Vladyslav Sendecki & Atom String Quartet: Le Jardin Oublié/My Polish Heart

Das Jahr mit ein paar Tüpfelchen aus anderen Musikstilen zu bereichern, das passt gut in unsere Zeit. Vladyslav Sendecki, Pianist der NDR-BigBand, versucht, mit dem Atom String Quartet und dem Album „Le Jardin Oublié/My Polish Heart“ neben Klassik auch ein wenig Folk in den Jazz zu mixen. Dabei treffen Virtuosität und Temperament zusammen, Energie quillt mal dramatisch, mal fusslig aus allen Klangritzen. Und die Musiker lassen es pendeln: Mal rahmt Sendeckis Piano die Jazz-Streicher, mal streichen die Atom-String-Musiker das Piano an den Rand. Das alles kommt energetisch dicht und komplex und vor allem so temperamentvoll rüber, dass man in den sanfteren, getrageneren Passagen den Break fast ersehnt. Wobei: Die Polen sind manchmal auch etwas melancholisch, was zu „My Polish Heart“ passt.

Emotionen will der Musiker mit seinem Publikum austauschen, sagte er einmal. Durch die Verstärkung mit dem Atom String Quartet aus seiner polnischen Heimat (Mateusz Smoczyński and Dawid Lubowicz – violin, Michał Zaborski – viola, Krzysztof Lenczowski – cello) gelingt Sendecki das leicht. Gerade auch, weil die preisgekrönten Streicher kein Quartett vom üblichen Schlag sind und die polnische Seite manches Stückes noch betonen. Doch wer wie Sendecki mit Lenny White, Joe Henderson, Randy Brecker, Till Brönner oder Klaus Doldinger musiziert (hat), darf so oder so nicht mit leichtgewichtigen Partnern und Stücken zu glänzen versuchen. Die Symbiose zwischen Pianist und Streichern gelingt hier auf jeden Fall, gerade auch weil die CD moderne Klassik mit verschiedenen Jazz-Facetten verbindet. Wer genauer hinhört, der erkennt viele neue Aspekte – und sicher manches, das er an Sendecki noch nicht kannte.

Die Kompositionen auf dem Album seien von persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen geprägt, sagt der Jazz-Pianist, der fünf Stücke selbst schrieb. Mit diesem Satz im Ohr konnte ich quasi sehen, wie der Musiker – neuen Klangfolgen nachsinnend – in einen Bienenschwarm geraten ist, oder… – Naja, vielleicht war es doch noch anders. Klang aber so. Auf jeden Fall: Eine gute Scheibe.

Sabine Meinert

Label: Neuklang
Cover: mikame; Art Work: Michel Holzapfel/felantix.de