Wovon haben Sie letzte Nacht geträumt?
Ich habe endlich einmal eine zu hundert Prozent traumfreie Nacht erlebt und bin morgens um sechs Uhr von Vogelsang aufgeweckt worden – einfach Traumhaft! Denn zuvor waren wir die ganze Woche über nachts mit dem Bus zum nächsten Konzertort gefahren und meist zehn Stunden pro Nacht auf Tour – und ich schlafe im Bus alles andere als gut. Da wirkt solch eine Hotelnacht zwischendurch wahre Wunder.
Welches Konzert/welche Platte hat Sie zum Jazz gebracht?
Mein Papa spielte meinen Brüdern und mir immer Schelllackplatten mit Louis Armstrong, Duke Ellington und Jimmy Lunceford vor und sagte dann: Hört gut zu Jungs, das hier ist wirklich gute Musik. Recht hat er gehabt! Und die Musik von diesen drei ist bis heute noch taufrisch.
Wenn Sie eine Zeitreise unternehmen könnten, was wäre Ihr Ziel?
Ich bin ganz zufrieden damit, wo, wie und was ich bin. Und Zeitreisen unternehme ich auch so schon oft genug, wenn ich mich mit Musik aus den Epochen von Frühbarock bis zur Moderne beschäftige.
Wer ist Ihr Lieblingskomponist?
Johann Sebastian Bach, Miles Davis und Esbjörn Svensson: In verschiedenen Phasen meines ganzen Lebens waren und sind die drei einfach bis heute meine Helden.
Was macht Sie wütend?
Unrecht und Geiz. Ich habe ja gemeinsam mit meiner Band Funk Unit ein Projekt im kenianischen Nairobi sowie in Kapstadt in Südafrika initiiert: Funk for Life. Wir gehen dort in die Slums und Townships und verschenken dort in den Schulen Musikinstrumente, damit die die Kinder diese nutzen können. Wir stellen ihnen quasi die Werkzeuge zu Verfügung und zeigen ihnen auch, wie man spielt, doch die Entscheidung, welche Musik sie spielen, überlassen wir den Kindern und Lehrern vor Ort. Und ich habe noch nie so viel Freude beim Musizieren erlebt wie dort – aber eben auch unglaubliche Armut und Leid und tödliche Krankheiten, weil es kaum sauberes Trinkwasser gibt, keinen Strom und kaum sanitäre Anlagen. Und wie wenig dagegen unternommen wird, das macht mich wütend.
Wer ist Ihr musikalisches Vorbild?
Miles Davis und mein Mentor Bengt-Arne Wallin, der Urvater des modernen schwedischen Jazz. Miles hat den Jazz weltweit gleich mehrfach revolutioniert, Bengt-Arne ist es gelungen, den Jazz mit der schwedischen Volksliedtradition zu verbinden – einer ganz ähnlichen Tonsprache, viel Melancholie und einer kleinen Portion Humor. Und, er hat mich und mein Talent entdeckt: Dafür bin ich ewig dankbar.
Als wer/was möchten Sie wiedergeboren werden?
Ich habe nicht den Wunsch, wiedergeboren zu werden. Solange ich lebe, lebe ich – und danach ist einfach Schluss.
Was ist Jazz?
Jazz ist Freiheit. Kommunikation. Vertrauen. Leidenschaft. Aber Jazz bedeutet auch eine große Verantwortung: Eine Verantwortung für die Musik wie auch für das Publikum.
Wobei werden Sie schwach?
Schwach in welchem Sinne? Wenn ich in die Augen meiner Frau blicke, dann werde ich schwach…
Was ist für Sie wichtiger im Jazz: Leidenschaft oder Kontrolle – und warum?
Leidenschaft und Kontrolle sind für mich kein Widerspruch. Beide sind wichtig: Ohne Leidenschaft würde ich hier nicht stehen und Musik machen. Und ohne Kontrolle ebenso wenig, denn es wird von uns nicht nur auf der Bühne viel verlangt, sondern wir müssen uns auch die Businessseite aneignen und das Geschäftliche beherrschen. Unser Beruf hat unendlich viele Ebenen.
Der Tod ist …
…leider unvermeidlich. Ich liebe das Leben, aber ich weiß auch, dass jeder Tag mein letzter sein kann. Und so versuche ich, jeden Tag zu genießen.
Welches ist Ihr Lieblingsinstrument, das Sie selbst nicht spielen?
Das Cello ist mein Lieblingsinstrument. Ich habe stets mit dem Klang des Cellos im Hinterkopf mein eigenes Instrument geübt und versucht, den Celloklang einzufangen. Und ansonsten finde ich das Klavier einfach genial.
Üben ist …
… notwendig, kann Spaß machen, manchmal allerdings auch nicht. Und wenn das Üben als Meditation funktioniert, ist es sogar wunderschön: Nach einem langen Tag sitze ich etwa gerne in meinem Hotelzimmer und mache vor dem Fernseher mit einem Übungsdämpfer Muskelübungen, damit ich am nächsten Tag wieder fit bin. Denn es geht um die Kombination von Kraft und Flexibilität, Geschmeidigkeit und Ausdauer. Posaune zu spielen ist physisch sehr anstrengend und verlangt eine gute Trainingsvorbereitung – fast wie bei einem Leichtathleten.
Wenn ich Pop aus den Charts im Radio höre …
…das hängt von der Popmusik ab, denn es gibt da ja wahnsinnig viele verschiedene Richtungen – und manche mag ich, manche nicht.
Was ist die peinlichste Panne, die Ihnen auf der Bühne passiert ist?
Zum Glück ist mir bislang noch nichts wirklich Peinliches passiert…
Datum: 5.5.2013
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