Gibt es noch wirklich Neues im musikalischen Kosmos Pat Methenys? Eine Frage, über die selbst Fans einer der besten Jazzgitarristen unserer Zeit gar trefflich zu streiten wissen, kündet doch letztlich jedes neue Album von dem seit Jahrzehnten erprobten Geist des Saitengniedlers. Zuckersüße Harmonien sind da stets ebenso zu hören, wie der US-Amerikaner seine Neigung zu halligem Kitsch pflegt – ohne dass dies auch auf dem jüngsten Album der Dynamik und Energie der Kompositionen Abbruch täte. Und doch scheint Metheny mit „Kin“ in manch anderer Hinsicht tatsächlich zu neuen Ufern aufgebrochen: Nicht nur, dass der Meister eine neue „Unity Group“ zusammengestellt hat, mit der er nun anlässlich seines 60. Geburtstags im August auf großer Welttournee ist – nein, der Ausnahmemusiker duldet erstmals andere Ausnahmemusiker neben sich und lässt seine Saiten immer wieder einmal schweigen. Lässt (Klang-)Räume für den Saxophonisten Chris Potter oder auch den Multi-Instrumentalisten Guillio Carmassi, die diese in betörend-befeuernder Weise füllen. Und offenbar auch den Bandleader selbst inspirieren zu seinen bizarren Klängen und poetischen Improvisations-Widerhaken oder geradezu anfeuern in seinen Irrsinnsläufen. Ein Puzzlespiel aus kleinsten Motiven und Melodien für den einen – für den anderen ein harmonientrunkener Melodienstrudel, der an der gern bemühten inneren Saite rührt. Doch am Ende ist und bleibt es die Klangwelt des Pat Metheny. Alles fließt, geschmeidig und doch zwingend. Jeder Mensch trage eine Melodie in sich, sagt der Volksmund: Metheny scheint diese eine endlos variieren zu können. Christoph Forsthoff