Mike Stern © Sandrine Lee/PR

Mike Stern: Trip

Eigentlich war Mike Stern auf dem Weg zum Flughafen, um eine Europatournee zu starten. Ein Unfall, bei dem er sich beide Oberarmknochen brach, brachte ihn dann ins Krankenhaus. Wegen einer Schädigung der Nerven im rechten Arm kostete es Zeit, Zähigkeit und ungewöhnliche Methoden, bis er wieder Gitarre spielen konnte – für einen wie ihn eine schiere Notwendigkeit.

Reisen verlaufen also nicht immer wie geplant. „Manche denken bei ‚Trips‘ an Drogenerfahrungen, manche an Tourneen, manche an etwas Spirituelles,“ sagt Mike Stern. Aber immer ist macht man sich auf ins Ungewisse.

Auf den Trip dieses Comeback-Albums hat sich Stern prominenten Beistand geholt, damit diesmal nichts schiefgehen kann: Randy Brecker, Wallace Roney, Bob Franceschini Bill Evans, Leni Stern, Victor Wooten, Tom Kennedy, Dave Weckl, Dennis Chambers und Lenny White sind dabei. Der Plan ist aufgegangen.

Denn der 64-Jährige liefert seine über die Jahre immer weiter verfeinerte Mischung von Post-Miles-Funk, Bebop, Bluesrock und Swing ab. Nur dass der Unfall seiner Musik eine neue Intensität verliehen hat.

“Manchmal passieren dir schlechte Sachen, aber du kommst da durch und merkst, das jedem Gutes und Schlechtes passiert. Du musst dich aufraffen und weitermachen, sobald es geht. I musste herausfinden, wie ich spielen konnte. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich nicht Musik machen könnte. Wenn du etwas wirklich willst, dann musst du dafür kämpfen.“ Mike Stern

Vernebelte der altbekannte Mike-Stern-Sound sein Spiel mit reichlich Chorus-, Delay-, Echo- und Halleffekten, klingt er jetzt direkter und rauer. Er ist immer noch brillant, virtuos, haarsträubend schnell, reich an Wendungen, Variationen, beiläufig hingetupften Licks, rasenden Läufen und Arpeggien, Aber seine Musik ist greifbarer geworden, fokussierter, klarer, wenn man so will nackter. Der gewohnt hochglanzpolierten Cabriotauglichkeit der Musik tut das indes keinen Abbruch.

Mike Stern - Trip - CoverUnd auch in den Songtiteln hat sich die Unfall-Erfahrung niedergeschlagen, gewürzt mit reichlich Selbstironie: “Screws” spielt auf die elf Schrauben an, mit denen er in einer ersten Operation zusammengeflickt worden war, “Scotch Tape and Glue” bezeichnet seine derzeitige Methode, das Plektrum zu führen und „B-Train“ ist natürlich eine mokante Anspielung auf „Take The A-Trane“ (der ihn nach Europa gebracht hätte).

Fazit: Ein Album das mächtig gute Laune macht, umso mehr als wir mit Stern dankbar sein können, dass es überhaupt entstehen konnte.
Sven Sorgenfrey

Foto: Sandrine Lee/PR
Label: Concord/Heads Up

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