Das Fachblatt „Jazzthetik“ schwärmte: Der Organist „Andi Kissenbeck swingt wie die Hölle“. Korrekt! Auf dem neuen Club-Boogaloo-Album „Monsoon Dance“ finden sich jede Menge Songs die sofort in die Beine gehen. Hier ist der Name Programm: Während der Boogaloo-Ära Ende der sechziger Jahre waren viele Jazztempel auch Tanztempel.
Klar, Jimmy Smith klingt anders, Lonny Smith auch und Brother Jack McDuff sowieso. Aber der Keyboarder Kissenbeck hat diese Tastenheiligen mit der Muttermilch eingesogen – und das hört man. Er kann seine Hammond B3 brüllen lassen wie einen Tiger aber auch zum Schnurren bringen wie ein Kätzchen. Über einigen Stücken liegt ein leichter Modern-Jazz-Touch, andere Songs wirken Hard-Bop-inspiriert, aber auch populäre Genres, vom Rhythm’n’Blues bis zum Soul, standen Pate.
Natürlich gehen Uptempo-Stücke wie „Monsoon Dance“ oder „Berns Turns“ live ab wie Schmidt’s Katze. Aber auch kleine lyrische Miniaturen von „Blessed Bliss“ bis „Wrex’n Fry“ entwickeln sich zu unter die Haut gehenden Kabinettstückchen. Oder: Sogar ein hundsgewöhnlicher Blues wie „New York State Of Mind“ versprüht durch Torsten Goods perfekt schlampigen Gesang eine glanzvolle Aura.
„Gute Laune auf denkbar hohem Niveau!“, lobte das „Jazz-Podium“. Also: Für alle Jazzfans, denen Bewegung wichtiger als Kontemplation ist: ein wunderbares Album – und live sind die Jungs sowieso ein absolutes Muss.
Willy Theobald
Label: Enja
Foto: Andi Kissenbeck’s Club Boogaloo (v.r.): Peter Weniger (sax), Torsten Goods (git/voc), Tobias Backhaus (dr), Andi Kissenbeck (org). Foto: ©PR