15 Fragen an Arne Jansen

Arne JansenWovon haben Sie letzte Nacht geträumt?
Von meiner Frau, die ich viel zu lange nicht gesehen habe, da sie gerade für 4 Monate beim Glyndebourne Opera Festival in England arbeitet.

Welches Konzert/welche Platte hat Sie zum Jazz gebracht?
Ich habe schon immer nach einer besonderen Intensität in der Musik gesucht. Das war für mich in jungen Jahren dann häufig mit lauter Rockmusik verbunden. Als ich zum ersten Mal das Stück ‚Goin Ahead’ von der Pat Methenys Album 80/81 hörte, war es um mich geschehen. Dieselbe Intensität wie Hendrix, aber ganz soft gespielt mit einer Akustikgitarre. Das hat mich völlig umgehauen.
Ich durfte mir 1993 als Hospitant bei Jazz Baltica alle Proben und Konzerte ansehen. Ich war gemeinsam mit ein paar Freunden im Gästehaus untergebracht und habe für die Woche 100 Mark bezahlt. Ein absoluter Traum! Die Nächte haben wir immer mit den Musikern des Jazz Baltica-Ensembles bis morgens um 5:00 im Restaurant Miles und Wayne Shorter gehört. Da habe ich mich so zu Hause gefühlt, dass mir dann endgültig klar war, was ich machen werde.

Wenn Sie eine Zeitreise unternehmen könnten, was wäre Ihr Ziel?

Da ich mich in den letzten Jahren sehr intensiv mit dem Maler Francisco de Goya beschäftigt habe, würde ich gerne ins Madrid der Jahre 1820-23 reisen. In diesen Jahren entstanden Goyas faszinierende ‚Pinturas Negras’, die er nur für sich privat direkt auf die Wohnzimmerwände seines Landhauses‚Quinta del Sordo’ malte. Diese Bilder umgibt noch immer ein etwas Mysteriöses, da sie erst ca.30 Jahre nach seinem Tod entdeckt wurden, und es keine überlieferten Briefe o.ä. gibt, in denen Goya von ihnen spricht. Da wäre ich unglaublich gerne dabei gewesen.

Wer sind Ihre Lieblingskomponisten?
Gustav Mahler & Bob Dylan

Was macht Sie wütend?
Ungerechtigkeit.

Wer ist Ihr musikalisches Vorbild?
Wayne Shorter, Miles Davis, Glenn Gould, Carlos Kleiber

Als wer/was möchten Sie wiedergeboren werden?
Ich bin glücklich im hier und jetzt, so dass ich mir darüber keine Gedanken mache. Vielleicht ist dann auch einfach Schluß?

Was ist Jazz?
Freiheit, Seele, Kommunikation, Konzentration, Liebe, Zuhören, Improvisation etc.
Jazz ist ein viel zu poetisches Ding, als dass ich es mit einer Definition beschreiben könnte.
Es handelt sich um eine Musikform, die von Dir verlangt, dass Du die Dinge, die Dir persönlich viel bedeuten mit einbringst. Dazu gehört alles, was Du selbst an Musik liebst. Sei es klassische Musik oder Hardrock.

Wobei werden Sie schwach?
Kaffee & Apfelstrudel in Kombination mit Ben Webster & Oscar Peterson.
Letzten Dezember war ich in St. Petersburg. Einen Nachmittag war ich im Literaturcafé, wo früher Dostojewski und vor ihm Puschkin verkehrten. Ich war der einzige Gast und bestellte Kaffee & Apfelstrudel. Aus dem Fenster hatte ich einen wunderbaren Blick auf die völlig zugeschneite Brücke und das winterliche St. Petersburg. Aus den Lautsprechern spielte laut Musik: Ben Webster & Oscar Peterson Trio. Das war eines der intensivsten Musik-Hörerlebnisse der letzten Jahre. Das war richtig bewegend.

Was ist für Sie wichtiger im Jazz: Leidenschaft oder Kontrolle – und warum?
Das können Außenstehende wahrscheinlich besser beurteilen. Ich folge da nur meiner Intuition und mache mir wenig Gedanken.
Aber mein lieber Freund Eric Schaefer sagt immer, ich sei ein ‚ekstatischer Romantiker’. Also wenn es nach Eric geht, schlägt das Pendel wohl etwas mehr in Richtung Leidenschaft. 

Der Tod ist
… groß
Wir sind die Seinen,
Lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen
Wagt er zu weinen
Mitten in uns.
(Rainer Maria Rilke)

Seit ich 18/19 war, bin ich ein totaler Rilke-Freak und bin auf seinen Spuren u.a. nach Worpswede, Paris und gerade letzten Sommer nach Duino gereist. Deswegen fiel mir sofort dieses Gedicht ein…

Welches ist Ihr Lieblingsinstrument, das Sie selbst nicht spielen?
Klavier

Üben ist wie …
Man übt, um mit dem Instrument eine Verbindung aufzubauen und sich dann über diese Verbindung wahrhaftig öffnen zu können. So dass man von tief drinnen wirklich etwas mitteilen kann, was die Zuhörer interessiert. Dazu muss man sich immer wieder in Frage stellen, immer weiter suchen. Ein lebenslanger Prozess…

Wenn ich Pop aus den Charts im Radio höre …
… entdecke ich immer wieder Musik, die mir gefällt. Neulich gerade einen Daft Punk-Song, bei dem Nile Rogers eine absolut grandiose Funk-Gitarre spielt. Letztes Jahr den Song ‚The A Team’ von Ed Sheeran.

Was ist die peinlichste Panne, die Ihnen auf der Bühne passiert ist?
Im Stadtgarten in Köln habe ich mal meine Akustikgitarre in der Garderobe vergessen. Ich musste zwischen zwei Nummern schnell runter ins Backstage laufen und sie holen. Hat aber nur für extreme Erheiterung beim Publikum und den Bandmitgliedern gesorgt. Die Peinlichkeit hielt sich glücklicherweise in Grenzen.

Juni 2013