Alan Evans (r.) Musiker, Produzent und Mit-Gründer des Labels LVM

Various Artists: VLM Family Album Vol.1

Ist das Jazz? Mit Sicherheit „nein“. Aber – diese ausgekocht-spielfreudige Soul-Jazz-Compilation enthält jede Menge Jazz-Elemente. Für Puristen heißt das: Finger weg! Für alle anderen aber: Kaufen, streamen oder was auch immer.

Der Opener „Hey!!“ (The Natural Soul feat. Matt Schofield) klingt wie ein guter alter Bekannter- ist er aber nicht. Dieser gutgelaunte Song ist eine eigenständige neue Komposition, die von inspirierten Könnern eingespielt wurde! Hier stimmt wirklich alles: von der routiniert-impulsiven Gitarrenarbeit des englischen Saiten-Virtuosen Matt Schofield über die Hammond-Grundierungen des Organisten Darby Wolf bis hin zur glasklaren Rhythmus-Struktur des VLM-Label-Mitbegründers und Produzenten Alan Evans am Schlagzeug. Dass sich die Formation „Natural Soul“ nennt, scheint kein Zufall zu sein. Das gleichnamige Album von Lou Donaldson aus dem Jahr 1952 hat hier hörbar Pate gestanden.

Klar, das ist kommerzieller Retro-Sound- Aber der geht nicht nur sofort ins Ohr, sondern – er bleibt auch drin.  Und so geht es weiter. Der nächste Track („What Will You Do“) klingt eher orchestral, haut aber mit seinem funky Arrangement richtig rein. Wer auch immer sich hinter dem Namen BT ALC Big Band (mit dem Keyboarder John Medeski ) versteckt – eine wirklich starke Nummer.

„Deep State“ von OTS (On The Spot Trio) kommt ebenfalls enorm druckvoll daher und groovt trotz sich auflösender fast psychedelisch wirkender Harmonien. „Slammin‘“ von Kris Yunker (einem Session-Keyboarder mit exzellentem Begleitpersonal) ist ein quirliges Uptempo-Stück, das richtig groovt, ähnliches gilt für „In Come Slade“ von Cruhed Velvet – einer Formation hinter der ebenfalls der unermüdliche Evans steht. Ein richtig schöner Schmachtfetzen ist die Soul-Ballade „Helping Hand“.

Beim Lesen der spärlichen Liner Notes merkt man natürlich, dass dieses nostalgisch angehauchte Album trotz seiner unterschiedlichen Bandnamen die Handschrift des Allround-Talents und Produzenten Evans nicht verleugnen kann. So erhält man mit einem schreiend schönen Cover bis auf zwei Ausnahmen herausragend gute Musik, die Fans von Funk und Soul-Jazz schwer begeistern wird.  Bei mir läuft dieses Album täglich.

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