Jazz? Zugegeben: Dieses Album ließe sich auch andernorts einordnen – im Bereich der Volksmusik etwa, der Klassik oder auch des Rock und Pop. Und wäre doch dort angesichts der vielen jeweiligen Bestandsbewahrer in den völlig falschen Schubladen… weshalb dieser bläserlastige (Instrumenten-)„Zoo“ im Jazz-Fach letztlich eben am besten aufgehoben ist. Denn welche sonstige Musikrichtung ist melodisch, harmonisch oder auch rhythmisch schon so offen gegenüber anderen Sparten? So offen wie diese Vier, die nicht allein (Bass-)Klarinette, Percussion und Faltenradio (wie sie die Ziehharmonika nennen) munter swingend durchs Quartett tauschen, sondern auch in ihren Bearbeitungen von Palestrina bis Falco keine Scheu vor Groove und Populärem offenbaren. Dass sich in ihren Reihen mit Matthias Schorn der Solo-Klarinettist der Wiener Philharmoniker findet, der mit bisweilen atem(be)raubend virtuoser Nonchalance die Genregrenzen sprengt, sorgt bei Schubert wie im „Hummelflug“ oder auch in Saint-Saens „Karneval der Tiere“ neben betörend schlanken Tönen vor allem für eine unglaubliche Energie. Ein Zauber, von dem sich seine Kollegen nur zu gern anstecken lassen, um völlig ungezwungen den Zugang zu Pink Martini, John Lennon und „Dschungelbuch“-Komponist Terry Gilkyson zu proben. Ohnehin haben es die Viecher aller Arten diesen Volksmusikanten (im allerbesten Sinne!) angetan, und so moderieren sich die Österreicher humorvoll durchs Tierreich und probieren’s auch mal mit Gesang. Was zwar nicht zur ganz großen Offenbarung taugt, aber die eingangs gewählte Schublade am Ende nur bestätigt: Grandiose Instrumentalisten, die statt nur zu swingen auch mal singen (wollen), kennt der Jazz schließlich zu Genüge. Ohne dass es hier wie da der Qualität Abbruch täte. Christoph Forsthoff