Jazz oder nicht Jazz? – Was Madeleine Peyroux auf ihrem neuen Album präsentiert, ist relaxt und poetisch, warm und subtil, aber auch modern, überraschend luftig und ein Mix aus verschiedenen Stilen. Erste Rezensenten meinten diese Mischung als behäbig und unspektakulär abtun zu müssen – dem kann ich nicht beipflichten. Weil da mehr ist.
Die Amerikanerin schafft es mit ihrer neuen Veröffentlichung, ruhig und leicht an wichtige Themen zu rühren. Ihre Stimmführung lässt zunächst auf Sunday afternoon oder sanfte Einstimmung in den Abend tippen, doch das leicht Hingetupfte ist musikalische Verbrämung für Aktuelles, das schnell Intensität erzeugt. Denn das Album nahm 2016, während des US-Wahlkampfs, Gestalt an. „ Ich suchte nach Liedern, die davon erzählen, wie man heute mit dem Leben auf dieser Welt umgehen soll. Lieder über Armut, Immigration, innere Konflikte, seelische Krankheit. Wir nahmen eine sehr fröhliche, positiv klingende Platte auf, während wir sehr viel über all diese schlimmen Dinge diskutierten. Im Prinzip war es das, was ich erreichen wollte“, sagte Peroux dem Deutschlandfunk.
Der Titelsong in ihrer Sammlung stammt von Leonard Cohen. Die weiteren Stücke entwickelte Peyroux mit den Musikern, die auf dem Album zu hören sind – es muss beflügelnd gewesen sein. Sie selbst spielt dabei – lyrisch und fein – eine kleine sechssaitige Gitarre, einer Ukulele nicht unähnlich und deshalb Cordoba Guilele genannt. Die 43-Jährige beweist sich dabei als großartige Jazz-Fusion-Sängerin/Musikerin.
Einer der Titel wurde angestoßen durch die Nachricht vom Tod des Dichters John Ashbery. Wie der bewunderte Pulitzer-Preisträger und andere Persönlichkeiten dennoch weiter Wege weisen können, das hört man hier in Worte und Noten gefasst – zart und berührend. „Liberté“ greift indes auf einen Text des französischen Dichters Paul Éluard zurück, transferiert ihn ins Hier und Jetzt. Feinen Schliff erhalten die Klangstücke letztlich von Produzent Larry Klein; zum Teil elektronisch bearbeitet, jedoch ohne dass Emotionalität und Leichtigkeit verloren gehen.
Insgesamt ein unerwartet ruhiger, ansprechender, manchmal poetischer Einblick in moderne Zeiten, der intensiv anfasst.
Foto: Universal Records
Label: Decca/Universal Records