Alan Harris ©PR/Heather Sullivan

Allan Harris: Black Bar Juke Box

Ist das Bastard-Musik? Klar! Das ist kein reinrassiger Jazz und auch kein wirklicher Blues. Dafür hat Allan Harris zu viele Popelemente eingebaut. Der schwarze Sänger und Gitarrist aus Brooklyn nennt nicht umsonst den Vater des weißen Ohrenschmalzes, Tony Bennett, als sein wichtigstes Vorbild.

Aber egal: Das aktuelle Album klingt wie aus einem Guss und brilliert mit wunderschöner Musik. Highlight ist Bernie Taupins „Take me to the pilot“ – ein Song den von Elton John über José Feliciano bis Al Jarreau jede Menge Stimmakrobaten eingespielt haben.

AlanHarris-CoverDas Album hat einen durchgehenden Groove, der einen jederzeit mitnimmt. Gewöhnungsbedürftig sind die Passagen in denen Harris seine Croonerqualitäten allzu sehr strapaziert. Dann zieht er die Töne als hätte sich Tony Bennett noch zwei Schmalzkringel mehr zum Frühstück einverleibt.

Die Band ist wirklich klasse: Keyboarder Pascal Le Boeuf beherrscht von der Hammond B3 bis zum Fender Rhodes alle gängigen Tasteninstrumente. Gitarrero Yotam Silberstein ist ein gediegener Solo- und Akkordakrobat. Auch die Rhythm-Section agiert zuverlässig.

Für einen New Yorker Musiker klingt das Album fast schon abenteuerlich entspannt – trotz des immer wieder brodelnden und zischenden Soundteppichs. Der wurde anscheinend vom Erfolgsproduzenten und Grammy-Gewinner Brian Bacchus geglättet – einem Mainstreamroutinier, der schon Nora Jones und Gregory Porter zum Erfolg verholfen hat.

Übrigens: Harris‘ Tante Kate gehörte in N.Y.C. das Restaurant „Home Cooking“ das für den Titel und das Cover von Jimmy Smith legendärem 1959er Album herhalten musste – dort soll er auch Louis Armstrong kennen gelernt haben. Aber: Was zählt ist einzig Harris‘ Musik – und die ist hervorragend. Live ist er ist der Mann mit der Samtpapier-Stimme sogar eine richtige Granate.
Willy Theobald

Foto: PR/Heather Sullivan

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