Natalia Mateo, Foto: Joerg Grosse Geldermann

Natalia Mateo: De Profundis

Der Titel der CD lenkt auf das richtige Gleis: De Produndis – lateinisch „aus der Tiefe“ – führt weg vom Alltag, tief in Abgründiges, in traurige Sphären, verbreitet Melancholie. Und ist doch kein schluchzendes Schmerz-Album einer Jazz-Elfe. Vielmehr klingen aus den Songs eindringlich und intensiv, sehnsuchtsvoll und enervierend wichtige Facetten eines jeden Lebens.

Bei Natalia Mateo resultieren die wohl aus ihrer Geschichte: Geboren in Polen, geprägt durch einige Ortswechsel zwischen Ost und West, von Abschieden und Neustarts, wie die Presse-Info zum CD-Start verkündet, packt sie ihre Erlebnisse in Töne.

Mateo prägt das Album nicht nur als Sängerin, sie komponierte einen Teil der Songs auch, die sich trotz polnischer Texte gut erschließen. Sie schafft eigene kleine Welten – sphärisch, aus der Ferne klingend oder sanft spielerisch bis elegisch. Vieles ist vom ersten Ton an faszinierend, ein bisschen fremd und betörend zugleich. Das liegt an Mateos Stimme, die glasklar, ruhig und belastbar durch das Album führt.

Natalia Mateo: De Profundis CoverLeicht, schmeichelnd und gleichzeitig sehnsuchtsvoll-suchend erfasst die Sängerin Erfahrungen und Stimmungen. Manchmal klingt es fast nach Fado, ein andermal nach sich aufbäumenden, schrillen Ton-Gebilden. Häufig pendelt Mateo zwischen samtweicher Zartheit und kraftvoll-klarem Sound. Sie wird begleitet von ihrer Band (Simon Grote – Piano, Dany Ahmad – Gitarre, Christopher Bolte – E-Bass, Felix Barth – Bass, Fabian Ristau – Schlagzeug), reduziert und häufig sparsam instrumentiert. Sie verstärken zusammen mit Saxofonist Sebastian Gille klar und unaufgeregt die fast intimen Stimmungen und Tendenzen der Songs. Sehr gelungen.

Aufregend wird es bei „I will always love you“ – der Dolly-Parton-Klassiker, den jeder kennt, klingt bei Mateo so anders und neuartig, dass es lange dauert, bis man ihn überhaupt erkennt – aber dann wirkt er eindringlich und modern. Als Bonus gibt es noch einen Titel in Deutsch – “Du musst das Leben nicht verstehen“: ruhig, melan- cholisch und dennoch hoffnungsvoll.

Natalia Mateo selbst sieht das Album zwischen zwei Polen: zwischen Melancholie und punkig-rotzig-frechen Klängen. Was sie mit ihrer Band letztlich dazwischen gepackt hat, klingt ziemlich großartig.

Sabine Meinert

Video zum Album: