Abdullah Ibrahim

Abdullah Ibrahim: The Song is my Story

Was schenkt man einem 80-Jährigen zum Jubiläum? Einem, der es vom Ghetto bis in die musikalische Weltspitze geschafft hat. Einem, der von der Klassik über Bebop hin zum Jazz wanderte. Der Duke Ellington beeindruckte und den dieser förderte. Einem, der das Ende der Apartheid vor 20 Jahren mit Musik feierte. Was also kredenzt man ihm – zumal, wenn der sich selbst reich beschenkt? Der Südafrikaner Abdullah Ibrahim stellt dieser Tage sein neues Album „The Song is my Story“ vor – mit Stücken, die er in den 70ern bereits interpretierte und aktuellen Kompositionen, die er in einem italienischen Konzertsaal frei improvisiert.

Abdullah Ibrahim - The Song Is My Story - CoverIbrahim, der nach eigenen Aussagen schon immer nach einem bestimmten Klang suchte – in Südafrika, später auch in Europa und den USA – und letztlich die Stille für sich entdeckte, prononciert und zelebriert Empfindungen und Zeitgeschehen. Er, der in ärmlichen Verhältnissen als Siebenjähriger das Klavierspielen lernte, kann daran nicht vorbei. Manchmal hört man Meditatives, an anderer Stelle wirbelndes Klanggeflecht, dann wieder blitzt Südafrikanisches durch. Wenn es droht, zu gefällig zu werden, wirft er ein paar Dissonanzen ein, fabuliert, kontrastiert oder poliert. Modern und kreativ nennt er selbst seinen Stil – mehr ist dazu nicht zu sagen.

Die Plattenfirma will Ibrahim (geboren als Adolphe Johannes Brand und zunächst als Dollar Brand musikalisch unterwegs) nicht ausschließlich im Jazz verorten, nennt seine Stücke Welt-Musik. Die Einflüsse von Thelonious Monk, John Coltrane, Don Cherry schimmern auf jeden Fall hier und da durch. Doch nichts durchbricht den Eindruck von Klängen, Harmonien und Poesie, die ganz und gar und alleinig auf Ibrahim zurückgeht: beruhigend, fast schwebend anmutend, spielerisch und manchmal versehen mit einem Saxofon-Tupfer.

In den 70ern galt Ibrahims Komposition „Mannenberg“ als Hymne der Farbigen in Südafrika. Doch auf dieser CD sind die Townships und Slums in Kapstadt weit, auch wenn er inzwischen wieder in Südafrika wohnt. Apartheid-Symbolik braucht es lange nicht mehr, um Abdullah Ibrahim zu charakterisieren. Mit mehr als 40 Veröffentlichungen und seiner Vielseitigkeit ist er nicht mehr wegzudenken aus der internationalen Jazz-Szene. Mit vielen Preisen (u.a. 2005 der Grimme-Preis, 2009 Aachener Innovationspreis Kunst) gehört er zu den Ikonen des Jazz. Seine neue CD „The Song is my Story“ ist ein weiterer Beweis dafür, begleitet von einer DVD mit Erklärungen zu einzelnen Stücken und Konzertmitschnitten.
Sabine Meinert

Foto: PR/Ines Kaiser

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