Etwas Neues muss her – Nils Petter Molvaer will sich nicht festlegen lassen und „switched“ daher mal wieder in ein neues musikalisches Feld, testet neue Klänge. Zum Beispiel mit einer Pedal-Steel-Guitar und unglaublich viel Percussion.
Seine Trompete schmeichelt und lockt – trotz elektronisch moderner Anklänge wirkt sie ruhig und beseelend. Sie lockt in Molvaers Gedankenwelt: träumerisch, geheimnisvoll, mystisch an manchen Stellen. Und dennoch beschwingt und leicht. Irgendwas zwischen Waldspaziergang und tropischem Regenschauer, zwischen Abendsonnenschein und sehnsuchtsvoll-suchender Klangmalerei.
Man hört bunte Paradiesvögel schnattern, sieht fremdländischer Schönheiten Lächeln in Tönen verpackt, kann schluchzende Teufelsgeigen aus Klangbildern extrahieren. An einer Stelle gibt’s zudem Anklänge an das Album „Khmer“. Man hört sie genau: die romantisch überwucherten Tempelbauten, von denen unbekannte Wesen herabschauen, Priesterstatuen mit besänftigend erhobenen Händen. Wer noch nie da war: „Angkor Wat“ vermittelt einen Hör-Eindruck von der versunkenen Stadt im Urwald.
An anderer Stelle verfremdet Molvaers Trompete , schafft sphärische Weite. Und entlässt den Hörer dennoch nicht in die Fremde. Wo die Boxen vibrieren, Elektronisches fast scheppernd-heiser und doch organisch erklingt – man möchte die Lautstärke noch weiter aufdrehen.
Aufsehenerregend ist, wie Percussionist Erland Dahlen das in vielen Facetten vorantreibt: modern und experimentell, manchmal Exotik hauchend und dennoch vertraut. Er begreift seinen Part darin, die klanglichen Abenteuer auszubreiten wie einen Teppich, auf dem nahezu jeder ein Plätzchen finden kann. Und: Es ist ein fliegender Teppich, kurz vor dem Abheben. Am auffälligsten aber ist die Steel Guitar – Geir Sundstøl befindet sich oft im Zwiegespräch mit Molvaers Trompete. Ebenbürtig. Ebenfalls im Team sind Morten Quenild und Jon Marius Aareskjold, die Tasteninstrumente und die Elektronik beisteuern. Das Zusammenspiel ist faszinierend. Was sie gemeinsam kreieren, atmet Kraft und Aufbruch, Neuartigkeit und Vertrautheit in einem.
Molvaer sagt selbst, loslassen sei eine wesentliche Erfahrung auf dieser CD. Genau. Auch und gerade für den Zuhörer. Dass er es so speziell, so originell und eigen mit neuen Stilmitteln hingekriegt hat, verdient höchstes Lob. Und x-maliges Hören!
Sabine Meinert
Nils Petter Molvaer – Biografie
Label: Okeh/Sony