Youn Sun Nah: She moves on

Von Asien nach Nordamerika: Auf ihrem Album „She moves on“ mischt die südkoreanische Sängerin Youn Sun Nah Jazz und Folk, mixt ein paar rockige Töne bei und umgibt sich mit New Yorker Musikern, die diesen Style auf Hochglanz polieren.

Überraschend die Mixtur der Titel: Neben Eigenem und Traditionals gibt Youn Sun Nah auch Songs von amerikanischen Größen wie Lou Reed, Joni Mitchell, Jimi Hendrix und Paul Simon wieder. Allerdings sind es weniger bekannte Songs – in der Interpretation von Youn Sun Nah echte Goldstücke.

Doch Youn Sun Nah hat mehr zu bieten als nur Neu- oder Wiederentdeckungen: Die Stimme der Sängerin verwandelt die Songs. Sie klingt hell und berührend, wohlig-einschmeichelnd, sanft beschwörend, sophisticated oder eindringlich-treibend, federleicht, immer berührend und doch souverän und mit großer Intensität. Ein Ereignis in jedem Fall!

Mit ihrer Virtuosität lässt die Südkoreanerin Bilder vor dem inneren Augen des Hörers entstehen: Man erahnt, wie sie – die nach Paris und Südkorea nun New York als Wirkungsstätte gewählt hat – fingerschnipsend auf einem Barhocker wippt und dem Mann an der Gitarre zunickt…

Spätestens ab der vierten Nummer möchte man mit kleinen Schritten durch den Alltag tanzen, hier ein kleiner Hüftschwung, dort ein cooler Kick. In „A Sailors Life“ wird quasi die ewig gleiche Wellenlandschaft langer Ozeantouren sichtbar und macht das ungeduldige Starren auf den Horizont fühlbar, das dennoch keine Ruhe erlaubt. Bei „Evening Star“ lässt die Sängerin – leicht und musikalisch-glitzernd – helle Sternentupfen im abendlichen Blau aufscheinen. Lässig wirkt das und hat doch Drive. Und betört.

Dazu trägt auch die Instrumentierung bei – minimal, sensibel, federleicht. Pianist und Produzent Jamie Saft prägt damit das Album ebenso wie Gitarrist Marc Ribot, der schon mit Tom Waits, Elvis Costello oder Laurie Anderson spielte. Komplettiert wird die Riege von Dan Rieser (Drums) und Brad Jones (Bass), die an vielen Stellen weitere jazzige Nuancen aufblitzen lassen. Genau die richtigen Begleiter.

Es heißt, Youn Sun Nah habe eine Reihe Eigenkompositionen nicht für das Album genutzt. Das lässt hoffen, dass in Kürze ein weiteres nachkommt. Auf jeden Fall tritt die Sängerin am 25. April 2018 in der Elbphilharmonie in Hamburg auf.
Sabine Meinert

Foto: Sung Yull Nah
Label: ACT

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