Der Kontrabass steht selbst im Jazz-Orbit nicht immer im Rampenlicht. Esperanza Spalding hat begonnen, das zu ändern. Ihrem Beispiel folgt die 30-jährige Hendrika Entzian und hat dabei genügend Selbstbewusstsein, um ihrem eigenen Quartett vorzustehen und es mit Eigenkompositionen auszustatten. Auf dem Debütalbum des Hendrika Entzian Quartets wird allerdings auch ein wenig improvisiert. Mit ein paar „Song-artigen Strukturen“ als Basis, wie Entzian erläutert. Und einem großen Klecks Intuition aller Beteiligten, wie man hört.
Eine prima Sache. Frisch, jung, neu klingt das an vielen Stellen. Manchmal scheinen die Arrangements über einige Zeit gewachsen – obwohl die Titel live eingespielt und wohl Teile improvisiert wurden. Auf jeden Fall klingt selbst das, was mit scheinbar natürlicher Reduktion aufgenommen wurde, zeitlos, unkompliziert, rund und komplett. Was überzeugt, ist das Zusammenspiel von Entzian und ihren Kollegen Maxi Jagow (sax), Simon Seidl (p), Fabian Arends (dr) und Gast Sandra Hempel an der Gitarre. Die Bandleaderin will dabei Impulse geben und gleichzeitig Rückgrat sein, sagt sie selbst. Passt.
Von spritzig bis sanft, von kraftvoll bis generös-relaxt – es gibt einige Facetten auf „Turnus“ zu entdecken. Ausdrucksstark wird es vor allem durch die gute Interaktion der Musiker. Sehr gelungen. Und: Hendrika Entzian, so hört man, absolviert noch ein Masterstudium in Jazz-Komposition und -Arrangement. Man darf gespannt sein, wie das nächste Album klingt.
Sabine Meinert
Foto: PR/Jennifer Jasmin Kessler
Label: Traumton/Indigo