Wow! Ein deutscher Jazzer, dem die amerikanische Gitarrenlegende Les Paul den Künstlernamen Goods verliehen hat! Spannend bleibt natürlich die Frage: Meinte Paul damit „the good ones“ (die Guten) oder den englischen Begriff „goods“ für Waren? Wie auch immer: Gute Ware ist auch im Jazz wichtig.
Was die Güte der Optik betrifft, da gibt es bei Torsten Goods keine Zweifel: Ein bisschen sieht er auf den aktuellen Pressefotos aus wie der jüngere Bruder von George Michael! Musikalisch hat der in Berlin lebende Gitarrist mit dem amerikanischen Superstar natürlich wenig zu tun. Immerhin: Act-Labelchef Siggi Loch verfügt über genug internationale Erfahrung um visuelle Anreize nicht zu vernachlässigen. Die Fotos machte übrigens Till Brönner.
Solo-Album Nummer Sieben des 34-jährigen Musikers (bürgerlich: Torsten Gutknecht) besticht durch einen entspannten Mix aus Pop-Jazz-Soul-Standards und drei eigenen Songs. Der Groove stimmt, auch die Scatpassagen, wenn er mit seiner Gitarre um die Wette singt, und die Arrangements, überzeugen. Aber irgendwie hat man manchmal das Gefühl, Goods beste Zeiten kommen erst noch.
Dabei spricht überhaupt nichts gegen seine aktuelle Produktion: Die ist absolut rund und in vielfacher Hinsicht mitreißend. Publikumsaffine Evergreens wie „Worksong“, „Brother who are you“ oder „Hallelujah, I love her so“ haut er mit gekonnter Lässigkeit ‚raus. Auch komplexere Kompositionen wie „Everything Must Change“ bringt er unfallfrei über die Rampe.
Doch bei seinem Gesang, dessen Frische beeindruckt, stolpert man immer wieder über Manierismen, die er sich anscheinend gerade irgendwo abgekupfert hat und die noch einige Zeit brauchen werden, bis sie sich organisch in seine Phrasierung eingepasst haben. Aber wie auch immer – das sind Mäusekegel: Wenn der in Düsseldorf geborene und in Erlangen aufgewachsene Musiker so weiter macht, kann er international auch als Sänger und Entertainer ein ganz Großer werden.
Auf der Gitarre ist er das ja schon. Sein Vorbild George Benson
Berührungsängste scheint Goods sowieso keine zu kennen: Bei seinen USA-Aufenthalten spielte er nicht nur mit Jazzstars wie Jim Hall oder Scofield, sondern auch mit Rappern wie Reverend Run von RUN DMC. Auch der Gipsy-Gitarrist Biréli Lagrène gehörte zu seinen Spielgefährten. So intensiv wie Goods seine musikalische Weiterentwicklung durch Studien-Aufenthalte und Jamsessions in den USA vorangetrieben hat, kann er auch als Sänger und Entertainer dort landen wo bislang nur wenige deutsche Jazzer angekommen sind.
Versierte Jazzgitarristen gibt es einige – gute Sänger und Komponisten finden sich darunter wenige. Die „Süddeutsche Zeitung“ behauptete: „Gitarre spielen kann Goods wie George Benson, singen wie Frank Sinatra und komponieren wie Joe Sample“. Das darf man ernsthaft natürlich nicht so stehen lassen – die Fähigkeiten zu einer großen Karriere hat Goods aber auf jeden Fall.
Willy Theobald
Foto: Till Brönner/ACT