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Gogo Penguin: V2.0

Gogo Penguin 2014 ©PR/Arlen Connelly

Gut – pubertierende iPhone-Aktivisten sind nicht unbedingt die besten Musikkritiker. Aber spätestens als mein 13-jähriger Sohn sagte „Papa, was hörst Du da eigentlich für eine langweilige Musik. Das kann doch am Klavier jeder“ dämmerte es mir: Meine Zweifel, Gogo Penguins Album V2.0 in die Tonne zu treten, sind unbegründet.

Auch wenn ich sie mir fast zehnmal komplett angehört hatte – und mir immer wieder sagte: Das kann doch nicht sein. Diese Formation hat 2012 mit „Fanfares“ ein so wunderbares Debütalbum vorgelegt. Aber bei mir stellte sich bei dem Nachfolger „v2.0“ nur ein einziges Gefühl ein: Entsetzlich langweilig! Zuerst habe ich natürlich meinem Sprössling noch langatmig erklärt, dass Musik nicht unbedingt kompliziert oder schwer zu spielen sein muss um gut zu sein. Aber das ist wiederum ein ganz anderes Thema.

Das bedächtig elegische Opening („Murmuration“) klingt in seiner Schubertesken Melodramatik ja noch ganz interessant – aber wie auch die meisten anderen Stücke des zweiten Go-Go-Penguin-Albums erstickt es bald in überbordender Schwülstigkeit – und nichtssagender Pausendramatik. Track 2 startet mit einem Jacques-Loussier-artigen Intro um dann in einen merkwürdigen Stolperbeat zu verfallen, der sich immer wieder mit klassikgetriebenen Pianoklimpereien abwechselt. Und so geht es weiter ….

Das kann nicht daran liegen, dass Gründungsmitglied Grant Russell die Formation verlassen hat und durch den Bassisten Nick Blacka ersetzt wurde. Er macht einen tadellosen Job. Klar ist aber, dass sich die CD qualitativ (nicht stilistisch) stark vom sehr guten Debüt unterscheidet. Dort wo damals noch ein unbändiger Wille zur musikalischen Entdeckungsreise von Schostakowitsch über Brian Eno bis Aphex Twin dominierte und vor allem Spannung und Energie fast mit den Händen greifbar waren, haben sich Beliebigkeit und Ziellosigkeit breit gemacht. Der Mann am Klavier, Chris Illingworth – er ist nun mal der Solist – macht bei fast allen Stücken einen äußerst durchschnittlichen Job. Die passendste Charkterisierung (auf „Fanfares“ war es anders) ist wohl noch: Eine Mischung aus Jacques Loussier und Friedrich Gulda – aber leider nicht aus deren besten Momenten! Hier spürt man nur klassische Ausbildung in ihrer manieristischsten Form – aber weder Jazz, noch Blues, noch Pop ….

Auf Illingworth trifft wohl ein Satz zu, den der damals noch sehr junge Joe Zawinul in einer Wiener Bar über den damals ebenfalls sehr jungen Friedrich Gulda gesagt hat: „Guat hast gspelt – für an Weißn!“

Willy Theobald

Foto: ©PR/Arlen Connelly
Label: Gondwana Records (Groove Attack)

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