gewand auf. Der Mix hat einen Grund: Das neue Album basiert auf einem Roman der britischen Autorin Zadie Smith, die das Leben von Immigranten in London charakterisiert. Und so pendeln die zehn Songs von Beady Belle zwischen Integration und kultureller Identifikation, erzählen von Zukunftszugewandtheit und Lebenslust. Lechs Stimme – warm und kräftig – steht dabei im Vordergrund. Bassist Marius Reksjø, Schlagzeuger Erik Holm und die Gäste David Wallumrød (keyboard) und Torun Eriksen (vocals) halten sich angenehm zurück, verstärken vielmehr ruhige, fast intime Momente – gefühlvoll, sanft, ein bisschen melancholisch, gleichzeitig energiegeladen und ansteckend. Kein bisschen fremd klingt das, eher anheimelnd und relaxt, keinesfalls aber leichtgewichtig. Der elektronische Jazz bisheriger Alben von Beady Belle fehlt nur den Eingeweihten. Denn selbst, was mainstreamig daherkommt, hat Groove und verbreitet nahezu ausnahmslos ansteckend gute Laune. Hörenswert!
Sabine Meinert
Label: Emarcy
Im März und April tourt Beady Belle mit der neuen Platte durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.