Frau Pacheco, wovon haben Sie letzte Nacht geträumt?
Komischerweise habe ich nichts geträumt – ich hatte ein Konzert in München und bin danach supermüde direkt eingeschlafen.
Welches Konzert/welche Platte hat Sie zum Jazz gebracht?
Keith Jarrett Köln Konzert.
Wenn Sie eine Zeitreise unternehmen könnten, was wäre Ihr Ziel?
Venedig im 18. Jahrhundert.
Wer ist Ihr Lieblingskomponist?
J.S. Bach. Er fasziniert mich immer wieder. Da ich im kommenden Sommer in Australien das g-Moll Klavierkonzert mit dem Queensland Symphony Orchestra spiele, beschäftige ich mich zur Zeit intensiv mit seiner Musik. Ansonsten bin ich großer Fan von Johannes Brahms, insbesondere seiner 4. Sinfonie, Igor Stravinsky sowie der Orchesterwerke von Claude Debussy. Im Chorbereich liebe ich Carlo Gesualdo.
Was macht Sie wütend?
Wenn Qualität nicht erkannt wird – das gilt nicht nur für die Musik.
Wer ist Ihr musikalisches Vorbild?
Anstelle von Vorbildern habe ich eher „Inspiratoren“ – und davon gleich mehrere: Gonzalo Rubalcaba, Keith Jarrett, JoJo Mayer, Lennard Bernstein. Weitere, nicht musikspezifische Inspiratoren sind: Polina Semionova (Prima Ballerina des Bolschoi Ballett), die Schriftstelleriin Isabel Allende und der Wissenschaftler Richard Dawkins.
Als wer/was möchten Sie wiedergeboren werden?
Als ein schwarzer Schwan.
Was ist Jazz?
Jazz ist Freiheit und Ehrlichkeit. Die Freiheit in meinen Kompositionen zeigt sich darin, dass ich mit meiner Musik Geschichten erzähle – manchmal sehr persönliche Geschichten -, Momente, Plätze, Dinge, die mich betreffen und mit meinem Leben, meinen Erfahrungen und Eindrücken zu tun haben. Ehrliches und aufrechtes Spielen gibt Freiheit – und das ist für mich Jazz.
Wobei werden Sie schwach?
Definitiv bei Schuhen.
Was ist für Sie wichtiger im Jazz: Leidenschaft oder Kontrolle – und warum?
Beides ist meiner Meinung nach gleich wichtig, denn das Eine bedingt das Andere. Kontrolle beziehe ich eher auf das rein technische Spielen, die Fingerfertigkeit. Die Leidenschaft zeigt sich in den musikalischen Momenten. Beides sollte im Einklang stehen, denn die jeweiligen Extreme würden sich kontraproduktiv auf die Musik auswirken.
Der Tod ist …
… ein neuer Anfang.
Welches ist Ihr Lieblingsinstrument, das Sie selbst nicht spielen?
Schlagzeug.
Üben ist wie …
… tägliches Training. Es gehört für mich zu leben und zu meiner Arbeit. Genau so wie essen und trinken – ohne geht’s nicht!
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Wenn ich Pop aus den Charts im Radio höre …
… dann frage ich mich: Warum schon wieder so was?
Was ist die peinlichste Panne, die Ihnen auf der Bühne passiert ist?
Das war beim Festival Jazz Plaza in Havana. Ich hatte gerade meinen ersten Jazz-Wettbewerb gewonnen, und das Konzert beim Festival war mein erster, öffentlicher Auftritt als Jazzpianistin. Es gab nur ein Keyboard – alles lief super, nur dann, mitten in meinem ersten Solo, fällt der Strom aus! Drums und Bass spielten weiter – bei mir ging nichts mehr – nur leere Töne. In diesem Moment hätte ich gewünscht dass die Erde mich verschluckt. Das ist aber nicht passiert. Kurz danach haben auch die anderen Musiker zu spielen aufgehört und das war’s. Extrem peinlich!
Marialy Pacheco: Introducing (Rezension von Christoph Forsthoff)