Sie sind schon ein schräges Paar: Akkordeonspieler Vincent Peirani einerseits, der sein Publikum mit stupender Technik in seinen Bann zieht und stilistisch eher in der Nachbarschaft von Richard Galliano und Astor Piazzolla anzutreffen ist. Andererseits der quirlige Emile Parisien, der mit seinem Trio lustvoll die Grenzen des noch mit den Mitteln des Jazz Sagbaren auslotet, und vielen als Erneuerer des Sopransaxofonspiels gilt. Was können scheinbar so gegensätzliche musikalische Naturen miteinander anfangen, zumal wenn sie im Duo vollkommen aufeinander angewiesen sind?
Ganz einfach: Sie treffen sich auf beinahe neutralem Terrain und huldigen dem (wie Peirani und Parisien) Wahlpariser Sidney Bechet, mit dessen Egyptian Fantasy sie den Rahmen des Albums vorgeben. Sie erinnern damit an die “Belle Epoque” des Jazz in Frankreich und heben deren Musik gleichzeitig in die Gegenwart. Letzteres allerdings nur moderat, denn Peirani kann schon mal ziemlich lange auf einem Pattern sitzenbleiben und Parisiens Aufforderungen ignorieren, ihm auf eine Erkundungstour in freiere Welten zu folgen. Der Saxofonist hat andererseits keine Mühe, das feinziselierte klangsinnliche Spiel Peiranis auf seiner “Thrill box” mitzuspielen. Und das ist allemal faszinierend und spekatulär genug, so dass wir weitergehende Experimente erst einmal abwarten können.
Sven Sorgenfrey
Am 13.6. wurde Emile Parisien als Musiker des Jahres und Vicent Peirani als Rising Star des Jahres mit dem Victoire du Jazz ausgezeichnet.
Label: ACT
Foto: ACT/Grosse-Geldermann
Videos
Peirani & Parisien Duo Art: Belle Epoque (Klangbeispiele)
Les Salons de la Musique: Vincent Peirani, Michel Portal et Emile Parisien (arte)
Preisverleihung „Victoires Du Jazz“ 4:18 (Peirani, Parisien & Band); 45:00 (Duo Vincent Peirani & Cécile McLorin Salvant); 56:30 (Peirani, Parisien & Band); 1:24:00 (Duo Peirani & Parisien); 1:35:20 (Preis für Vincent Peirani); 1:55:10 (Preis für Emile Parisien)