Fusion-Musik mag ja nicht jedermanns Sache sein, doch dem Sog des kubanischen Son, jener Mixtur aus den traditionellen Liedern der spanischen Kolonialherren und den Rhythmen afrokubanischer Sklaven, kann sich kaum einer entziehen. Luis Frank Arias, der Meister dieses melancholischen Stils, hat diese gefühlsgeladene Mischung nun noch um Jazz und Timba, Songo- und Danzón-Elemente erweitert – und doch pulsiert in jedem Moment hier das Lebensgefühl seiner (kubanischen) Heimat! Eben genau so, wie man es von diesen „Sängern der Wahrheit“ (denn das verbirgt sich hinter Soneros de Verdad) erwartet: Die Balladen tönen schmalzig-melancholisch, die karibischen Rhythmen nehmen nicht nur in den Improvisationen verschlungene Wege, sondern künden auch sonst von Experimentierfreude, und die Sons und Danzóns lassen weit mehr als nur die großen Zehen wippen. Dass obendrein der ehemalige Los Van Van-Sänger Mayito Rivera zu dieser „zweiten Generation“ des legendären Buena Vista Social Club hinzugestoßen ist, verdeutlicht nicht zuletzt gesanglich einmal mehr die Idee
dieses Projekts: Son Cubano-Legenden auf innovative Musiker treffen zu lassen, um mehr als lediglich fingerfertig die traditionellen Rhythmen auszubeuten. Denn mag mittlerweile auch die erste Generation des großen Son-Booms in die ewigen Rhythmus-Gründe eingegangen sein, die Musik selbst wird niemals aussterben – davon ist nicht allein Luis Frank Arias überzeugt: „Ohne den Son Cubano gibt es keine Freude auf der Erde.“ Christoph Forsthoff