AboutJazz

Elbjazz 1: Donnerwetter! Omer Klein, Nils Landgren und Überraschungsgäste

Copyright: Claudia Höhne

Copyright: Claudia Höhne

Wolken – phhh. Gewittersturm – naja. Elbjazz – yeahhh! Der erste Tag des Elbjazz-Festivals 2018 hatte eine Menge zu bieten. Und das Line-up überbot die Wetterkapriolen bei weitem. Keine Frage: Echte Fans waren voll in ihrem Element und ließen sich durch ein bisschen Schietwetter nicht von Jazz und guter Laune fernhalten.

Foto: Sabine Meinert

Zu Beginn brachte das Omer Klein Trio die schwülwarme Luft in der Schiffbauhalle in Wallung, vertrieb energiegeladen den Alltag. Klein wohnt inzwischen in Deutschland, kennt sein deutsches Publikum ziemlich gut. Was er mit Haggai Cohen-Milo (Bass) und Amir Bresler (Schlagzeug) spielerisch antupfte, unentwegt in magische Strukturen brachte, zog wie ein frischer Windhauch durch die Halle. Die drei fesselten von Beginn an: Es perlte, mäanderte, tönte leicht in belebenden Dreier-Sprints zwischen den Musikern.

Die Zuschauer drängten sich entlang der Stuhlreihen, überall wippte, summte, klatschte es. Der Rhythmus war bis in den kleinen Zeh zu spüren, das Zwerchfell hüpfte leicht – beschwingend. Ein super Auftakt.

In der „Elphi“ Tickets zu bekommen ist häufig nicht einfach. Auch das Überraschungskonzert des Elbjazz war schnell vergriffen. Und es bot: zwei Überraschungen. Nummer eins: Céline Rudolph und Lionel Loueke. Das Duo (Gesang und Gitarre) brachte den Großen Saal der Elbphilharmonie mit seiner sehr speziellen Mischung aus Jazz, afrikanischen Klängen und Südamerikanischem ins Schwingen. Zwischen Französischem und Portugiesischem ließen Xhosa-Klicks und Lautmalereien aufhorchen, lenkten die Aufmerksamkeit leicht und unaufdringlich auf die erfrischende, klare Stimme der Deutsch-Französin Rudolph und den warmen Background des aus Benin stammenden Loueke, immer kongenial untermalt durch Gitarre und direkt eingespielte Sounds. Mädchenhaft-fragil klang das manchmal – oder eben fraulich-selbstbewusst, modern ebenso wie traditionell geprägt. Eine tolle Mischung, die auch schon preisgekrönt wurde.

Baptiste Trotignant und Michel Portal, Lionel Loueke und Céline Rudolph – Fotos: Joachim Gern, Hélène Pambrun

Im zweiten Teil des Überraschungskonzertes bewiesen Michel Portal (Saxophon und Klarinette) und Baptiste Trotignon (Piano) ihre Qualität – beide Echo-Preisträger 2018. Raffiniert und gleichzeitig geerdet und kraftvoll regierten sie die Bühne, ließen in Windeseile eine Verbindung zum Publikum entstehen. Man mochte nur zuhören, zuhören, zuhören…

Bemerkenswert: Fast 40 Jahre trennt die beiden altersmäßig. Doch das machten sie mit ihrem herausragenden Niveau vergessen. Zeitgenössisch und virtuos fingen sie die fast 2000 Besucher ein, harmonierten auf Augenzwinkern, reagierten per Zuruf aufeinander, zeigten ganz unprätentiös ihr phänomenales Können. Fesselnd.

Foto: Udo Hinz

Wieder auf dem Blohm&Voss-Gelände des Elbjazz-Festivals wartete die Band Nighthawks, also NuJazz mit Elementen aus Chill-Out, Dancefloor und anderen Musikstilen. Dan Martino (Bass) und Reiner Winterschladen (Trompete) mit drei weiteren Mitstreitern taten alles, um die Hamburg Jazz-Fans groovy und relaxt in den Abend zu begleiten. „Idealer Soundtrack für Nachtschwärmer“ stand in der Ankündigung – und das passte perfekt. Relaxt, bewegend, belebend.

Ach – war da was mit Regen? – Nils Landgren und seine Funk Unit ließen sich jedenfalls nicht abhalten, lediglich eine halbe Stunde Verspätung billigten sie einer Verschiebung wegen eines Riesen-Gewitters zu. Es tropfte noch ordentlich, da checkten die Musiker schon Anlage und Mikrofone. Dann legten sie los – die Zuschauer auch: Regenschirme wippten, Regencapes flatterten im Takt, durchweichte Standplätze vor der Bühne wurden okkupiert, angefeuchtet flüchtende Touristen dagegen belächelt.

Nils Landgren & Funk Unit – Foto: Thron Ullberg

Denn was Landgren und seine Crew erneut hinlegten, ließ jede Regenschauer-Laune verfliegen. Der Mann mit der roten Posaune sang und spielte locker mit seinen Musikern gegen die Wetter-Unbill an, pflockte temperamentvoll musikalische Fähnchen vor der Bühne ein, lockte die Besucher auf dem Gelände zusammen, euphorisierte und brachte die Leichtigkeit des frühen Abends zurück. Er ließ sogar den Regen stoppen, sagte mancher augenzwinkernd hinterher. Auf jeden Fall ein lässiger Gute-Laune-Part – und ein perfekter Ausklang für den Elbjazz-Tag.

Sabine Meinert

PS: Ach ja, da waren noch Michael Wollny, China Moses, Magnum Coltrane Price, die NDR-Bigband und viele andere … Aber deren Konzerte auch alle zu besuchen, ging einfach zeitlich nicht.

Titelfoto: Claudia Höhne

Die mobile Version verlassen