Ein Zufall ließ sie zur Musik kommen, die Liebe ins Herz von St. Pauli – und dem bekanntesten Stadtteil Hamburgs hat Judith Tellado nun auch ihr drittes Album „Under Neon Stars“ gewidmet. Eine Hommage an den schillernden Kiez, seine Menschen und Leuchtreklamen, in der die gebürtige Puerto Ricanerin ebenso entspannt zwischen Englisch und Spanisch wechselt wie zwischen traditionellen Jazz-Momenten und offener Pop-Umarmung, karibischen und lateinamerikanischen Rhythmen. Mögen die Stücke auch nicht immer von der ganz großen Originalität tönen, so ist doch da stets diese Stimme, die ihre Spuren in der Erinnerung hinterlässt: Facettenreich und eindringlich, mit Gespür für süße Ohrwürmer, doch zugleich ohne Scheu vor Kontakt mit Latin und Funk. Und die Sängerin weiß ihr so wunderbar herbes Timbre ungemein packend einzusetzen: Ganz gleich ob ihre Begleiter nun die Musik ihrer Heimat anstimmen, sich in seichtere Pop-Gefilde begeben oder die Symbiose aus Nostalgie und Moderne wagen – stets bleiben da eine Sinnlichkeit und Ausstrahlung in ihrem Gesang, die alle stilistischen Gedanken vergessen lassen. Christoph Forsthoff