Strong schöpft bei der Umsetzung der Titel aus einer exzellenten Ausbildung. Und setzt auf seine Erfahrung als Sänger im Musical „Million Dollar Quartet“, in dem er Jerry Lee Lewis spielte.
Mit dem neuen Album nimmt der Brite Anleihen in der Jazzgeschichte, frönt dem Swing, schwelgt und verarbeitet Pop. An einigen Stellen blitzt Sinatra kurz hervor, dort meint man Strongs erklärtes Vorbild Harry Connick jr. zu erlauschen. Dabei gewinnt er jedem noch so abgenudelten Klassiker eine eigene Note ab, ohne übertriebenes Revoluzzertum oder krude Verfälschung. Als Gegenpart setzt er eigene Titel, die sich nahtlos einfügen in die Mischung neugewandeter alter Bekannter. Loungig bis quirlig-sprudelnd, kraftvoll, frisch und delikat – Strong hat`s einfach. Und er spielt dabei Piano, als gäb´s nichts Einfacheres und Schöneres auf der Welt.
Bei der Live-Vorstellung im Hamburger „Birdland“ legt er noch einen drauf. Was die CD nur in Teilen wiedergeben kann, bringt er hier voll aufs Tapet: Verve und Spielfreude, Improvisationstalent und Herzlichkeit, sinniges und lustvolles Fabulieren mit Stimme und Instrument. Mit spitzbübischem Lächeln und unverfälschtem Charme verwandelt er einen Kellerclub quasi in den feinsten Hotelsaal mit großer Bühne. „A lot of living“? – Genau. „When I fall in love“? – Ach, tu es doch. „You don´t know me“? – Man wünscht sich fast, die derart Belehrte zu sein.
Die anwesende kleine Jazzgemeinde schwelgt. Ob Uptempo oder Smooth-Balladeskes, Modernes oder Traditionelles – die Fans sind dabei. Manchmal glaubt man, der Raum sei zu klein für das, was Strong mit seinen exzellenten Live-Musikern an Unterhaltsamem zu bieten hat. Er arbeitet sich am Piano ab, als gelte es, die Raumtemperatur durch exzessive Musizierfreude zu erhöhen.
Zuhause kann man den Zauber des Live-Auftritts ein wenig mit der CD verlängern. Schön! – Oder besser: Stark, Mr. Strong!
Sabine Meinert