Ulita Knaus, Foto: Steven Haberland

15 Fragen an Ulita Knaus

Eine der wundervollsten Stimmen des Jazz: Ulita Knaus über ihre ewige Reise, den Blues im inneren Ohr und die Umarmungen ihres Sohnes.

Wovon haben Sie letzte Nacht geträumt?
Die Nächte sind momentan so schnell vorbei, dass irgendwie keine Zeit zum Träumen bleibt, scheint es mir. Schade, denn so ein Traum begleitet mich meistens noch sehr lange in den Tag hinein. Und das kann manchmal sehr inspirierend sein.

Welches Konzert/welche Platte hat Sie zum Jazz gebracht?
Zum Jazz hat mich eigentlich gar keine Platte gebracht, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass ich weder Klassik noch Popmusik machen wollte – in meinem inneren Ohr hörte ich Gospel, Blues und Latinmusik. Das alles wurde mir aber erst klar, als ich in den Jazzchor der Musikschule meiner Heimatstadt eintrat. Meine ersten Errungenschaften im Bezug auf Jazzplatten waren u.a. „Chrystal Silence“ von Chick Corea und Gary Burton. Überhaupt war Chick Corea mein erster Hero im Jazz.

Wenn Sie eine Zeitreise unternehmen könnten, was wäre Ihr Ziel?
Natürlich würde ich gerne einmal in die 40er oder 50er Jahre des Jazz in New York schnuppern. Aber auch Cuba in dieser Zeit würde mich sehr interessieren.

Wer ist Ihr Lieblingskomponist?
Oh da gibt’s aber viele! Claude Debussy, Antonio Carlos Jobim, Stevie Wonder… zum Beispiel…

Was macht Sie wütend?
Gewalt, Ignoranz, Missgunst.

Wer ist Ihr musikalisches Vorbild?
Stimmlich haben mich einst Sängerinnen wie Nancy Wilson und Dianne Reeves sehr geprägt. Musikalisch lasse ich mich täglich von neuen Künstlern beeinflussen. Ich bin stets auf der Reise, auf der Suche nach neuen Vorbildern. Das ist das Wunderbare am Leben eines Künstlers: Man bleibt nie stehen, hört nie auf zu kreieren und zu experimentieren. Nur so können großartige Dinge entstehen. Immer wieder aufs Neue.

Als wer/was möchten Sie wiedergeboren werden?
Das liegt nicht in meiner Hand. Wünschen würde ich mir natürlich, dass ich wieder in ein friedliches und glückliches Leben geboren werde.

Was ist Jazz?
Für den einen ist es Jazz, für den anderen nicht. Aus der Sicht des Zuhörers wird sicherlich anders beurteilt, was Jazz ist oder nicht.
Für uns Musiker ist es die Freiheit zu improvisieren, neu zu interpretieren und sich außerdem aus dem großen Topf jazzverwandter Musik zu bedienen. Jazz ist vielleicht die einzige Form von Musik, die sich nicht so leicht greifen lässt. Und das ist gut so!

Wobei werden Sie schwach?
Dunkle Schokolade und wenn mein Sohn mich umarmt.

Was ist für Sie wichtiger im Jazz: Leidenschaft oder Kontrolle – und warum?
Wenn die Leidenschaft außer Kontrolle gerät, wird sie zur Besessenheit – und wenn die Kontrolle die Führung übernimmt, bleibt kein Raum mehr für Leidenschaft. Es ist allerdings nicht leicht, die Dinge immer in Balance zu bekommen. Somit wird es immer mal zu viel von dem einen und zu wenig vom anderen geben. Aber das ist auch spannend.

Der Tod ist …
…ein Teil des Lebens.

Welches ist Ihr Lieblingsinstrument, das Sie selbst nicht spielen?
Ich habe kein Lieblingsinstument. Eher wünschte ich mir, ich könnte Orchesterdirigentin sein. Den Klang eines Streichorchesters vor sich zu haben und nach der eigenen Facette zu dirigieren, würde mir großen Spass machen, glaube ich.

Üben ist wie …
…Meditation.

Wenn ich Pop aus den Charts im Radio höre …
…bin ich manchmal begeistert und manchmal nicht. Allerdings höre ich selten Radio…

Was ist die peinlichste Panne, die Ihnen auf der Bühne passiert ist?
Ein nicht mehr zu kontrollierender Lachanfall zusammen mit meinen Sänger-Kolleginnen. Wir mussten die Performance abbrechen, weil wir’s nicht mehr hingekriegt haben vor lauter Lachen.

24.05.2014 – Foto: PR