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Avishai Cohen: 1970

France, Paris, 07-06-2017. Avishai Cohen. Photo: Andreas Terlaak

Für die Besucher seines „1970“-Konzerts in Hamburg klingt der Mittwochabend wie ein Freitag: Avishai Cohen gibt zum Auftakt seines Konzertes Zeilen eines Ruhetags-Gebets wider. Was dann folgt ist die ruhige Gewissheit: „Das wird ein großartiger Abend.“
Cohen, der neben dem Bass immer wieder Gesang und Elektro-Bass anklingen lässt, will seine CD vorstellen und hat sich den derzeit wohl schönsten Rahmen dafür ausgesucht: die Elbphilharmonie in Hamburg. Seine warme dunkle Stimme klingt und steigt empor bis in die letzten Ränge, seine Musiker bauen ihm lässig ein Klanggerüst für die Mischung aus RnB, Blues, sephardischen Tönen und Latino, die der Israeli diesmal präsentiert.
Das Jahr 1970 ist – wie vermutet – das Geburtsjahr von Cohen. Mit seiner 15. Silberscheibe will er seiner Kindheit im Kibbuz offenbar Tribut zollen, musikalische Anfänge einfangen, die Bandbreite seines Wirkens zeigen – in traumhaft ruhigen, gefühlsstarken und ebenso anregend-vibrierenden, fantasievollen Songs. Das ist ein Ereignis: meditativ und gleichzeitig prickelnd, wenngleich nicht wirklich Jazz.

Avishai Cohen by Moods
Die Elphi irritiert ihn wohl nicht mehr. Festlich gekleidete Gäste in dicken Polstern – bei einem seiner Konzerte? Naja, so ist es eben. „Song of Hope“, „Motherless child“ … Der Klang im großen Saal scheint letztlich auch ihn davonzutragen. Und er schafft es irgendwann, das Publikum – wenigstens teilweise – von den Sitzen zu fegen. Bis dahin schauen die Besucher ihm beseelt zu, wie er Gedichte von Nathan Alterman oder Songs über die Frauen im Allgemeinen und Besonderen gen Saaldecke schickt, gut gelaunt ein paar argentinische Weisen untermischt – und eben singt: intensiv, betörend, befreiend. Seine Begleiter (Karen Malka – Gesang, Shai Bachar – Keyboards, Marc Kakon – E-Gitarre und Noam David – Schlagzeug) geben mit tollen Soli jedem Titel besonderen Glanz, addieren Frische und Power. Alles zusammen ein toller Abend mit Cohens CD „1970“, die ihn auch als Komponisten zeigt.
Mehr Bass und auch mehr Jazz gibt’s dann wieder bei der nächsten Veröffentlichung – oder den Jazztagen Dresden im November 2018.

Sabine Meinert

Fotos: Andreas Terlaak, Sony Music, Moods
Label: Masterworks

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