Dem Augenblick will Kira Skov huldigen. Und mit ihrem neuen Album „eine ehrliche und ungeschminkte Sichtweise“ auf ihre musikalische Welt bieten – weit weg vom letzten Projekt mit Billie-Holiday-Songs. Die neue Scheibe verbindet, was sie in der vergangenen Dekade geschrieben und gesungen hat, was sie zusammen mit Ehemann Nicolai Munch-Hansen komponierte. Im Fokus: das Leben, die Liebe.
Auf ihre sehr eigene Art vermengt, ja verwebt sie in fast jedem Stück Jazz, lyrischen Rock und Pop. Sacht, unaufdringlich, changierend von düster bis heiter. Faszinierend, wie Kira Verträumtheit und Melancholie kombiniert, geheimnisvolle Klangmomente erschafft – dunkel flüsternd oder sphärisch verträumt. Sie nimmt den Klängen die Schwere. Fast sieht man elfenhafte Wesen tanzen – zart und leicht, nachdenklich und im nächsten Augenblick wieder heiter lächelnd. Und: Man fühlt sich gar nicht fremd in diesem Reigen.
Wesentlich für diese Magie sind ihre Musiker. Die Männer an Bass, Gitarre, Keyboard und Schlagzeug nennt Kira ihr „Dreamteam“. Deren Spiel ist ungemein farbenreich, unorthodox, inspiriert und inspirierend. Was aber vielmehr zählt: Sie transportieren ohne überkandideltes Brimborium das Zarte, das Sphärische, Fragile ohne Streuverluste. Sie unterstreichen den Augenblick, den Kira musikalisch festhalten will. Was Kira hörbar macht, schwingt seelenvoll und zauberhaft ins Ohr.
Was mir besonders gut gefällt: Manchmal hat man im Leben wie in der Natur einen Sturm zu überstehen. Wenn dann die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke brechen, möchte man das Aufatmen, den Anflug von Neu-Beginnendem oftmals auch musikalisch untermalen. Kiras CD „When we were gentle“ ist in meinen Augen der richtige Soundtrack dafür. Aber auch nicht von persönlichen Katastrophen heimgesuchte Hörer erleben hier besondere Augenblicke. Ehrlich, ungeschminkt, geheimnisvoll-beruhigend und irgendwie sanft leuchtend.
Sabine Meinert
Label: Stunt Records/New Arts International
Foto: Jasper Carlberg