Torsten Goods © Till Brönner

15 Fragen an Torsten Goods

Wovon haben Sie letzte Nacht geträumt?
Torsten Goods: Daran kann ich mich in letzter Zeit am nächsten Tag nie erinnern 🙂 Aber es war sicher nichts Schlimmes.

Welches Konzert/welche Platte hat Sie zum Jazz gebracht?
Das Konzert war eine Jamsession auf dem Jazzworkshop in meiner Heimatstadt Erlangen, bei dem ich als 16 Jahre junger Rockmusiker das erste Mal einen Jazzgitarristen gehört hatte – das war Peter Omara, der mich sehr beeindruckt hat: Das wollte ich ab dann auch können. Bei der Platte handelte es sich um die berühmte „Friday Night in San Francisco“ von DiMeola/McLaughlin/DeLucia, die ich auf Empfehlung eines anderen Rockmusikers gekauft hatte: Ich war beeindruckt und begeistert! Danach folgten dann eher Mainstream-Jazzalben wie von Wes Montgomery, Joe Pass und anderen.

Wenn Sie eine Zeitreise unternehmen könnten, was wäre Ihr Ziel?
In die 60-er oder 70-er Jahre zu reisen und die goldene Ära der neueren Musikgeschichte mitzuerleben: Da ist so viel Tolles passiert, von Rock bis Jazz!

Wer ist Ihr Lieblingskomponist?
Es gibt so viele von Bach über Cole Porter bis Stevie Wonder oder Lennon/McCartney: All diese haben ihren Platz in meinem Herzen.

Was macht Sie wütend?
Im Musikbusiness braucht man eine dicke Haut. Das habe ich im Laufe der Jahre gelernt und versuche, heute nicht mehr so viel an mich ranzulassen. Und tatsächlich machen mich nicht mehr so viele Sachen wütend wie früher, ich versuche vieles gelassen zu sehen und einfach immer daran denken, dass jeder nur ein Mensch ist und Fehler macht.

Wer ist Ihr musikalisches Vorbild?
Da gibt es viele, aber ganz direkt natürlich und immer unüberhörbar von meinen Wahl-Instrumenten Gitarre und Stimme her ist es der großartige George Benson.

Als wer/was möchten Sie wiedergeboren werden?
Ach, ich fühl mich sehr zufrieden in meiner Haut, würde diese ruhig ein zweites Mal nehmen 🙂 Es gibt so viel Elend auf der Welt und schlimmere Orte als im heutigen Deutschland und Europa: Ich bin sehr glücklich und dankbar, als Ich hier geboren zu sein 🙂

Was ist Jazz?
Jazz ist für mich die Freiheit, alles Musikalische machen zu können, alle Stile zu mischen, zu improvisieren, experimentieren, nicht in Schubladen gepackt zu werden oder irgendwelchen kommerziellen Verkaufserwartungen nach komponieren und spielen zu müssen. Ich finde es einfach für mich die beste Art, mich auszudrücken – aber wie gesagt, das Spektrum ist groß und so vieles fällt heutzutage unter Jazz. Die Hauptsache für mich ist, die Musik entsteht aus einer Art Idealismus und Liebe zur Musik, zur Improvisation und einer Prise Einfluss der klassischen Jazzstile und des Blues.

Wobei werden Sie schwach?
Bei gutem Essen, egal aus welcher Küche – und es gibt so viele tolle auf dieser Welt 🙂 Ich genieße es sehr, in Ruhe mit Freunden essen zu gehen. Und morgens muss es eine Tasse Tee im englischen Stile sein, das habe ich von meiner Mutter übernommen, die brauche ich täglich 🙂

Was ist für Sie wichtiger im Jazz: Leidenschaft oder Kontrolle – und warum?
Leidenschaft! Ich habe immer schon alle Jazzkünstler bewundert, die viel Risiko in ihrem Spiel eingegangen sind, auch mal Fehler zulassen. Das ist etwas, woran ich immer noch arbeite: auch mal meine eigenen Fehler auf Aufnahmen stehen zu lassen, wenn sie aus einer tollen Momentimprovisation entstehen. Denn zu kontrolliertes Spiel kann oft sehr etüdenhaft klingen. Wenn man natürlich etwas Komponiertes spielt wie in der Klassik, braucht man Kontrolle; es ist auch gut diese zu beherrschen, aber dann eben immer wieder auszubrechen und Sachen zu spielen, die aus Risiko entstehen und die man nicht geübt hat: Das ist für mich wichtig im Jazz 🙂

Der Tod ist…
… unvermeidlich und ein Teil des Lebens. Man sollte sich nicht vor ihm fürchten und das Leben so gut man kann genießen und leben – und nicht an den Tod denken.

Welches ist Ihr Lieblingsinstrument, das Sie selbst nicht spielen?
Saxophon! Auf diesem Instrument kann man sich sehr emotional ausdrücken, ähnlich wie mit der Stimme. Deswegen könnte ich auch nie nur Gitarre spielen, ohne zu singen, weil man mit Instrumenten, die mit Atmung gespielt werden oder durch Atmung entstehen, eine wahnsinnig ehrliche, emotionale Ausdrucksmöglichkeit hat.

Üben ist wie …
… zwei Dinge:
1. Wie das wahre Arbeiten eines Musikers, man muss sich auf den Hosenboden setzen und an Sachen arbeiten, die einem schwer fallen und neue Stücke pauken, auswendig lernen, Noten lesen.
2. kann Üben auch einfach Spaß machen, wenn man auf dem Sofa sitzt und vor sich hin spielt, oder zu Aufnahmen Play-alongs dazu geigt: Das macht mir unglaublich Spaß!

Wenn ich Pop aus den Charts im Radio höre …
… entdecke ich immer wieder neue Sachen, die mir auch gefallen. Aber im Grunde vermisse ich heutzutage vor allem in Europa das Quäntchen Blues oder Rhythm & Blues in der Harmonik und den Melodien der Songs: Es ist alles sehr gerade in Dur oder Moll. Zu Zeiten der Beatles, von Stevie Wonder oder sogar noch bis in die 80er und 90er hinein waren viele Stücke so komponiert, dass immer etwas Blues Einfluss drin war – das fehlt mir heute, deswegen höre ich lieber ältere, meist sogar vor meiner Geburt entstandene Musik.

Was ist die peinlichste Panne, die Ihnen auf der Bühne passiert ist?
In einem ganz wichtigem Gitarrensolo, wo ich mich total stolz präsentiert habe vorne am Bühnenrand: Gitarre hoch, alle Augen auf einen gerichtet, eventuell sogar eine Kamera, ich erinnere mich nicht mehr genau – und ich trete auf das Kabel, das nicht am Gurt gesichert war, es rutscht raus, Ton weg!! Ich spiele weiter, bis ich merke: Oh, man hört mich nicht mehr, peinlich!! Dann musste ich mich bücken und wieder einstöpseln, alle haben gelacht und ich am meisten 🙂 Danach ist mir die Geschichte mit dem Kabel nie wieder passiert, ich habe es immer gesichert…. Ein bisschen wie ein Comedy Sketch 🙂 das hätte gut auf Youtube gepasst!