Eric Truffaz neues Album ist klasse. Punkt! Nicht mehr und nicht weniger. „Doni Doni“ hat zwar überhaupt keine außergewöhnlichen Seiten – ist aber ein wunderbar rundes Stück Musik und dudelt bei mir schon seit Tagen aus den Lautsprecherboxen. Lounge, Electronica, Cool Jazz, Fusion, Soul, Funk – die gesamte Palette. Doch fast immer klingt diese CD nach Truffaz. Und das im besten Sinn.
Schon als Zehnjähriger spielt der Schweizer aus Chêne-Bougeries im Orchester seines Vaters. Und Papa wollte nur eines: Die Zuhörer zum Tanzen zu bringen. Das scheint den Sohn nie mehr losgelassen zu haben. Auch das zwanzigste Album des mittlerweile 56-jährigen Konservatoriumsabsolventen lebt von den Grooves. Wirklich Neues hat Truffaz der Musikwelt nie präsentiert: Und das scheint Absicht zu sein!
Auch dass Miles Davis ohrenscheinlich eines seiner wichtigsten Vorbilder ist, kann man Truffaz nicht zum Vorwurf machen. Zwar wird er als Epigone dieses Großmeisters gehandelt – doch das ist in diesem Fall eine Auszeichnung! Den HipHop entdeckte der Trompeter, Komponist und Arrangeur 1991 als er bei der Rap-Formation „Silent Majority“ einstieg. Doch schon damals war die entstehende Synthese aus Jazz und HipHop nichts Neues!
Wichtige Impulse des aktuellen Albums stammen von einer Reise nach Mali, auf der Truffaz mit der Sängerin Rokia Traoré zusammen arbeitete. Vier Stücke singt die Afrikanerin und verleiht den westlich klingenden Kompositionen damit eine exotische Komponente.
Der ebenfalls aus Mali stammende Rapper Oxmo Puccino macht das ausblancierte „Le Complément de Verbe“ zum ultimativen Highlight des Albums. „Fat City“ schafft eine interessante Gratwanderung zwischen brachialem Gewaltrock und filigranen Schwebungen. Dieses Stück erinnert manchmal an Klaus Doldingers Passport und sogar an den frühen Billy Cobham.
„Doni Doni“ ist ein aus der Mali-Sprache stammendes Sprichwort und heißt so viel wie Schritt für Schritt. Mit diesem Album hat Truffaz wieder ein weiteres Stück seines Wegs zurückgelegt. Eines Wegs, der anscheinend keine Stolpersteine kennt, dessen Gradlinigkeit und Gleichmäßigkeit nie eine wagemutige Expedition war – und auch nie sein wollte. Am Wegesrand entdeckte der Trompeter immer wieder neue interessante Teilbereiche der Musikwelt, die er harmonisch in seine Reise integriert. Erik – wir folgen Dir!
Willy Theobald
Foto: Hamza Djenat/PR
Label: Parlophone/Warner