So lässt Klein etwa Carl Czerny gegen Béla Bartók laufen, macht hier eine Stippvisite bei Tschaikowsky, da eine im 20er-Jahre-Cabaret und leistet sich burlesk-kokette Abstecher ins komische Fach. Dann geht es wieder Richtung Bop und Bossa, dann hört man Passagen möblierter Musik à la Satie, ein Nocturne klingt an – und das alles mit beiden Beinen auf dem Boden des Jazz. Er spielt mit den Überschneidungen von Bitonalität und modaler Harmonik und kann, an Bach geschult, auch mal filigran polyphon improvisieren.
Kleins Melodien sind oft nicht in sich geschlossen, sondern offen und werden permanent abgewandelt. Bei seinen Gang durch die Genres erweist sich Omer Klein als Meister der kleinen und großen Übergänge, selten gibt es harte Brüche, durchkomponierte und improvisierte Abschnitte wechseln sich fließend ab.
Das ist ein brilliantes Glasperlenspiel, dessen Bezugsvielfalt man teils nur erahnen kann. Und dennoch geht einem die Musik nah. Man kann die intellektuelle Ebene auch trefflich ignorieren und sich ganz ihrer Schönheit hingeben.
Sven Sorgenfrey
Label: PlusLoin
Omer Klein – Biografie
15 Fragen an Omer Klein
Video zur CD (YouTube)