Unverkennbar – das ist sie! Auch wenn der erste Titel sich erstmal aus leisem Tongemurmel empordrängeln muss. Wenn Annie Lennox‘ Stimme dann erklingt, ist nach wenigen Takten klar: Sie ist wieder da, einzigartig wie immer. Nach ihrem Weihnachtsalbum vor vier Jahren setzt sie nun auf das „Great American Songbook“, belebt Jazz und Blues der 30er und 40er. Sie hat sich 12 Titel von Größen wie Billie Holiday, Ella Fitzgerald, Louis Armstrong oder Duke Ellington ausgesucht, die – zwar immer als Klassiker erkennbar – durch ihre Stimme und Interpretation einen neuen, coolen, modernen Touch bekommen.
Annie Lennox bekennt, sie habe diese Stücke in ihrer Jugend auf dem Plattenteller zuhause kennengelernt. Begeistert sei sie noch heute davon. Spezielles Augenmerk habe sie auf Titel mit Wurzeln im frühen Blues gelegt. Das ist hör- und fühlbar mit jedem Ton. Anfangs habe sie sich gefragt, ob ihre Stimme zu den Songs passt, sagt sie. Doch diese Selbstzweifel sind unbegründet. Man hört ihren Spaß an den Songs, ist von der neuen Färbung dieser altbekannten, zeitlosen Titel berührt und erkennt bei allen immer auch Annie Lennox. Wunderbar!
Das siebte Solo-Album der Schottin ist deshalb etwas Besonderes. Nostalgie kommt dabei eher selten auf. Viel öfter die Freude, dass Lennox an vielen Stellen zeigt, wie heutig manche Melodien und Themen noch immer sind, wie modern man sie interpretieren kann. Und die feine Instrumentierung ist ein Glücksfall (produziert wurde das Album von Eurithmix-Musiker Mike Stevens und Blue-Note-Präsident Don Was). Kein Orchesterpomp, kein Geschmalze großer Streichergruppen – frei nach dem Motto: Less is more.
Lennox packt zu jedem der Klassiker noch ein Häppchen Coolness und Frische – unaufgeregt und doch anregend, ohne sich von Tradition und musikalischen Standards abzuwenden. Sie macht jeden einzelnen Song damit erneut unverwechselbar, vor allem auch mit ihrer ungewöhnlichen Stimme.
Sabine Meinert
Foto: © Universal/Robert Sebree
Label: Island (Universal Music)