Ulrike Haage, (c) Thomas Nitz

15 Fragen an Ulrike Haage

Sie kehrt ihr Innerstes nach außen, schafft mit Tönen Räume und fügt musikalische Bilder dazu. Einfach nur so zuhören geht bei Ulrike Haages Kompositionen nicht. Man gerät unweigerlich in einen Sog, einen „Maelstrom“ – so der Titel ihrer neuen CD. Ähnlich ist es bei ihren Antworten auf unseren Fragebogen.

Wovon haben Sie letzte Nacht geträumt?
Dass ich auf Bäumen laufen und mit exotischen Tieren sprechen konnte.

Was hat Sie zum Jazz gebracht?
Ich bin mit einer großen Jazzplattensammlung aufgewachsen: mit Erroll Garner, Thelonius Monk, Bill Evans, Charlie Parker usw. Entscheidend für meine Liebe zum Flügel aber war die Platte „Mourning of a star“ mit Keith Jarrett, Charlie Haden und Paul Motion.

Wenn Sie eine Zeitreise unternehmen könnten, was wäre Ihr Ziel?
Ich würde in die Zukunft reisen und auf dem Mars nachschauen, ob wir uns dort genauso verhalten wie auf der Erde oder endlich die Ganzheit allen Seins begreifen und grenzenlos lustvoll und intelligent zu leben verstehen.

Wer ist Ihr Lieblingskomponist?
Morton Feldman.

Was macht Sie wütend?
Die Unfähigkeit des Menschen, anders als immer an sich selbst zu denken, das Fehlen des buddhistischen Mitgefühls.

Wer ist Ihr musikalisches Vorbild?
Da ich früher Miles Davis oder Lennie Tristano zeitgleich mit Bartok oder Ravel gehört habe, gibt es kein singuläres Vorbild für mich. In meiner eigenen musikalischen Phantasie haben mich eher andere Künstler bestärkt, etwa der engagierte Essayfilmer Chris Marker oder Schriftsteller von großer Empathiefähigkeit wie Carson McCullers und Marcel Proust.

Als was möchten Sie wiedergeboren werden?
Als Olivenbaum, mein Lieblingsbaum. Dann habe ich außerdem ein- bis zweitausend Jahre Zeit, mir über die nächste Reinkarnation Gedanken zu machen.

Was ist Jazz?
Die Wiege der Improvisation auf der Grundlage fantastischer Rhythmen.

Wobei werden Sie schwach?
Bei Zitroneneis aus Amalfi.

Was ist für Sie wichtiger im Jazz: Leidenschaft oder Kontrolle – und warum?
Mit viel Leidenschaft verliert man die Kontrolle. Zuviel Kontrolle blockiert die Leidenschaft. Beides zusammen aber kann zu wundervollen Momenten im Ausdruck des Spielens führen.

Der Tod ist …
… offensichtlich unabwendbar und Motor menschlicher Kreativität.

Welches ist Ihr Lieblingsinstrument, das Sie selbst nicht spielen?
Cello.

Üben ist wie …
… Meditation.

Wenn ich Pop aus den Charts im Radio höre …
… höre ich Pop aus den Charts im Radio.

Was ist die peinlichste Panne, die Ihnen auf der Bühne passiert ist?
An eine „peinliche“ Panne kann ich mich nicht erinnern. Aber eine aufregende Panne gab es einmal im Tempodrom, als die Feuchtigkeit des Wetters unsere elektronischen Dat-Zuspielungen für eine Live-show mit Radioübertragung zunichte machte. Das Positive daran war, dass wir alle Kompositionen live gespielt und improvisiert haben und es genauso gut klang. Das hat meine Einstellung zu Playbacks radikal verändert.