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Pentatonix: PTX

Pentatonix © SonyMusic

Jeder, der regelmäßig eine Gruppe Heranwachsender mit dem Auto zur Schule kutschiert, kennt diese Situation: Der bleierne Morgennebel liegt noch träge auf der Erde, und von der Rückbank hört man gemurmelte Befehle, die Radiosenderwahl und Lautstärke betreffend. Sind diese Anweisungen umgesetzt, erfolgt die atemlose Zwangsbespaßung durch mehrere Morning-Show-Moderatoren, total fröhliche Radio-Show-Anrufer und “Das-beste-von-heute”-Radiomusik. Hits. Man muss seine Kinder schon sehr lieben, um das zu ertragen.

Muss man das wirklich? Nicht zwingend, wenn sich Pentatonix dieser Lieder annehmen. Nun gut, ich habe eine Schwäche für A-Capella-Musik. Aber was diese fünf jungen Musiker machen, ist schon bemerkenswert. Denn sie holen aus den Gassenhauern ein Maß an Musikalität heraus, das die Lieder in ihrer fürs Radio optimierten und totkomprimierten Inkarnation nicht hatten, mit Dynamik, Variationen und allem Drum und Dran.

Das mag daran liegen, dass die fünf jungen Leute tatsächlich echte Musiker sind. So kann z.B. der Beatbox-Mann Kevin Olusola nicht nur so klingen, als würde eine gute alte TR-808 durch einen Flanger gezogen, sondern hat vor dem Aufstieg der Pentatonix mit seiner Cello-Boxing-Nummer für Erstaunen gesorgt. Dass die Kapelle nach ihrem Sieg bei der NBC-Show “The Sing Off” 2011 sich wacker durch unzählige Auftritte gesungen und x-fach im sozialen Netz vervielfältigt hat, um erst vor kurzem eine ordinäre Hallen-Tournee in Europa und jetzt mit ihrem ersten kompletten Album hinzulegen, spricht dafür, dass sie es wirklich wissen will.

Mit Olusolas Drive und tollen Arrangements entsteht ein ganz eigenständiger moderner A-Capella-Sound. Dennoch werden chromgebürstete flache Radiohits dabei nur zu besseren chromgebürsteten Radiosongs. Denn eines hört man nicht: Emotionen. Geht es um Tränen, sind diese garantiert kaltgepresst. Das aber qualifiziert sie 1a zu akustischen Stimmungsaufhellern – vom Autor beim samstäglischen Badputzen erfolgreich getestet.

Bei einem Song aber werde ich wehrlos: “I Run To You”. Das zelebrieren sie in gleicher Güte auch live. Ach!
Sven Sorgenfrey

Foto: © SonyMusic
Label: RCA

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