Schlagwort-Archive: Vocal

„Das ist für uns wie Metal-Musik“ – Fjarill live

Ein warmer Spätsommerabend in Hamburg. Pendler eilen heimwärts, Touristen machen Überstunden und irren mit Papierstraßenkarten am Hafen entlang. Auf der Meile zwischen den Landungbrücken und Övelgönne liegt inmitten von Fischmärkten und Bugsierschiffen direkt am Wasser der Firmensitz des Labels Edel. Von hier aus hat man einen prachtvollen Blick auf die Elbe, Ladekräne und die marode Köhlbrandbrücke. Dumpfes Dröhnen von Schiffmotoren, Möwenschreie und das Kreischen von öldurstigen Seilwinden weht von Süden herüber. Hier also, im nüchternen Foyer neben den Fahrstühlen wollen die schwedischen Sangesfeen ihr neues Album „Tiden“ aus der Taufe heben.
Mit den ersten Klängen versetzen Aino Löwenmark und Hanmari Spiegel das Publikum in ihre verzauberte Welt. Ihre traumschönen Stimmen verwandeln jede Herzensregung in Wohlklang, in den man eintauchen möchte wie in ein Schaumbad. „Das ist für uns wie Metal-Musik“ – Fjarill live weiterlesen

George Benson: Inspiration: A Tribute To Nat King Cole

George Benson: A Tribute to Nat King ColeNat King Cole ist fast 50 Jahre nach seinem Tod immer noch eine Verneigung wert – fand nach seiner Tochter Natalie auch George Benson. Wie der Titel sagt, empfindet er Inspiration, wenn er den großen Crooner hört. Ehrfurchtsvoll ist die Hommage aber nur zum Teil. Gitarrist und Sänger George Benson versucht, seinen eigenen Weg, seine persönliche Form der Annäherung zu finden. Und gleichzeitig, Pop und Jazz zu verbinden. Mit großem Orchester legt Benson los – ein bisschen Pomp muss sein. 42 Mann bietet er auf und setzt mit den Sängerinnen George Benson: Inspiration: A Tribute To Nat King Cole weiterlesen

Natalie Cole: En español

Natalie Cole: En EspañolDas Cover verspricht rassige Rumba und feurigen Flamenco. Doch Natalie Cole lässt es auf ihrem neuen Album etwas ruhiger angehen. Nichtsdestotrotz gibt es Latino-Feeling zuhauf. Beliebte Klassiker hat Natalie Cole sich ausgesucht. Einige machte bereits ihr Vater berühmt und bekannt. Andere gehören – hörbar – zu ihren persönlichen Lieblingsmelodien. Und weil so vieles die 63-Jährige an die Songs bindet, ist die Scheibe so eingängig geworden.
Cole entführt in die Vergangenheit und macht doch deutlich, wie zeitlos die Songs sind. Altes und Natalie Cole: En español weiterlesen

Inga Rumpf: White Horses

Inga Rumpf - "White Horses"Vinyl ist ja Glaubenssache. Manchmal aber lohnt es sich sogar für überzeugte Anhänger digitaler Klangträger, den alten Plattenspieler abzustauben und eine Scheibe aufzulegen. Ganz besonders, wenn eine Künstlerin wie Inga Rumpf sich verewigt – und zwar diesmal nur auf schwarzen Vinylscheiben.
Die 67-Jährige hat sich ins Hamburger Studio von Joja Wendt begeben und Bluesiges vor ein paar handverlesenen Gästen eingespielt – mit Herzblut, einladender Intimität und Esprit. Der Live-Mitschnitt wird dominiert Inga Rumpf: White Horses weiterlesen

Maria Christina: The Timeless In You

Im deutschsprachigen Raum sind die Jazz-Talente nicht so dick gesät, dass man auch nur eines verpassen sollte. Im Falle der Österreicherin Maria Christina entginge einem zudem das Erlebnis einer Neuentdeckung. Die junge Musikerin und Komponistin hat sich erste Meriten in Jazz-Wettbewerben erworben und nach Studium in Graz und New York nun ihr erstes Album vorgelegt: moderner Jazz gemixt mit Zeitgenössisch-Klassischem, klar und ungezwungen, fern ausgetretener Klangpfade. Wegen genau dieser Ausrichtung und einiger Maria Christina: The Timeless In You weiterlesen

Anthony Strong im Hamburger Birdland

„That kind of guy“ hätte man gern zuhause: jung, smart, witzig, charmant. Zumal Anthony Strong das Ganze noch mit ausgesprochen beeindruckender Musikalität toppt. Der 28-Jährige hat gerade sein zweites Album herausgebracht – „Stepping Out“ mit Songs von Kurt Weill bis Stevie Wonder und einigen Eigenkompositionen. Eine unterhaltsame Mischung, gleichsam vertraut und neu.
Strong schöpft bei der Umsetzung der Titel aus einer exzellenten Ausbildung. Und setzt auf seine Erfahrung als Sänger im Musical „Million Dollar Quartet“, in dem er Jerry Lee Lewis spielte.
Mit dem neuen Album nimmt der Brite Anleihen in der Jazzgeschichte, Anthony Strong im Hamburger Birdland weiterlesen

Viktoria Tolstoy: „Unser Zusammenspiel ist wie ein Liebesakt“

Natürlich, die Frage musste ja kommen. Viktoria Tolstoy lacht. „Wir sind einfach gut.“ So einfach ist das mit dem Geheimnis des skandinavischen Jazz’. Rigmor Gustafsson, Silje Nergaard, Rebekka Bakken, Caecilie Norby – die Liste der erfolgreichen Chanteusen aus dem melancholischen Norden ist lang. Und die der männlichen Kollegen noch länger: Nils Landgren, Lars Danielsson, Jan Lundgren, Ulf Wakenius, Bugge Wesseltoft – die dafür aber längst nicht so hübsch sind. Eine Anmerkung, die die blonde Frau mit den langen Beinen und den noch längeren Haaren dann doch ein wenig in Verlegenheit bringt – und sich im Interview mit Christoph Forsthoff um eine seriöse Erklärung bemühen lässt. Viktoria Tolstoy: „Unser Zusammenspiel ist wie ein Liebesakt“ weiterlesen

Soneros de Verdad: Un, Dos, Tres Soneros

Soneros De Verdad: Un, Dos, Tres SonerosFusion-Musik mag ja nicht jedermanns Sache sein, doch dem Sog des kubanischen Son, jener Mixtur aus den traditionellen Liedern der spanischen Kolonialherren und den Rhythmen afrokubanischer Sklaven, kann sich kaum einer entziehen. Luis Frank Arias, der Meister dieses melancholischen Stils, hat diese gefühlsgeladene Mischung nun noch um Jazz und Timba, Songo- und Danzón-Elemente erweitert – und doch pulsiert in jedem Moment hier das Lebensgefühl seiner (kubanischen) Heimat! Eben genau so, wie man es von diesen „Sängern der Wahrheit“ Soneros de Verdad: Un, Dos, Tres Soneros weiterlesen

José James im Hamburger Stage Club

José JamesJosé James ist entspannt, tiefenentspannt. Die Busladungen von Touristen, die nebenan zur Tarzan-Aufführung in das Musical-Theater „Neue Flora“ strömen, brauchen ihn nicht weiter zu interessieren. Der Jazzsänger hängt vor Konzertbeginn lieber backstage vor dem Kaminfeuer ab. Die Band spielt noch ein Instrumental, da macht er sich langsam gen Bühne auf. Dann legen die fünf Musiker mit dem lockeren HipHop-Groove von „Trouble“ los, ein Song von James‘ neuem Album No Beginning No End, das im Januar sein Debüt für Blue Note bedeutete. José James im Hamburger Stage Club weiterlesen

Madeleine Peyroux: The Blue Room

MadeleinePeyroux_BlueRoomSchon frühere Alben der Amerikanerin Madeleine Peyroux klangen nach Südstaatenblues und smoothem Feierabend-Sound. Auch „The Blue Room“ kommt relaxt und loungig daher und erinnert an entspannte Salon-Atmosphäre. Doch diesmal leiht Peyroux ausschließlich fremder Musik ihre Stimme – Songs von Leonard Cohen, Randy Newman, Buddy Holly und anderen hat sie sich zusammengestellt: Jazz, Blues, Country, Pop. Eine bunte Mischung, die doch wie aus einem Guss wirkt. Vielleicht weil sich die Sängerin häufig stark zurücknimmt, ihren Madeleine Peyroux: The Blue Room weiterlesen

Youn Sun Nah: Lento

Youn Sun Nah - LentoDie Südkoreanerin Youn Sun Nah gehört zu den Fleißigsten in der Branche. In den vergangenen Jahren legte sie Album auf Album vor, tourte durch Europa und Asien, fischte Preise mit dem Schleppnetz ab. Mit ihrem neuen Album zeigt sie nun erneut ihre Variabilität, ihre Klasse. Der CD-Titel „Lento“ – langsam – stimmt darauf ein: Der Reiz der neuen Veröffentlichung liegt fernab enervierender, treibender Sounds. Vielmehr überzeugt die Sängerin mit ruhigen, einfühlsamen Youn Sun Nah: Lento weiterlesen

Beady Belle: Cricklewood Broadway

Beady Belle Cricklewood BroadwayDie toughe Lady auf dem Cover lässt straighten elektronischen Jazz erwarten. Dabei bewegt sich die norwegische Sängerin Beate S. Lech mit ihren Kollegen auf dem sechsten Album von Beady Bell stärker in Soul- und Funk-Gefilden als jemals zuvor auf vorangegangenen Veröffentlichungen“. Wo „Belvedere“ oder „At Welding Bridge“ leichtgängige Jazzarrangements mit einer Prise Country verbreiteten, blitzen hier nun Latin-Einsprengsel und R`n`B-Tüpfelchen oder Reggae-Lines neben Beady Belle: Cricklewood Broadway weiterlesen

Kenny Wheeler: Mirrors

Kenny Wheeler - MirrorsOh, how very British, indeed! In „Mirrors“, einer Suite für Chor, Solostimme und Klaviertrio, vertont Kenny Wheeler erstmals Texte aus dem Kreis der britischen Hausgötter Stevie Smith, Lewis Carroll und William Butler Yeats. Die Besetzung bietet die Jazz-Garde der Insel auf: Nikki Iles (Piano). Mark Lockheart (Sax), Steve Watts (Bass) und James Maddren (Drums) plus der renommierte Chor London Vocal Projekt unter der Leitung von Pete Churchill. Als Solistin stößt Wheelers langjährige Mitmusikerin Norma Winstone hinzu, die ehrwürdige Patin Kenny Wheeler: Mirrors weiterlesen

Malene Mortensen: You Go To My Head

Malene Mortensen - You Go To My HeadSkandinavien bietet den Jazzfreunden ständig Neues – die dänische Sängerin Malene Mortensen hat allerdings in deren Herzen schon länger einen Platz. Ihr sechstes Album „you go to my head“ soll diesen Platz verteidigen. Zwar ist es weniger gefällig als ihr Erfolgsalbum „Agony & Ecstasy“, beeindruckt jedoch durch konzeptionelle Geschlossenheit. Mortensen mixt Jazz-Standards und eigene Stücke – in bester Manier mit ihrer fabelhaften Live-Band, mit der sie zuletzt europaweit über 150 Malene Mortensen: You Go To My Head weiterlesen

China Moses & Raphael Lemonnier: Crazy Blues

China Moses - Crazy BluesSo richtig was Neues haben die amerikanische Sängerin China Moses und der französische Pianist Raphaël Lemonnier nicht  ausgeheckt. Aber das ist in diesem Fall ziemlich egal: Zwölf  frisch interpretierte Songs machen das zweite Album der Tochter von Dee Dee Bridgewater und dem Allzwecktalent aus Nimes zu einer exquisiten Musik-Wundertüte. Die Bandbreite reicht von Standards wie „Cherry Wine“ über Discohymnen von Donna Summers „Hot Stuff“ und den Janis-Joplin-Klassiker China Moses & Raphael Lemonnier: Crazy Blues weiterlesen