Wheelers Kompositionen versuchen eine Brücke zu schlagen vom Swing zur englischen Neoromantik des 20. Jahrhunderts. Ein eigenwilliges Experiment. Denn während der Chor mit feinziselierten Melodien und durchaus sauber im Jazzduktus die klassischen Verse deklamiert, swingt die Rhythmusgruppe wacker dagegen an und hat Mühe, gelegentlich ein paar Fills unterzubringen. Man spürt das Aufatmen des Trios, wenn der Chor schweigt. Die generelle Schwäche eines Chors im Jazz-Kontext offenbaren die solistischen Passagen von Norma Winstone: denn diese transportieren eine Intimität, Klangfarbenvielfalt und rhythmische Beweglichkeit, die ein vergleichsweise träges Kollektiv nicht leisten kann. Man wird die Assoziation eines Kirchenchors nicht los, welcher der Händelfalle zu entkommen versucht, indem er sich an Jazz abarbeitet. Aber vielleicht ist das auch nur ein allzu kontinentales Problem.
Sven Sorgenfrey
Label: Edition