Und das mit dem für ihn typischen musikalischen Humor (allein schon der Titel der CD und die Namen der Songs Scotown, Boogie Stupid, Dub Dub, Curtis Knew sprechen für sich): Da wird in der Genrekiste gewühlt, zitiert, werden Erwartungen geweckt und enttäuscht, Sco führt in die Irre und wieder zurück, deutet an und lässt einen doch ins Leere laufen. Dann kommen wieder ungerührt Passagen traditioneller Jazzimprovisation, bevor er plötzlich links abbiegt und wieder ganz woanders herauskommt.
Auch wenn man Sco in jedem misikalischen Kontext nach kaum mehr als drei Tönen zweifelsfrei identifizieren kann: Sein Sound ist einem steten Wandel unterworfen. Mal mit größeren Brüchen (z.B. die mit akustischen Gitarren eingespielte CD „Quiet“, 1996), mal subtil. Und mit dem Sound ändert sich seine Spielweise (oder andersherum). In der Kunst der Reduktion, der Modellierung der Töne und in der Phrasierung hat der Übergitarrist Scofield eine Virtuosität erlangt, an die kaum jemand heranreicht – und die ohne jegliche Geschwindigkeitshuberei auskommt.
Sven Sorgenfrey
Label: Emarcy/Universal
John Scofield – Biografie