Also – ich mag Sänger, die zwischen Blues, Soul und Jazz oszillieren. Und Jeff Cascaro ist so einer. Der Mann aus Bochum, der mittlerweile Professor in Weimar ist, versprüht vor dem Mikrophon kein akademisches Theoriebewusstein, sondern weiß fast immer intuitiv wo es musikalisch langgeht.
Das beweist er auch auf seinem gerade erschienenen fünften Longplayer „Love & Blues in the City“. Schon beim Opener, dem Willie-Dixon-Klassiker „My Babe“, lässt Cascaro keine Zweifel aufkommen. Er haut diesen Blues-Evergreen so routiniert raus, als ob er die gefühlten zwei Millionen Coverversionen die dieser Song schon hinter sich hat, alle mitverarbeitet hätte. Auch bei dem wesentlich komplexeren „Ode To Billy Joe“ von Bobby Gentry profitiert der 49-jährige Multi-Instrumentalist, der auch Trompete und Flügelhorn beherrscht, von seinem natürlichen Gespür für Phrasierungen.
Der „Inner City Blues“ von Marvin Gaye lässt dann ahnen, dass der in vielerlei Hinsicht perfekte Musiker auch Schwachstellen hat. Cascaros Interpretation ist zwar solide (das Arrangement und das Piano sind sogar exzellent) aber bei der Transformation der Gayeschen hohen Töne zeigt sich Optimierungsbedarf. Ein dahin gejodeltes Uhuhuhu ist mit Sicherheit nicht die Ultima Ratio.